Neuried – Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat im gesamten Sport zu einer kollektiven Ausnahmesituation geführt, der Umgang mit den zunächst unterbrochenen Ligen variiert jedoch von Verband zu Verband. In den ersten drei deutschen Fußball-Ligen wurde die Saison vor leeren Stadien zu Ende gespielt, darunter entschied jeder Landesverband unterschiedlich. Während über die verschiedenen Lösungen kontrovers diskutiert wurde und noch immer wird, war von den Futsalern monatelang wenig zu hören. „Eine Entscheidungsfindung lag vermutlich lange in den Sternen, da der Süddeutsche Fußballverband mit Sicherheit die Entwicklungen in den jeweiligen Bundesländern und die Vorgehensweisen der jeweiligen Verbände abgewartet hat“, vermutet Mathieu Jerzewski, Trainer des Futsal-Regionalligisten TSV Neuried.
Die Regionalliga Süd befindet sich unter dem Dach des Süddeutschen Fußballverbandes (SFV), einem von fünf deutschen Regionalverbänden, an dessen Spitze seit 2011 BFV-Präsident Rainer Koch steht. Der SFV besteht aus fünf Landesverbänden aus Bayern (Bayerischer Fußballverband), Hessen (Hessischer Fußballverband) und Baden-Württemberg (Badischer Fußballverband, Südbadischer Fußballverband, Württembergischer Fußballverband). Ende Juni entschied sich der SFV nach Abstimmung mit den zehn teilnehmenden Vereinen der Regionalliga Süd schließlich für einen Saisonabbruch und die Aussetzung der Abstiegsregelung. Zu diesem Zeitpunkt wären noch drei Spiele zu absolvieren gewesen, zwei Vereine waren rechnerisch bereits abgestiegen, hielten dadurch aber die Klasse. In der kommenden Saison wird die Liga nun von zehn auf 13 Mannschaften aufgestockt.
Eine gute Lösung? „Eine Aufstockung der Liga auf 13 Teams bringt gewisse Herausforderungen mit sich, finanziell und auch organisatorisch. Es sind pro Team nun statt 18 Spielen 24 mögliche Spiele, bei 13 Teams finden im Normalfall 26 Spieltage statt. Rein theoretisch wäre es möglich gewesen, dass zwei schon feststehende Absteiger in der neuen Saison eine Liga drunter spielen. Das Wichtigste ist aber, dass nun Planungssicherheit besteht“, analysiert Jerzewski. Er zeigt sich erfreut, dass mit dem nach der Quotienten-Regelung ermittelten Bayernliga-Meister Beton Boys München, dem dritten Aufsteiger neben dem ASC Neuenheim aus Heidelberg und dem Futsal Club Stuttgart ein Verein aus der nahen Umgebung dabei ist: „Somit erübrigt sich eine lange Auswärtsfahrt.“ Wie genau die kommende Saison aussehen wird, ist aber noch offen. Jerzewski ist skeptisch, ob ausgerechnet in der unsicheren Corona-Lage ein aufgeblähter Spielplan umzusetzen ist: „Eine reguläre Spielzeit mit 26 Spieltagen kann ich mir Stand jetzt nicht vorstellen. Hier müssen wir auf weitere Informationen seitens des SFV warten.“
Möglich wäre eine Umstellung der in der Regel von Ende September bis Ende März ausgetragenen Spielzeit auf eine Art Turnierform. Verschiedene Szenarien werden derzeit diskutiert. Besonders spannend wird die kommende Saison deshalb, weil sich die besten Teams für die Futsal-Bundesliga qualifizieren, die 2021/2022 eingeführt werden soll. Jerzewski stellt fest: „Generell professionalisiert sich der Futsal in Deutschland. Einige Vereine sind schon dabei, nicht nur auf sportlicher Ebene die nächsten Schritte zu wagen, auch finanziell, infrastrukturell und organisatorisch setzen sie neue Maßstäbe.“ Eindeutige Kandidaten für die Bundesliga sind etwa der amtierende Deutsche Meister TSV Weilimdorf und der SSV Jahn Regensburg, die als Erstplatzierte der Regionalliga Süd an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen, die vom 13. bis 16. August in Duisburg ausgetragen wird. Der Deutsche Meister sichert sich einen Startplatz in der Uefa Futsal Champions League.
Ganz so hohe Ambitionen hat der TSV Neuried nicht. Jerzewski: „Für uns gibt es definitiv eine machbare Sache: Etablierung in der Regionalliga Süd.“ Die Grün-Weißen hatten in der drei Spieltage vor Saisonende abgebrochenen Spielzeit bereits zwei Zähler mehr auf dem Konto (19) als in ihrer ersten Regionalliga-Saison 2018/19. Jerzewskis Saisonfazit: „Wir haben das zweite Jahr Fustal-Oberhaus gut gemeistert, hätten aber durchaus in einigen Spielen auch punkten können. Letztendlich freuen wir uns riesig, ein drittes Jahr in Folge erstklassig zu sein.“ (TOBIAS EMPL)