2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Noch sind die Feierbilder in guter Erinnerung beim TSV Neckarbischofsheim.
Noch sind die Feierbilder in guter Erinnerung beim TSV Neckarbischofsheim. – Foto: Horst Schütz

Die "Punktemonster" betreten Neuland

Landesliga Rhein-Neckar +++ Der TSV Neckarbischofsheim strebt den Klassenerhalt in der Landesliga Rhein-Neckar an

Oliver Mahrt, Spielertrainer des Neu-Landesligisten TSV Neckarbischofsheim, im großen FuPa Interview.

Herr Mahrt, zuerst einmal Glückwunsch zur Kreisliga-Meisterschaft. Wie haben Sie den größten Erfolg der Vereinsgeschichte gefeiert?

Oliver Mahrt: Zunächst mal Herzlichen Dank für die lieben Glückwünsche. Für meine Mannschaft, aber natürlich auch für mich als Trainer, meinem Trainerteam und den ganzen Verein, war diese Kreisliga-Meisterschaft einfach sensationell. Gerade zu unserem 100-Jährigen Vereinsjubiläum den größten Erfolg in der langen, neuerlichen TSV-Geschichte zu feiern und nun erstmals in die Landesliga Rhein-Neckar aufzusteigen, ist eine einmalige Geschichte für uns alle. So etwas bleibt einem ewig in Erinnerung.

Möglichkeiten zum Feiern gab es genug. Ob es nun „wildfeiernd“ bis frühmorgens im Sportheim war nach unserem entscheidenden Last Minute Heimsieg (2:1) gegen den SV Treschklingen am 28. Spieltag, oder auf dem festlich geschmückten „TSV-Anhänger“ (ein spezieller Dank hierfür nochmal an unseren „Schlepperfahrer“ Marc-André Herbold und an alle fleißigen Helfer die für`s schmücken usw. zuständig waren) auf dem wir eine riesige Runde durch (fast) komplett Neckarbischofsheim gefahren sind. Unsere Saisonabschlussfeier direkt nach unserem letzten Heimspiel gegen den VfB Bad Rappenau, das wir mit 2:1 gewannen, oder auch „eher ruhig und festlich“ bei unserem 100-jährigen Festbankett (am 14.06.2019) bei dem das komplette Team (und alle Mitverantwortlichen) nach der Meisterehrung minutenlang von mehreren 100 Leuten, in der Aula des Neckarbischofsheimer Gymnasiums, auf der Bühne „standing ovations“ bekam. Das war schon Gänsehaut für jeden von uns und ein wirklich sehr emotionales Erlebnis.

Mit 78 von 90 möglichen Punkten haben Sie eine nahezu perfekte Runde gespielt. Warum hat Ihre Mannschaft so eine lange Saison ohne einzige Schwächephase überstanden?

Das kann man wirklich sagen, es war schon (fast) eine perfekte Runde, die wir gespielt haben. Unser „Presse-Horschi“ hat sogar in einem seiner vielen Berichte das Wort „Punktemonster“ verwendet, was bei so einer effizienten Punktausbeute fast schon treffend klingt. Aus den 30 Saisonspielen gingen wir unfassbare 25 Mal als Sieger hervor. Wir haben mit unseren insgesamt 78 Punkten sogar noch sieben Punkte mehr eingefahren als unser „Meister-Vorgänger“, der TSV Kürnbach, und sind somit „punkte- und statistisch“ gesehen der beste Aufsteiger seit langem. Auswärts blieben wir in allen 15 Spielen ohne Niederlage, mit 22 Gegentoren unterboten wir nochmals unsere Bestmarke aus der Vorsaison, in der wir bereits mit 29 Gegentoren die defensivstärkste Mannschaft der Kreisliga Sinsheim waren. Und natürlich muss man auch unsere Offensivabteilung loben, wo alleine das Quartett um Marcel Schaardt, Soner Gülay, Dennis Laber und Pascal Monteiro 67 der 85 Toren erzielt hat.

Grundsätzlich haben alle einen super Job gemacht. Der Schlüssel zum Erfolg war sicherlich der Kern aus 14-15 Spielern, die ich immer wieder neu motivieren und erreichen konnte, dass Sie das Bestmögliche aus sich heraus holen. Zwei weitere Trümpfe waren, dass wir die gesamte Saison über nicht eine langwierige Verletzung eines Stammspielers verschmerzen mussten und keiner meiner Spieler eine Rotsperre absitzen musste. Auch wenn wir manchmal sogar nur zwei Auswechselspieler dabei hatten (vor allem auswärts) kamen wir personell gesehen nie in eine Notlage.

