In Ländern wie Korea oder Japan hat sich das Computerspielen bereits als Sport etabliert, die Profis sind Stars, verdienen viel Geld und füllen bei zahlreichen Events die Hallen mit tausenden Zuschauern.
Auch in Deutschland wird der elektronische Sport immer beliebter. In Nordrhein-Westfalen steckt das Thema noch weitgehend in den Anfängen, doch das soll sich bald ändern. Mit Unterstützung des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen führt die Sportjugend NRW – das ist die Nachwuchsorganisation des Landesportbundes – in den kommenden drei Jahren das Projekt „eSport als Angebot der außersportlichen Jugendarbeit im Sportverein“ durch.
Es umfasst neben der technischen Ausstattung von zwölf Modellstandorten eine wissenschaftliche Begleitung durch die Fachhochschule Münster. Zudem werden Schulungsangebote entwickelt, die zur pädagogischen Anleitung von eSport-Angeboten befähigen sollen. Das geschulte Personal soll dann als Multiplikator in den Vereinen agieren. Die finanziellen Mittel in Höhe von rund 440.000 Euro werden aus dem Kinder- und Jugendförderplan zur Verfügung gestellt.
Auch ein Verein aus Meerbusch möchte künftig in der eSport-Szene mitmischen: Der TSV Meerbusch würde gerne einer dieser zwölf Modellstandorte werden. „Wir beschäftigen uns schon seit längerer Zeit mit dem Thema eSport – und dieses Projekt hat uns jetzt motiviert, das Ganze noch einmal konkreter anzugehen“, sagt Frank Poschmann, der beim TSV als Vorstandsmitglied für das Ressort Sport und Jugend zuständig ist.
Eine eSport-Szene gibt es seiner Meinung nach in Meerbusch aktuell noch nicht, was im Umkehrschluss aber nicht heiße, dass das Thema hier niemanden interessieren würde. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass es viele Jugendliche gibt, die man dafür begeistern könnte, wenn man als Verein ein solches Angebot schaffen würde“, sagt Poschmann.
Viele Menschen lehnen eSport ab. Statt sich draußen in der Natur zu bewegen, sitzen eSportler stundenlang faul vor der Konsole und starren auf einen Bildschirm – mit Sport habe das nichts zu tun, lautet oft der Vorwurf. Poschmann kann diese Kritik verstehen, jedoch dürfe man auch nicht die Augen vor der Realität verschließen. „Ob man es gut findet oder nicht, die Kids zocken heutzutage ohnehin an der Konsole. Der Vorteil, wenn sie es im Verein tun, ist, dass sie es unter Aufsicht tun und man sie über mögliche Gefahren aufklären kann“, unterstreicht Poschmann. Zudem würde der TSV darauf achten, dass die künftigen Mitglieder einer solchen Abteilung sich parallel mit anderen Sportarten fit halten.
Um Nachwuchs für Vereinssport zu begeistern, müsse man heutzutage neue Wege einschlagen, meint Poschmann. Aus diesem Grund hat der TSV gerade ein weiteres Projekt ins Leben mit dem Namen „Slopestyle Mountainbiking“ ins Leben gerufen. Bei diesem angesagte Actionsport müssen die Teilnehmer einen spektakulären Hindernisparcours mit ihren Bikes überwinden. „Mit rein klassischen Sportangeboten holen wir immer noch viele Kinder rund Jugendliche ab, doch wir sind immer auf der Suche nach neuen Ideen, um unsere Palette auch mit Trendsportarten zu erweitern.“
Welche Art von eSport künftig beim TSV gespielt werden soll, ist noch vollkommen offen. „Als Sportverein ist e-Soccer natürlich naheliegend. Aber im ersten Schritt müssen wir jetzt erst einmal herausfinden, was die mögliche Zielgruppe möchte. Danach gilt es, entsprechende Räumlichkeiten zu finden“, so Poschmann.