2024-04-23T13:35:06.289Z

FuPa Portrait
Adalbert Rehm auf dem Sportgelände des TSV Mödingen-Bergheim.
Adalbert Rehm auf dem Sportgelände des TSV Mödingen-Bergheim. – Foto: Günther Herdin

Treue zum Dorfverein statt Karrieresprung

Torjäger Adalbert Rehm aus Mödingen wechselte nicht zum FC Gundelfingen, auch weil es ihm sein Vater verboten hat +++ Dabei brachte der „Bomber“ eigentlich die besten Voraussetzungen mit

Immer wenn im Landkreis Dillingen von ehemaligen Torjägern die Rede ist, dann fallen Namen wie Anton Schnelle (SV Donaualtheim), Georg Heinle (SSV Glött), Jürgen Priller (FC Lauingen), Thomas Jahn (FC Gundelfingen), Hannes Geierhos (SSV Höchstädt) oder Helmut Gumpp (TSV Wertingen). Dabei gab es Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre einen Spieler, der den Torhütern in der damaligen C- und B-Klasse Angst und Schrecken einjagte.

Die Rede ist von Adalbert Rehm, der seine Fußballstiefel einst für den TSV Mödingen und den SSV Finningen schnürte. In der Saison 1982/83 wurde der gelernte Bauschlosser von der Schiedsrichtergruppe Donau gar zum erfolgreichsten Torjäger des gesamten Landkreises gekürt. 38 Treffer erzielte Rehm in der C-Klasse Donau I und führte den SSV Finnigen zunächst zur Vizemeisterschaft und anschließend über einen 4:0-Sieg im Relegationsspiel in Holzheim gegen den TSV Zusamzell-Hegnenbach in die B-Klasse Donau.

Ein Jahr zuvor wechselte Adalbert Rehm von seinem Heimatverein TSV Mödingen ins sechs Kilometer entfernte Finningen. „Schuld“ daran war seine Ehefrau Magdalena, die aus Finningen stammt und zu der er nach der Hochzeit gezogen ist. „Da konnte ich einfach nicht anders“, räumt der heute 63-Jährige schmunzelnd ein. Denn nahezu die komplette Finninger Vereinsführung habe auf ihn eingeredet, dass er den Verein wechseln solle. So richtig den Aufstieg feiern konnte Rehm nach dem Erfolg gegen Zusamzell freilich nicht: Er musste zur Hochzeitsfeier seiner Schwester, die am gleichen Tag geheiratet hat. Erst zu später Stunde konnte sich der „Bomber“, wie Rehm von seinen Freunden genannt wurde, in die Finninger Aufstiegsfeierlichkeiten einklinken.

Den Spitznamen „Bomber“ hatte er sich deswegen eingehandelt, weil er seit seiner Kindheit ein Fan von FC Bayern München-Legende Gerd Müller gewesen ist und er einen ähnlichen Spielstil verkörperte wie der damalige Bomber der Nation. „Abstaubertore waren halt meine Spezialität“, schmunzelt der Vater zweier erwachsener Kinder und zweifache Opa und fährt fort: „Auf die Flügel bin ich nicht oft ausgewichen, da war ich etwas zu langsam.“ Insgesamt hielt es Adalbert Rehm nur zwei Jahre lang beim SSV Finningen aus. 1984 kehrte er zum TSV Mödingen zurück. Mit seinem Heimatverein stieg er bereits in der Saison 1979/80 nach einen 4:2-Sieg in Steinheim im Entscheidungsspiel gegen den SV Aislingen erstmals in die B-Klasse auf.

Schon in seinem letzten A-Jugendjahr hatte der Mödinger durch seine zahlreichen Tore auf sich aufmerksam gemacht. Kein Wunder, dass er sogar beim Landesligisten FC Gundelfingen Begehrlichkeiten weckte. „Hans Anderl wollte mich unbedingt verpflichten, er hat mir fast die Haut runtergetan“, erinnert sich Rehm an monatelange Abwerbungsversuche des damaligen Gundelfinger Abteilungsleiters. Allzu gerne wäre der Mödinger Goalgetter auch zu den Grün-Weißen gewechselt. Doch sein Vater habe ihm dies verboten. „Wenn ich gegangen wäre, hätte er mich aus dem Haus geschmissen“, erzählt Rehm 45 Jahre später. Der verpassten Chance, beim FC Gundelfingen zu spielen, trauert er noch heute nach.