Nach unserer ersten Saisonniederlage (0:1 zu Hause gegen den SV Reihen) hatten wir vielleicht etwas Glück, das es danach direkt in die Winterpause ging. Denn diese Niederlage hatte sich schon etwas angedeutet, waren doch zwei, drei unserer Auftritte vorher schon etwas glücklich und unterm Strich dann eher als Arbeitssiege zu werten. Auch der 1:0 Heimsieg gegen unseren ärgsten Verfolger im zweiten Spiel nach der Winterpause, den SV Rohrbach/S., war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Meisterschaft. Dieser Sieg hat nochmals bei allen Spielern weitere Kräfte frei gesetzt und der Glaube an den Titel war ab diesem Zeitpunkt und dem erneuten Acht-Punkte Vorsprung bei jedem zu spüren.

Die Landesliga ist logischerweise Neuland für den TSV, nicht aber für Sie selbst. Wie wichtig kann es werden, dass Sie selbst jahrelang in dieser Liga gespielt haben?

Wir haben in der Tat nur zwei Spieler in unserem aktuellen Kader die genau diese Klasse schon gespielt haben und das ist das Trainerteam, mein Co.-Trainer Benjamin Huwer und ich.

Allerdings muss ich sagen, dass ich jahrelang eher höherklassig gespielt habe (in der Oberliga- und Verbandsliga mit den Vereinen SV Sandhausen, FC Bammental und dem FC Zuzenhausen)

Einzig während meinen elf Jahre beim FC Zuzenhausen habe ich bei den letzten zwei Landesliga-Jahren des Vereins mitgewirkt. In der ersten Saison (2013/2014) habe ich unter Trainer Meik Spieler alle 30 Spiele gemacht. Zur anschließenden Auftstiegssaison (2014/2015) durfte ich nochmals unter Dietmar Zuleger in der Schlussphase die letzten fünf Saisonspiele mitwirken, als ich schon die zweite Mannschaft des FCZ als Spielertrainer betreute und es in der ersten Mannschaft damals personelle Engpässe gab. Es war ein schönes Erlebnis damals, als wir durch einen 3:0-Auswärtserfolg im Derby beim VfB Eppingen als Landesligameister wieder die Rückkehr in die Verbandsliga feiern konnten. Die Liga hat sich seitdem sehr verändert. Nicht nur die Mannschaften sind andere als damals, sondern auch die Kader sind zum größten Teil komplett neu.

Klar ist es unterm Strich wichtig erfahrene Spieler (wie z.B. Benny Huwer, Tim Dolch, Dennis Weis oder mich) mit an Bord zu haben. Aber das ist nicht alles, man braucht eine gesunde Mischung aus allem in der Mannschaft, die weiß um was es geht und was sie erreichen will.

Wichtig wird auch sein, dass der Kader wieder von langwierigen Verletzungen oder Sperren verschont bleibt.

Neben Ihrer Mannschaft ist mit dem TSV Kürnbach ein zweiter Sinsheimer Verein in der Liga vertreten. Geht es jetzt wieder aufwärts für die Sinsheimer Klubs in der Landesliga?

Das ist schwer zu sagen und wie ich finde noch etwas zu früh. Zur Zeit sind wir in einer breit aufgestellten Landesliga Rhein-Neckar (insgesamt 17 Mannschaften) mit „nur“ zwei Mannschaften aus dem Sinsheimer Sportkreis noch weit abgeschlagen und somit die große Minderheit. Wenn man sieht, dass die Heidelberger mit acht Teams und die Mannheimer mit Sieben die Liga komplettieren, ist das schon sehr wenig.

Wie sind Ihre Eindrücke aus der ersten Phase der Vorbereitung?

Die ersten Eindrücke in die Vorbereitung waren sehr gut. Mit fast immer 25 Spielern (im Schnitt) pro Einheit erreichen wir stets eine super Trainingsbeteiligung, wie auch schon in der Vorsaison. Klar kommt dies nur zustande weil wir ja mit beiden Mannschaften (Landesliga und Kreisliga B1) zusammen trainieren, allerdings werden und müssen wir in Zukunft auch öfters mal die Einheiten in getrennten Formen und mit individuellen Trainingsinhalten stattfinden lassen. Qualitativ gesehen ist ein Dreiklassen-Unterschied oftmals zu groß, aber die Jungs hauen sich rein und geben stets das Beste, so muss es sein.

