2024-05-08T14:46:11.570Z

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F: Marian Ograjensek
F: Marian Ograjensek

Markus Kay saß zum Abschied mit der Angel an der Linie

Der Trainer des TV Jahn gibt seine Antwort auf die Vorwürfe des Vorsitzenden Dietrich Hülsemann +++ Der Oberliga-Absteiger verliert gegen den TSV Meerbusch mit 1:5

Den besonderen letzten Gruß in Richtung Vorstand ließ sich Markus Kay nicht nehmen. Vor dem 1:5 (1:2) im letzten Saisonspiel gegen den TSV Meerbusch zog sich der Trainer des Oberligisten TV Jahn Hiesfeld eine Weste an, setzte einen Hut auf und schnappte sich eine Angel, bevor er auf seinem Stuhl an der Linie Platz nahm. Eine Halbzeit lang coachte Kay den Absteiger im Angler-Outfit, dann legte er die Utensilien wieder in die Ecke.
Eine Provokation – aber vor allem die Replik auf den Rauswurf per WhatsApp vor drei Wochen, den Präsident Dietrich Hülsemann mit dem Vorwurf mangelnden Engagements gegen das Trainerteam garniert hatte: „Die sitzen regungslos auf ihren Campingstühlen. Ich wollte denen schon eine Angel in die Hand drücken.“ Kays Botschaft kam am Samstag nicht direkt beim Adressaten an, denn Hülsemann zog es vor, dem Abschied des Absteigers aus der Oberliga fernzubleiben. Der Sportliche Leiter Gerd Ott zeigte kein Verständnis für Kays Aktion: „Was soll das?“

Gerd Ott übertrug wiederum Vorstandsmitglied Ingrid Igel und dem ehemaligen Jugendleiter Jochen Bruckmann die Aufgabe, vor dem Anpfiff den Spielern Blumensträuße zu übergeben, die den Verein verlassen. Stadionsprecher Tim Perkovic verlas die Namen von Kevin Corvers, Ekin Yolasan, Nicolai Pakowski, Maik Goralski, Carlson Muyuk Tekum Tembu, Nasrullah Dedemen, Kenneth Hersey, Michael Ohnesorge und Marvin Weßelburg. Dedemen und der beruflich verhinderte Tembu erschienen nicht mehr zum Saisonfinale vor 80 Zuschauern – ebenso wie Abdoullaye Sakho, Joshua Kudu und Jan Luka Husmann, die schon vorher das Weite gesucht hatten. Das Trainer-Team mit Markus Kay, Teammanager Thomas Drotboom und Torwart-Coach Uwe Roscher lehnte die Blumen nach den Vorkommnissen der vergangenen Wochen dankend ab.

Kevin Corvers führte ein letztes Mal als Kapitän die ersatzgeschwächte Mannschaft aufs Spielfeld, die neben Torwart Marian Ograjensek und Maik Goralski mit Jannik Häring und Marco Kavs noch zwei Akteure aus der dritten Mannschaft auf der Ersatzbank hatte, trotzdem aber noch einmal Bemühungen zeigte, sich ordentlich aus der Liga zu verabschieden. Nicolai Pakowski und Ekin Yolasan verzogen in der Anfangsphase zweimal aussichtsreich. Kevin Menke gelang in der 37. Minute sogar die Führung. Doch Meerbusch schlug zurück, traf per Doppelschlag in der 40. und 41. Minute durch Kosuke Nishi und Said Harouz. Nach dem Seitenwechsel schwanden die Kräfte beim TV Jahn. Harouz nutzte seine Gelegenheiten, um auf 4:1 zu erhöhen (50., 55.). Nishi (78.) setzte den Schlusspunkt.

Nach Abpfiff trottete die Hiesfelder Mannschaft bedient in die Kabine, wo es noch einmal emotional wurde. Markus Kay („Jedes Ende ist ein kleiner Tod“), Thomas Drotboom und Uwe Roscher sowie Platzwart Andre Baßfeld hielten persönliche Reden zum Abschied, bedankten sich bei der Mannschaft für die jahrelange Zusammenarbeit. Den Abschluss beging das Team noch einmal gemeinsam in einem griechischen Restaurant in der Dinslakener Innenstadt.

Der Sportliche Leiter Gerd Ott gab sich rückblickend selbstkritisch: „Der Abstieg aus der Oberliga hat sicherlich nicht nur sportliche Gründe. Hier wurde im Laufe der Saison vieles falsch gesagt und viel falsch gemacht.“ Mit dem neuen Trainer Marcus Behnert soll nun ein Neuaufbau in der Landesliga gemacht werden. „Wir werden sehen, ob wir mit der neuen Mannschaft direkt oben mitspielen können. Für mich zählt aber weniger der Tabellenplatz als dass wir wieder attraktiveren Fußball spielen“, sagt Ott sein persönliches Ziel. Er hat bislang einen 14 Spieler starken Kader auf der Liste, Trainingsauftakt ist am 3. Juli.

TV Jahn Hiesfeld: Hersey - Ohnesorge, Demler, Krystofiak, Hafhaf (66. Häring), Kisters, Pakowski, Weßelburg, Corvers (84. Goralski), Menke, Yolasan (66. Kavs).

Aufrufe: 03.6.2019, 11:11 Uhr
RP / Gerhard DombrowskiAutor