2024-05-08T14:46:11.570Z

Ligabericht
Oliver Mahrt steigt im letzten Spiel vor der Coronapause zum Kopfball hoch.
Oliver Mahrt steigt im letzten Spiel vor der Coronapause zum Kopfball hoch. – Foto: Berthold Gebhard

Neckarbischofsheim auch ohne Corona über dem Strich

Landesliga Rhein-Neckar +++ Oliver Mahrt blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück +++ Nächste Runde droht die Mammutaufgabe mit 36 Punktspielen

Was es heißt, einem Geisterspiel ganz nahe und doch weit entfernt zu sein, hat Oliver Mahrt mit seinem Vater Klaus Mitte Februar hautnah erleben dürfen. Damals wollten die beiden das Champions League Spiel zwischen Paris St. Germain und Borussia Dortmund besuchen, mussten kurzfristig aber dem Prinzenpark fernbleiben, da die Partie unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand.

"Mein Chef hat mich danach vorsorglich zwei Wochen in Quarantäne geschickt, zum Glück hatten wir uns aber nicht infiziert", berichtet Mahrt von der Zeit danach, als Corona nach und nach alles bestimmte. Seit dieser Zeit hat der Spielertrainer des TSV Neckarbischofsheim keine Einheit abgehalten, der Landesligist steht unverändert auf dem elften Tabellenplatz. Wenn nun die Saison am 20. Juni beim außerordentlichen Verbandstag wie erwartet beendet wird, schließt der TSV wahrscheinlich auf Platz zwölf seine Landesliga-Premierenrunde ab. Aufgrund der dann angewendeten Quotienten-Regelung würde der FV Brühl vorbeiziehen. Die Neckarbischofsheimer werden es verschmerzen können, da sie so oder so in der Liga bleiben dürfen und selbst bei Absteigern hätten sie die Klasse mit ihren erreichten 22 Zählern gehalten.

"Es freut mich, dass wir über die komplette Saison über dem Strich standen, auch wenn die Tendenz zuletzt fallend war", erwähnt Mahrt. Die anvisierte Lösung ohne Absteiger, mit den jeweiligen Tabellenführern als Aufsteiger, hält er für in Ordnung, allerdings hätte er das Maß an einer anderen Stelle angelegt. "Meines Erachtens wäre es fairer gewesen die Vorrundentabelle zu werten, da zu diesem Zeitpunkt jeder einmal gegen jeden gespielt. Mittlerweile gab es ein paar Rückrundenspiele und da kann ein Klub gegenüber einem anderen durchaus im Vorteil sein, da er womöglich nicht ganz so starken Gegner ein zweites Mal gegenüberstand."

Eine Folge der zu erwartenden Wertung ist die Aufstockung der Landesliga von 17 auf 19 Mannschaften. Das bedeutet 36 Spiele pro Team und wegen der zwei spielfreien Wochenenden einen 38 Spieltag umfassenden Kalender. "Für unseren dünnen Kader ist das gelinde gesagt eine Katastrophe, aber auf der anderen Seite gibt es zwei Heimspiele mehr und man kann die Ausfälle der alten Runde zumindest etwas aufholen", betrachtet Mahrt die Lage und stellt seine Schützlinge schon jetzt auf die Mammutaufgabe ein, "ich sehe das nicht als unmöglich an und hoffe, dass die Jungs an die sehr guten Leistungen der Vorrunde anknüpfen können. Es ist zudem die Belohnung für eine gute Saison mit einem weiteren Jahr in der Landesliga."

Die Konkurrenz hat dagegen fast durch die Bank weg bessere personelle Voraussetzungen. Neckarbischofsheim hat einen der kleinsten Kader überhaupt, was bei den zahlreichen englischen Wochen der Runde 2020/21 zum Nachteil werden könnte. Um diesen Nachteil zumindest ein klein wenig besser aussehen zu lassen, sind die Verantwortlichen an zwei, drei potenziellen Neuzugängen dran. "Einer davon hat etwas Landesliga-Erfahrung", verrät der Coach, der die Erwartungen an etwaige Neue allerdings herunterschraubt, "wir wollen einfach etwas breiter aufgestellt sein."

Finanzielle Balanceakte wird es beim TSV nicht geben, er befindet sich im Vergleich zur Ligakonkurrenz damit ganz klar im Hintertreffen. Vielleicht ist in dieser Hinsicht die Coronakrise aber sogar eine Chance. "Bei vielen Vereinen steht womöglich ein Umbruch an, wenn man bedenkt, dass die Sponsoren nach der Krise vielleicht etwas zurückstecken müssen", glaubt Mahrt, der in diesem Fall den eigenen Klub gesund aufgestellt sieht, "etwaige finanzielle Einbußen treffen uns in dieser Hinsicht weniger als andere."

Derweil ruht in Neckarbischofsheim der Ball komplett. Ein Kleingruppentraining gibt es nicht. "Der Spaß am Fußball ist unter diesen Voraussetzungen nicht zu vermitteln", sieht der TSV-Coach keinen Sinn im kontaktlosen Training, "außerdem fehlt das richtige Zusammensein vor und nach dem Training, was unseren Sport genauso sehr ausmacht wie das Spiel an sich."

Für Mahrt selbst ist die Pause jetzt schon die längste in seiner knapp 20-jährigen Seniorenzeit. "Ich hatte noch nie drei, vier Monate am Stück ohne Fußball zu überstehen", sagt er, was seine Familie weniger störend empfand, wie er schmunzelnd zugibt, "die haben sich schön gefreut, dass ich viel mehr zuhause bin." Er hat aber nichts dagegen, wenn es hoffentlich bald wieder losgeht. "Ich bin heiß", versichert der 37-Jährige abschließend.

Aufrufe: 07.6.2020, 16:00 Uhr
red.Autor