Schließlich hat Adalbert Rehm eine große Affinität zu Gundelfingen. Er arbeitete 48 Jahre lang bei der Firma Gartner. Von einem ehemaligen Fußballprofi wurde Rehm kurz vor Weihnachten in den Ruhestand verabschiedet: Leo Bunk (der kickte unter anderem für den VfB Stuttgart und Blau-Weiß Berlin) als Betriebsratsvorsitzender des weltweit führenden Fassadenbauers wünschte ihm für seinen neuen Lebensabschnitt vor allem viel Freude innerhalb der Familie. Diese, so der 63-Jährige, stehe bei ihm absolut im Vordergrund. Der Fußball sei schon vor einigen Jahren etwas in die zweite Reihe gerückt.

Spiele der SG Mödingen-Finningen – seine beiden Ex-Vereine haben sich vor einigen Jahren zu einer Spielgemeinschaft zusammengetan – schaue er kaum noch an. „Da wird zu viel Hauruckfußball geboten“, kritisiert er das mäßige Niveau. Wenn er live Spiele verfolge, dann meistens in der Zweiten Bundesliga beim 1. FC Heidenheim. „Zwischendurch schaue ich mir aber auch Landesligaspiele des FC Gundelfingen an“, sagt Rehm, der seine aktive Laufbahn beim TSV Mödingen erst im fortgeschrittenen Alter von 40 Jahren beendete. Einige Duelle hat sich der frisch gebackene Ruheständler übrigens mit dem am gleichen Tag und im gleichen Jahr geborenen Landrat Leo Schrell geliefert. „Er hielt beim SC Unterliezheim die Abwehr dicht“, ich war für die Tore unserer Mannschaft zuständig“, erinnert sich Rehm an packende Zweikämpfe. Wer dabei am Ende die bessere Figur abgab, möchte Rehm nicht bewerten.

Fest verankert im Dorfleben ist Adalbert Rehm auch durch seine Zugehörigkeit zum örtlichen Schützenverein. Vom zwölften bis zum 60. Lebensjahr war er dort aktiv. Als der Verein 1995 sein 100-jähriges Vereinsjubiläum feiern konnte, wurde Adalbert Rehm Schützenkönig. Froh ist der Opa, dass seine beiden Enkel Lukas und Lina in der F-Jugend der SG Mödingen-Finningen spielen. Er könne sich sogar vorstellen, dass er eines Tages mithilft, den Nachwuchs zu trainieren. So wie um die Jahrtausendwende die Frauenmannschaft des SV Donaualtheim, als Tochter Bianca dort im Bezirksligateam kickte.

Als angehender Rentner will sich Adalbert Rehm in erster Linie aber seinem großen Garten mit Teich widmen, aber auch das Bauen von Krippen, einem weiteren Hobby, nicht vernachlässigen. Und wenn er Lust hat, dann hilft er auch seiner Frau in der Küche. Vor allem, wenn diese sein Lieblingsgericht, einen „Gaisburger Marsch“, kocht. Diese schwäbische Besonderheit aus dem benachbarten Baden Württemberg ist ein Eintopfgericht, das als Besonderheit die Beilagen Kartoffeln und Teigware (in Form von Spätzle) miteinander vereint.

Und wie sieht es mit Urlaubsreisen aus? Das strahlen die Augen bei Adalbert Rehm sofort. Vor allem wenn er da an die Berge denkt. Südtirol und die Zillertaler Alpen heißen seine Lieblingsgegenden, an denen er sich gerne aufhält. Dass er in seinem ganzen Leben noch nie ein Meer gesehen hat, macht ihm überhaupt nichts aus. „Am Anfang hatten wir kein Geld, um wegfliegen zu können, jetzt haben wir Schiss, in ein Flugzeug zu steigen“, gesteht Ehefrau Magdalena. Die Heimat und die Berge zu erkunden, das sei neben dem Fußball und der Arbeit im Eigenheim ihre Welt.


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Aufrufe: 012.1.2021, 16:19 Uhr
Wertinger Zeitung / Günther HerdinAutor