Im Kader hat sich nicht viel getan. Können Sie uns einen kleinen Überblick zu den Neuzugängen geben und erläutern, wie Ihnen diese weiterhelfen können?

Unseren bisher erfolgreich, eingeschlagenen Weg, mit jungen Eigengewächsen zu arbeiten, bleiben wir weiterhin treu. Mit dem erst 20-jährigen Helmhöfer Daniel Hotel stößt ein weiteres Talent von der Spvgg Neckarelz zu uns nach „Bischesse“. Er bringt sogar, trotz seinem noch sehr jungen Alters, schon etwas Verbandsliga- (Nordbaden) bzw. Landesliga (Odenwald) Erfahrung mit und durfte sogar in der letzten Saison nach zwei gewonnenen Relegationsspielen gegen Östringen und Bilfingen auch noch den Aufstieg in die Verbandsliga feiern. Er ist vielseitig einsetzbar und ein sehr variabler Spieler, dazu noch ein Linksfuß, der uns mit Sicherheit auf und neben dem Platz weiterhelfen wird.

Patrick Prior stößt nach seinem knapp siebenmonatigem Auslandsaufenthalt ebenfalls wieder neu dazu in unseren Kader. Er hat bereits in der letzten Saison bewiesen das er sich fußballerisch weiterentwickelt hat und war schon zum Großteil der Vorrunde eine wichtige Stütze in unserem Mittelfeld.

Pascal Arlt kommt vom württembergischen Kreisligavertreter TG Böckingen. Er fühlt sich in der Defensive wohl, freut sich auf den Konkurrenzkampf, ist sehr robust, technisch stark und wird uns im Defensivbereich noch mehr Möglichkeiten geben.

Lennard Bräumer (Torwart), Mustafa Ali, Janik Speck und Nicolai Seidelmann kommen allesamt aus der Jugend und werden in Ihrem ersten Seniorenjahr behutsam an die robustere Spielweise der Seniorenmannschaften herangeführt.

Wie lautet Ihr Saisonziel?

Es gibt nur ein klares Saisonziel das wir anstreben und das ist natürlich der Klassenerhalt. Es wird in der diesjährigen 17-er Staffel schwer genug werden vier Mannschaften hinter sich zu lassen. Man hat ja auch gerade in den letzten Jahren gesehen, dass sich gerade die „Sinsheimer Aufsteiger“ in der Landesliga sehr schwer tun und sich oftmals wie ich finde auch etwas „unter Wert“ verkauft haben. Die Köpfe müssen oben bleiben auch wenn das ein oder andere Mal vielleicht auch etwas Lehrgeld gezahlt werden muss.

Welche Klubs haben Sie auf dem Favoritenzettel und warum?

Wie in jeder Liga werden hier sicherlich erstmal die Absteiger gewisse Ansprüche stellen oben mit zu mischen. Mit den Traditionsvereinen SG HD-Kirchheim und dem SV Schwetzingen kommen hier sicherlich schon zwei „Schwergewichte“ hinzu, die auch die ganze Landesliga an sich schon in der Breite interessanter machen. Auch der FC Bammental, der ASV/DJK Eppelheim, der ASC Neuenheim oder auch der letztjährige Vizemeister aus Mannheim-Neckarau haben das Potenzial wieder oben mit zu mischen. Ansonsten wurde beim ein oder anderen Team schon personell ordentlich aufgerüstet. Es sind zum Teil prominente, neue Gesichter zu bewundern, die auch noch höherklassiger gespielt haben. Unsere Vorfreude gegen diese Gegner zu spielen ist jetzt schon riesengroß.

Ich halte die diesjährige Landesliga für sehr ausgeglichen und bin der Meinung das alles möglich ist, egal ob im Titelrennen oder im Abstiegskampf. Ich erwarte Spannung bis zum letzten Spieltag und das wir mit unserem TSV unseren Sinsheimer Sportkreis würdig und mit großer Freude vertreten werden. Wenn es uns dann unterm Strich gelingt mindestens vier Mannschaften hinter uns zu lassen, wäre dies natürlich das i-Tüpfelchen auf eine erneut denkwürdige Saison und ein weiterer, großer sportlicher Erfolg in der dann 101-jährigen TSV-Vereinsgeschichte!

Aufrufe: 019.7.2019, 17:20 Uhr
red.Autor