2024-03-18T14:48:53.228Z

Allgemeines
– Foto: FuPa Stuttgart

FuPa-Medizincheck: Das Karpaltunnelsyndrom

FuPa-Serie / Regelmäßige Tipps und Infos rund um Verletzungen im Sport

Im FuPa-Medizincheck berichtet Dr. Simeon Geronikolakis über Verletzungen im Sport und wie diese behandelt werden können. In dieser Ausgabe geht es um das Karpaltunnelsyndrom.
Was ist das Karpaltunnelsyndrom?
Beim Karpaltunnelsyndrom (CTS oder auch Brachialgia paraesthetica nocturna genannt) handelt es sich um das mit Abstand häufigste Kompressionssyndrom eines peripheren Nervens. Betroffen ist hierbei der sogenannte Medianusnerv (Nervus medianus), der im Karpaltunnel, einer tunnelartigen, fest umschlossenen Röhre am beugeseitigen Handgelenk, eingeengt wird.

Was ist die Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom?
Die Einengung und Schädigung des Nervens kann entweder durch eine Druckzunahme im Karpaltunnel selbst verursacht werden oder durch Druck von außen. Wenn auch in mehr als der Hälfte der Fälle keine sichere Ursache gefunden werden kann, gibt es einige bekannte Faktoren, die dieses Engpass-Syndrom begünstigen, so zum Beispiel entzündliche oder rheumatische Erkrankungen (Sehnenscheidenentzündungen), hormonelle Veränderungen (Frauen in den Wechseljahren oder in der Schwangerschaft), Stoffwechselstörungen (Schilddrüsenfehlfunktion, Diabetes mellitus, Gicht usw.), Übergewicht oder ein anatomisch von Geburt an eng angelegter Karpaltunnel.
Eine Druckerhöhung im Karpaltunnel kann auch durch eine Verdickung des Retinaculum flexorum, des Bandes, das hohlhandwärts das Dach des Karpaltunnels bildet, verursacht werden oder auch durch ein Ganglion, einer gutartigen Geschwulstbildung. Andere Raumforderungen oder Tumore kommen eher seltener vor. Weitere Ursachen können eine vorausgegangene Verletzung am Handgelenk sein, beispielsweise ein Knochenbruch, unabhängig davon ob er in korrekter oder fehlerhafter Stellung verheilt ist, oder eine Arthrose am Handgelenk, diese evtl. auch als Spätfolge nach einer Verletzung.

Sind auch Sportler betroffen?
Auch Sportler können von einem Karpaltunnelsyndrom betroffen sein, insbesondere in Sportarten, wo die Hände zum Einsatz kommen, zum Beispiel beim Handball oder beim Basketball. Durch eine mechanische Überbeanspruchung können das Gewebe und die Strukturen (vor allem die Sehnen), die durch den Karpaltunnel verlaufen, sich entzünden und anschwellen, und somit zu einer Druckerhöhung im Karpaltunnel führen.
Auch Radsportler sind stark gefährdet, da das Handgelenk durch das Körpergewicht und die Lenkervibrationen sowie die geknickte Haltung stark belastet ist.

Welche Symptome treten auf?
Oft nachts oder bei Belastung auftretende Missempfindungen („Einschlafen der Hände“) und dann auch Schmerzen in der Hand sind typische Erstsymptome eines Karpaltunnelsyndroms. Bleibt eine frühzeitige Behandlung aus, können die sensiblen und motorischen Funktionseinschränkungen der Hand weiter zunehmen und sich mit Sensibilitätsverlust (Taubheit in den Fingern), Muskelschwund und Ungeschicklichkeit der Finger sowie einer Schwäche beim Greifen äußern.

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom diagnostiziert?
In erster Linie erfolgt eine körperliche Untersuchung, in der auch spezielle Tests wichtige Hinweise geben und Differentialdiagnosen, zum Beispiel eine Problematik an der Halswirbelsäule oder am Ellenbogen abgegrenzt werden können. Durch eine Ultraschall- und Röntgenuntersuchung können in der Folge mögliche Ursachen nachgewiesen oder ausgeschlossen werden. Besteht der dringende Verdacht eines Karpaltunnelsyndroms, wird die Diagnose durch eine Nervenleitgeschwindigkeitsmessung (NLG Messung) gesichert.

Wie wird das Karpaltunnelsyndrom behandelt?
Um eine fortschreitende und dauerhafte Schädigung des Nervens zu vermeiden, sollten die ersten Symptome ernst genommen und es sollte baldmöglichst mit der Behandlung begonnen werden.
In leichteren Fällen kann mit dem Ziel einer Abschwellung und Entzündungshemmung eine konservative Therapie stattfinden, unter anderem mit einer (initial nur) nächtlichen Ruhigstellung in einer angepassten Schiene und ggf. auch einer medikamentösen Therapie.
Kommt es hierdurch zu keiner Beschwerdebesserung bzw. ist das Krankheitsbild schon fortgeschritten, kommt nach entsprechender Abwägung in letzter Instanz eine Operation in Betracht. Es handelt sich dabei um einen relativ schnellen und unproblematischen Eingriff, der üblicherweise in Regionalanästhesie (also unter lokaler Betäubung) durchgeführt wird.
Bei der meist offenen aber auch endoskopisch möglichen Operation wird das Karpalband, das Retinaculum flexorum, das den Karpaltunnel hohlhandwärts begrenzt, unter Schonung der anliegenden Gefäße und Nervenäste vorsichtig komplett durchtrennt und der Nerv von Verwachsungen gelöst. Hierdurch wird eine Druckentlastung im Karpaltunnel herbeigeführt und der bis dahin darin eingeengte Nerv kann sich mit der Zeit im besten Fall vollständig wieder erholen.

Informationen zu Dr. Simeon Geronikolakis

Der in der Privatpraxis Dr. Geronikolakis in Ludwigsburg praktizierende und nicht nur in Fußballerkreisen bekannte Sportmediziner und Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie kümmert sich schon seit vielen Jahren um die Betreuung von Spitzensportlern und Vereinen aus unterschiedlichen Sportarten und Klassen.

Große Erfahrung und spezielle Kenntnisse beruhen bei Dr. Geronikolakis auch auf seine langjährige und sehr intensive sowie umfangreiche Tätigkeiten im Fußball, zum Beispiel als Verbandsarzt des württembergischen Fußballverbandes (wfv), Referent in der Fußball-Lizenztrainerausbildung, Mannschaftsarzt beim VfB Stuttgart und Nationalmannschaftsarzt der DFB Junioren (u.a. Team-Arzt der deutschen U15, U18, U19 und U20 Nationalmannschaft).

Über Jahre wirkte Dr. Geronikolakis auch als betreuender Arzt der Kaderathleten des Olympiastützpunktes Stuttgart, Nationalmannschaftsarzt der deutschen Mannschaft der rhythmischen Sportgymnastik und leitender Arzt des entsprechenden Nationalmannschaftszentrums.

Ferner übernahm er die medizinische Betreuung von mehreren nationalen und internationalen Sportereignissen (u.a. Welt- und Europameisterschaften in vielen unterschiedlichen Sportarten) und ist als Universitätsdozent und Referent in der Ausbildung von Sportphysiotherapeuten tätig sowie als ärztlicher Leiter beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

Nähere Infos über Dr. Geronikolakis unter www.dr-geronikolakis.de oder www.fussballarzt.de

Hierüber oder unter mail@dr-geronikolakis.de ist für unsere FuPa-Leser auch eine Terminvereinbarung möglich.

Aufrufe: 026.11.2020, 14:00 Uhr
FuPa / Heiko SchmidtAutor