2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Elias Tiedeken beim Landesliga-Relegationsspiel zwischen dem FC Ehekirchen und BSK Olympia Neugablonz Ende Mai. Für den 21-Jährigen war es das Spiel mit den bisher meisten Zuschauern.  Foto: Walter Brugger
Elias Tiedeken beim Landesliga-Relegationsspiel zwischen dem FC Ehekirchen und BSK Olympia Neugablonz Ende Mai. Für den 21-Jährigen war es das Spiel mit den bisher meisten Zuschauern. Foto: Walter Brugger

Ein pfiffiger Polizist

Mit 21 Jahren leitet Schiedsrichter Elias Tiedeken bereits Spiele in der Bayernliga und in der A-Jugend-Bundesliga +++ Davon profitiert er auch in seinem Beruf +++ Der Neusässer hat noch große Pläne

650 Spiele in neun Jahren. Die Zahlen sprechen für Elias Tiedeken. Der 21 Jahre alte Polizeimeister aus Neusäß ist Schiedsrichter, seit er zwölf ist. Inzwischen leitet er Spiele bis zur Bayernliga und in der Junioren-Bundesliga. Im Januar hat ihn die Schiedsrichtergruppe Augsburg zum zweiten Mal zum Schiedsrichter des Jahres gewählt.

Tiedeken, schlank, braune Haare und ein aufmerksamer Blick, ist hoch aufgeschossen. „Ich war schon immer recht groß gewachsen, das war mein Vorteil. Dadurch bin ich nicht so jung geschätzt worden“, erzählt der Neusässer. Mit 13 pfiff er zum ersten Mal ein Herrenspiel.

Für den Polizisten aus Neusäß ging es als Schiedsrichter steil bergauf, auch wenn diese Karriere eher zufällig und etwas holprig begann. „Ich war mit zwölf recht umtriebig, mir hat ein Hobby gefehlt. Das haben zumindest meine Eltern gesagt“, erinnert er sich. Tiedeken, der zuvor selbst Fußball gespielt hatte, meldete sich für einen Schiedsrichterkurs an – und rasselte durch den Regeltest. Im zweiten Anlauf bestand er. Es folgten Juniorenspiele und erste Herrenspiele. Dann pfiff er zwei Jahre lang in der Kreisliga, zwei in der Bezirksliga, zwei in der Landesliga und jetzt das erste Jahr in der Bayernliga. Dazu kommen Partien in der Bundesliga der B- und der A-Jugend. An ein Ende will Tiedeken nicht denken. „Komplett das Ganze aufgeben wird nie eine Option sein“, sagt er.

Dass er schon als Schüler als Schiedsrichter unterwegs war, hilft Tiedeken auch im Beruf. Ende Februar hat er seine Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Königsbrunn abgeschlossen, seit 1. März ist er als Streifenpolizist in Augsburg im Einsatz. „Ich habe vorher schon die Erfahrung mit Leuten gehabt, die nicht mit einem zufrieden sind“, erzählt Tiedeken.

Seine Leistungen als Schiedsrichter werden honoriert – nicht nur durch den raschen Aufstieg in die hohen Amateurklassen. Er sei das vielleicht größte Talent der Schiedsrichtergruppe, sagt Obmann Thomas Färber über den Mann, der für den TSV Neusäß pfeift: „Er hat sich über Jahre hinweg weiterentwickelt und auf dem Fußballplatz und außerhalb eine sehr gute Kommunikation aufgebaut. Er weiß, wie er unterschiedliche Leute behandeln muss, und wird wahrgenommen, als Autoritätsperson und als Partner.“

Tiedeken ist keiner, der ständig hervorhebt, was er geschafft hat. Doch er ist auch keiner, der sich unter Wert verkauft. „Ich weiß, der Schiedsrichter wird ab seiner Ankunft am Sportplatz beobachtet“, sagt der 21-Jährige. „Ich versuche, mich selbstbewusst zu geben und mit dem Auftreten zu punkten.“ Seine Aufgabe nimmt er sehr ernst: „Wenn ich auf dem Platz stehe, will ich meine Leistung bringen. Das bin ich den Vereinen schuldig.“

Elias Tiedeken ist ehrgeizig. In der Bayernliga soll noch nicht Schluss sein. Der Neusässer beobachtet Spiele in der Bayernliga und in der Regionalliga, um von erfahrenen Kollegen zu lernen.

Wenn der 21-Jährige auf dem Platz eine Entscheidung trifft, stehen ihm auch Spieler gegenüber, die deutlich älter sind und im Fußball viel mehr Erfahrung gesammelt haben. Auch Ex-Profis sind darunter. „Man muss ihnen klar machen, dass sie keine Sonderrechte haben, nur weil man selber jünger ist“, sagt Tiedeken. Er setzt darauf, in den ersten zehn Spielminuten souverän aufzutreten: „Dann merken die Spieler schnell, dass sie sich heute aufs Spiel konzentrieren.“ Ansonsten hilft ihm Distanz. Gerade, wenn es ernster wird. Tiedeken siezt ältere Spieler.

Vor einigen Wochen leitete er ein Landesliga-Relegationsspiel zwischen Ehekirchen und Neugablonz mit mehr als 700 Zuschauern. Zu einer Regionalliga-Partie in Schweinfurt, die er als Linienrichter begleitete, waren mehr als 5000 Menschen gekommen. So viele Menschen auf einmal schauten Tiedeken bislang bei seinem Hobby zu. Es sollen noch mehr werden. Der Neusässer will weiter aufsteigen. Sein Traum ist es, einmal im Profibereich zu pfeifen oder als Assistent an der Seitenlinie zu stehen. Schiedsrichter-Obmann Färber traut ihm diese Entwicklung zu. Eine Prognose will Färber nicht abgeben, er hält das für unseriös: „Da kommen ganz viele Faktoren zusammen.“ Doch bei einem ist sich Färber sicher: „Die Bayernliga wird nicht Endstation sein.“

Aufrufe: 024.6.2017, 10:57 Uhr
Augsburger Allgemeine / Sebastian MayrAutor