2024-05-10T08:19:16.237Z

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Heiß her ging es am Samstag beim Jubiläumsspiel zwischen dem TSV Neukirch und der Traditionself des VfB Stuttgart. Foto: Scharpenberg
Heiß her ging es am Samstag beim Jubiläumsspiel zwischen dem TSV Neukirch und der Traditionself des VfB Stuttgart. Foto: Scharpenberg

Mit Kampfgeist und Leidenschaft

Seit 50 Jahren gibt es die Fußballabteilung des TSV Neukirch. Über das Jubiläumsspiel gegen die Traditionself des VfB Stuttgart freute sich ein 83-Jähriger ganz besonders.

Neukirch / - Ein paar Trikotsätze und zusammengewerkelte Tore – mehr stand bei der Gründung der Fußballabteilung des TSV Neukirch vor 50 Jahren nicht zur Verfügung. Reinhold Hasler baute die Vereinsabteilung in den folgenden Jahren immer weiter aus. Der heute 83-Jährige war am vergangenen Samstag einer der Ehrengäste, die die Altherren des TSV bei ihrem Jubiläumsspiel gegen die Traditionself des VfB Stuttgart anfeuerten.

Der symbolische Anstoß erfolgte durch Marcus Franz vom TSV Neukirch. Der 33-Jährige war einst Kapitän und bester Torschütze der Meistermannschaft von 2008, ehe er einige Jahre später bei einem Motorradunfall sein rechtes Bein verlor. Für ihn war es ein letztes großes Abschiedsspiel – und er sah, wie seine Teamkollegen gut ins Spiel starteten.

Die Neukircher hatten zu Beginn viel Ballbesitz und tauchten nach langen Bällen gleich mehrmals vor dem Tor von Stuttgarts Keeper Christof Weber auf, der durch sein gutes Stellungsspiel jedoch alle Aktionen entschärfte. Die Stuttgarter probierten es zunächst über die Außenbahnen, wurden dem kompakt stehenden TSV aber zunächst nicht gefährlich. Im Gegenzug setzten die Neukircher in der 21. Minute das erste Ausrufezeichen. Eine Flanke von links außen landete bei Sebastian Kogel, der am rechten Strafraumrand die Ruhe bewahrte und, genau wie im entscheidenden Spiel der Meistersaison 2008, die Führung schoss.

Ohne Buchwald und Hitzlsperger

Der VfB drängte anschließend auf den Ausgleich und kam durch den Portugiesen Roberto Pinto, der 1999 seine Debütsaison bei den Schwaben absolviert hatte, das ein oder andere Mal gefährlich vor das Neukircher Tor. Die entscheidende Aktion setzten zunächst aber zwei andere Akteure: Nach einer guten Einzelaktion an der linken Strafraumseite legte Stuttgarts Jörg Wolf den Ball in der 28. Minute quer auf Andreas Hinkel, der unbedrängt zum Ausgleich einschieben konnte. Unbeeindruckt vom erstarkten VfB gelangen den Neukirchern in kürzester Zeit zwei Abschlüsse, die Weber jedoch ohne größere Probleme parierte. Und dann war es schließlich einmal mehr Roberto Pinto, der sich in der 34. Minute nach einem Zuspiel von Andreas Hinkel im Laufduell gegen Neukirchs Nicolas Horn durchsetzte und die 1:2-Führung erzielte.

Nach dem Seitenwechsel fanden die Neukircher nicht gleich zurück ins Spiel. Wenn ihnen Aktionen gelangen, dann stets über die Außenbahnen, doch die entscheidenden Bälle konnten die kompakt stehenden Stuttgarter immer wieder verteidigen. Den Spielern machten die Temperaturen jenseits der 30 Grad zu schaffen – auch den Stuttgartern, deren Leistungssportzeiten, wie im Fall des 68-jährigen Roland Moll, schon einige Jahrzehnte zurückliegen.

Letztere erspielten sich immer wieder Abschlüsse aus der zweiten Reihe, doch die großen Chancen hatte gegen Ende der Partie der TSV. Kurz vor Abpfiff kam Klemens Kollmann frei zum Kopfball und verfehlte das Tor nur knapp. Weber wäre in dieser Situation wohl geschlagen gewesen.

"Unser Ziel war es", erzählte Marcus Franz nach dem Spiel, "den Zuschauern und den Verantwortlichen dieses Vereins ein schönes Match zu zeigen und ihnen dadurch etwas zurückzugeben." Zweifelsohne hat der TSV an diesem Samstag Kampfgeist und Leidenschaft bewiesen. Zwei Attribute, die Marcus Franz selbst wie kaum ein Zweiter im Verein verkörpert. Schließlich blieb er seinen Mannschaftskollegen auch nach seinem Unfall treu, engagiert sich im Verein und ließ sich am Ende seines Abschiedsspiels auch noch ins Tor einwechseln.

Andreas Hinkel vom VfB beurteilte die Leistung seiner Mannschaft hingegen etwas kritischer. "Wir haben heute unter schwierigen Bedingungen gespielt", fasste Hinkel, der bis vor Kurzem U23-Trainer der Schwaben war, zusammen. "Dadurch, dass wir weniger Mann waren als sonst, mussten bei dieser Hitze alle durchspielen." In der Tat fehlten an diesem Samstag einige namhafte Spieler der Stuttgarter Traditionself, darunter Guido Buchwald, Kevin Kuranyi und Thomas Hitzlsperger, der derzeit als Sportvorstand mit den VfB Profis im Trainingslager weilt. "Wir wollen den Zuschauern immer ein schönes Spiel zeigen", ergänzte Peter Reichert, der den VfB seit 15 Jahren in verschiedenen Funktionen, etwa als Fanbeauftragter, unterstützt. "Deshalb ist uns ein 6:5 natürlich lieber, als ein umkämpftes 2:1. Aber die starken Neukircher haben uns nicht mehr Tore schießen lassen."

Zufrieden mit der Leistung seiner Jungs zeigte sich auch Reinhold Haser, der das Spiel von der Tribüne aus verfolgt hatte. Als er im Jahr 1969 ein Fußballfeld mit den Maßen 67 auf 42 Meter bereitstellte, ahnte kaum einer, wie prächtig sich der Fußball in Neukirch in den darauffolgenden Jahrzehnten entwickeln würde. Umso erfreuter sei er, zu sehen, wie die Fußballabteilung heute dasteht. Eine Erfolgsgeschichte, für die er einst den Grundstein legte.

Aufrufe: 030.6.2019, 19:00 Uhr
Schwäbische Zeitung / Johannes KienzlerAutor