2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Der Püchersreuther Trainer Sebastian Schell will sich mit seiner Elf durch die Coronawirren nicht vom Weg in Richtung Kreisklasse abbringen lassen.
Der Püchersreuther Trainer Sebastian Schell will sich mit seiner Elf durch die Coronawirren nicht vom Weg in Richtung Kreisklasse abbringen lassen. – Foto: Rainer Rosenau

„Meine Jungs waren und sind immer heiß, zu trainieren!“

FuPa möchte im Rahmen einer Befragung Einblicke geben, wie die Vereine das wegen Corona mehr als verrückte Fußballjahr 2020 erlebt und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.

Sebastian Schell, seines Zeichens Coach des TSV Püchersreuth, ist der nächste Gesprächspartner im Rahmen einer Interviewreihe, in der wir mit Vereinen aus unserem Einzugsgebiet zurückschauen auf ein Fußballjahr, das sich hoffentlich so nicht mehr wiederholt. Der Chefanweiser des Tabellenzweiten der A-Klasse Ost hofft, dass das große Ziel, nämlich der Aufstieg in die Kreisklasse, durch Corona nicht verhindert, sondern eben im kommenden Jahr realisiert werden kann. Dabei kann er auf ein Team bauen, das trotz der pandemiebedingten Unwägbarkeiten sowohl im Training, als auch im Spiel immer hochmotiviert zur Sache geht.

Sebastian, das Fußball-Jahr 2020 - ein Jahr, das man ohne Zweifel in die Kategorie „schnell vergessen“ einordnen kann. Wie sieht Dein ganz persönliches Resümee aus?

Sebastian Schell (36): Das war natürlich ein Jahr, das ich so noch nicht mitgemacht habe. Gerade die Ungewissheit und Unplanbarkeit war ein nerviger Faktor. Eigentlich wollten wir im Mai unser großes Ziel Aufstieg verwirklichen, was jetzt hoffentlich nur aufgeschoben ist.


Auch wenn nur wenige Spieltage absolviert wurden, bist Du zufrieden mit der sportlichen Ausbeute heuer?

Wenn du in 16 Spielen nur einmal verlierst, dann aber in den vier Partien 2020 zweimal als Verlierer vom Platz gehst, kann die Bilanz nur als durchwachsen definiert werden. Ich kann meinen Jungs aber nur wenige Vorwürfe machen, weil bei den beiden Niederlagen auch viel Pech dabei war. Dennoch haben wir zu selten unser Potential in dieser kurzen Phase abgerufen.


Wie war die Reaktion Deiner Mannschaft auf die hohen Fallzahlen in unserer Region? Gab es Spieler, die keinesfalls trainieren oder spielen wollten, oder andere, die unter Einhaltung der Hygienebestimmungen dennoch „ganz normal“ weiter machen wollten?

Meine Spieler waren und sind immer heiß, zu trainieren. Unter 12 Trainingsteilnehmer gibt es bei uns eigentlich nie. Dementsprechend muss ich das Lob an die Truppe weitergeben, die sich diszipliniert an die Richtlinien gehalten hat und immer Spaß an den Einheiten hatte.


Gibt es schon Planungen, wie es nach einer Freigabe des Trainingsbetriebes weiter gehen wird bei Euch?

Ich habe langsam mit der Wintervorbereitung fürs Frühjahr angefangen, aber die anfangs schon erwähnte Planbarkeit fehlt einfach. Da wäre ein Zeichen des Verbandes schon gut, wie es mit dem Ligapokal weitergeht. Dann könnte man konkreter vorgehen. Beispielsweise sind wir auch gern im tschechischen Nachbarland auf Kunstrasen unterwegs, aber aufgrund der aktuellen Situation weiß ich noch gar nicht, ob und wann wir da rüber dürfen. Für heuer ist nichts mehr geplant.


Wie haltet ihr euch während der Winterpause fit?

Jeder ist da „seines eigenen Glückes Schmied“ und für sich selbst verantwortlich. Wenn wir dürfen, fangen wir Mitte Januar wohl wieder mit freiwilligen gemeinsamen Laufeinheiten an.


Wie haltet ihr überhaupt Kontakt in Zeiten von Corona?

Da ja fast nur Püchersreuther im Kader sind, laufen wir uns oft genug über den Weg und kommen uns da oft genug in die Quere! Dazu fällt natürlich der ein oder andere blöde Spruch über die sozialen Medien untereinander, der den Kontakt dann wieder belebt.

Wie bewertest Du die Entscheidung des BFV, als einziger Landesverband in Deutschland die Saison nicht abzubrechen?

Im Nachhinein war das wohl gut, denn sonst hättest du jetzt wieder Probleme, die neu angefangene Saison durchzuprügeln. Für uns persönlich als punktgleicher Zweiter wäre ein Abbruch schon eine Katastrophe gewesen, egal wie eine Wertung ausgesehen hätte. Denn auch ein Aufstieg am grünen Tisch ist einfach nicht das Gleiche.


Eine Möglichkeit, dem pandemie- oder wetterbedingten Terminstress mit womöglich vielen Nachholspielen zu entgehen, wäre der Wegfall des Ligapokals. Wie stehst Du dazu? Seid Ihr noch dabei oder habt Ihr Euch schon abgemeldet?

Wir sind noch angemeldet. Ich bin aber der Meinung, dass dieser Pokal wohl nicht mehr haltbar ist und man sich auf die regulären Spieltage konzentrieren sollte.


Habt Ihr Sorgen, dass einige Spieler im neuen Jahr überhaupt keine Lust mehr auf Fußball haben? Oder haben sich gar schon welche verabschiedet?

Nein, den Jungs bedeutet der Fußball und die Gemeinschaft sehr viel. Die fühlen sich alle wohl. Der ein oder andere ältere Akteur tritt etwas kürzer, was aber auch ohne den Virus so gekommen und geplant gewesen wäre.


Hat Corona negative Auswirkungen im finanziellen Bereich bei Deinem Verein erzeugt? Wenn ja, könnt ihr die Ausfälle überhaupt kompensieren?

Da kann ich leider nicht weiterhelfen.


Wie gehst Du ganz persönlich mit der Pandemie um?

Naja, so wie die meisten. Versuchen diszipliniert zu sein, was manchmal mehr, manchmal weniger einfach ist und gerade bei Risikogruppen im Umfeld besonders vorsichtig agieren. Und dann natürlich hoffen, dass alles bald vorbei ist und wieder bessere Zeiten kommen.

Aufrufe: 026.11.2020, 11:00 Uhr
Werner SchaupertAutor