2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht

„Don Jupp“ als Starthilfe für Kreisliga

Nach 126 Bundesliga-Minuten auf Schalke unter Trainer Heynckes und Wanderjahren ist Abdul Iyodo zum Nittenauer geworden.

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Es ist bekanntlich gar nicht so einfach, an die Handy-Nummer eines ehemaligen Bundesliga-Profis zu kommen. Obwohl der schon 38 ist und nur noch in der Kreisliga kickt. Doch im weiten Rund zwischen Eschlkam und Walderbach hat der Nigerianer Abdul Iyodo im Dress des TSV Nittenau schon für Aufsehen gesorgt. Bei Nittenaus Abteilungsleiter Andreas Schönberger schrillten gleich die Alarmglocken bei unserem Anruf: „Ihr werbt ihn mir jetzt nicht ab oder?“ – Um Gotteswillen, wir wollten nur mit ihm reden. „Wir haben ihn vor zwei Jahren von der SG Regental verpflichtet und er hat sich super eingelebt bei uns. Das ist ein Pfundskerl.“

Glauben wir sofort, denn von Ex-Bundesliga-Kickern ist die örtliche Kreisliga nicht gerade überflutet. Stachesrieds spielender Trainer Antonin Dvorak, Ex-Bayernliga-Kicker beim Jahn und FC Bad Kötzting, samt Further CZ-Legionäre fallen uns ein zum Vergleich. Doch wer auf Schalke (Saison 2002/2003) immerhin 126 Erstliga-Minuten unter Jupp Heynckes bestritten hat, der fällt halt auf, jen- und diesseits des Regentals. Obwohl Ex-Bezirksligist TSV Nittenau mit dem Ex-Schalker schwer gegen den Abstieg strampelt. Kein Wunder, dass sie ihn beim TSV langfristig binden wollen, nach der Winterpause gar als Co-Trainer.


Im Alter von 38 ist die Liga egal


Die Erfahrung, die Abdul Iyodo mitbringt, sei unbezahlbar: „Der macht Tore, das glaubst du nicht. Vor allem seine Kopfballstärke sucht in der Kreisliga ihresgleichen. Aber er ist sehr verletzungsanfällig“, so Schönberger.

Abdul Iyodo gibt den Lorbeer natürlich artig zurück: „Ich bin nicht mehr der jüngste. Ich habe in Nittenau tolle Leute kennen gelernt, bin super aufgenommen worden. Ganz ehrlich, mit 38 ist es mir egal, ob ich in der Kreisliga oder Bezirksliga spiele. Mir geht es nicht um Geld, sondern um den Spaß“, kann es der Mann einfach nicht lassen.

Als 17-Jährigen verschlug es den Nigerianer nach Marseille, ehe ihn Ex-Bundesligist Wattenscheid 09 nach Deutschland holte. Doch der Start im Pott war nicht einfach: „Ich hatte Probleme mit der Sprache, musste mich auch an die Lebensweise gewöhnen. Außerdem war es in Deutschland für mich so kalt.“

Dennoch war der Vollblutfußballer vom Schwarzen Kontinent damit drin im großen Kicker-Zirkus. 2002 war er ein Schalker, absolvierte vier Bundesliga-Einsätze. Wer hat das sonst noch in der Kreisliga Ost? Diese Zeit bei den „Knappen“ prägte Abdul Iyodo: „Ich hatte das große Glück unter Jupp Heynckes zu trainieren und zu spielen. Ich habe sehr viel von ihm gelernt“.


Rassismus in der Regionalliga


Dass es mit dem großen Durchbruch nichts werden sollte, führt Iyodo heute auf seinen jugendlichen Leichtsinn zurück: „Ich war nicht professionell genug, heute würde ich einiges anders machen“, bekennt der Neu-Nittenauer. In der Saison 2004/2005 tauchte Iyodo noch einmal im Profifußball auf, brachte es beim Karlsruher SC in der zweiten Bundesliga auf sieben Einsätze. Doch dann verschwand er von der großen Bühne: Regionalliga bei Wattenscheid 09 (2004 bis 2006) und beim SV Elversberg (2005 bis 2008). Daran sind die Erinnerungen weniger schön: „Ich wurde auch rassistisch beleidigt. Damals eine neue Erfahrung“, brach der gelernte Stürmer seine Zelte in Deutschland ab und kehrte 2010 in sein Heimatland Nigeria zurück.

Vor vier Jahren reifte der Entschluss, mit der Familie ins scheinbar gelobte Land zurückzukehren. „In Nigeria herrscht große Armut, die gesundheitliche Versorgung ist schlecht, ich wollte meiner Frau und meinen Kindern eine bessere Zukunft bieten“, kam das Angebot von Wattenscheid 09 gerade recht. Doch der Nigerianer blieb mit seiner Frau auf Wanderschaft. Als Facharbeiter ließ sich der Fußball gut verbinden, im Landkreis Cham wurde es ein Intermezzo beim SV Neubäu. Bei der SG Regental, die nun Nittenauer Ligarivale ist, blieb Iyodo ebenfalls nur kurz, ehe er jetzt beim TSV Nittenau heimisch geworden ist.

Aufrufe: 030.11.2017, 09:00 Uhr
Thomas MühlbauerAutor