2024-04-25T14:35:39.956Z

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– Foto: Heiko van der Velden

Oberliga Niederrhein: Die Entscheidungen sind schon durch

Oberliga Niederrhein: Analyse der ersten Halbserie 2019/20. Noch nie war die höchste Spielklasse am Niederrhein derart einseitig wie nach den ersten 17 Spieltagen der laufenden Runde. Statistisch stehen der SV Straelen und die Absteiger schon fest.

Oft trennen Sieger und Verlierer, Meister und Vizemeister, Ligaverbleiber und Absteiger nur Nuancen. Ein Punkt, ein Tor oder gar Sekunden entscheiden oft über Triumph oder Misserfolg. Doch die damit verbundene Spannung kann in Bezug auf die Oberliga Niederrhein 2019/20 getrost vergessen werden, denn noch nie war die höchste Spielklasse am Niederrhein derart einseitig. Eine Analyse der ersten Saisonhälfte.

SV Straelen kann für die Regionalliga planen

Im großen RP-Interview hat Inka Grings von einer "relativen Sicherheit" gesprochen. Der SV Straelen führt nach 17 Spieltagen die Liga mit 48 Punkten an und hat bereits 13 Punkte Vorsprung auf den 1. FC Monheim. Der „Verfolger“ ist die einzige Mannschaft ligaweit, die den Regionalliga-Absteiger besiegen konnte, ansonsten hat der SVS alle anderen 16 Partien für sich entschieden. Eine eindrucksvolle Leistung, weshalb die Erfolgstrainerin sich bereits mit der Rückkehr in die vierte Liga beschäftigen darf.

Sie hat nicht ausgeschlossen, dass der Kader im Winter nochmal verstärkt wird, doch für den Aufstieg braucht es keine weiteren Akteure – höchstens zum Einspielen. Mit Blick auf die vergangenen Jahre hat Straelen die Meisterschaft bereits sicher. In den sieben vollen Spielzeiten seit 2012/13, als die Oberliga Niederrhein in dieser Form ihre Premiere feierte, ist der Herbstmeister sechsmal auch aufgestiegen. Lediglich 2014/15 verspielte der Wuppertaler SV seine Ausgangslage und musste der SSVg Velbert den Vorzug lassen.

Auch der Vorsprung ist beeindruckend: Nach den 19 Punkten, die der KFC Uerdingen 2012/13 Luft auf den SC Kapellen-Erft hatte, ist der Wert des SVS der zweitbeste. Wohlgemerkt kickten die Grotenburg-Kicker damals in einer 20er Liga. Durchschnittlich beträgt der Vorsprung zur Halbzeit 6,6 Punkte - Straelen kommt auf das doppelte Polster.

Mitte November stimmten bereits über 80 Prozent bei einer repräsentativen Umfrage von FuPa Niederrhein ab, dass die Grings-Elf den ersten Platz bereits sicher habe. Mittlerweile würde der Wert wohl gen 100 gehen, weil Verfolger Monheim seit vier Spielen nicht mehr gewonnen hat und der Rückstand deshalb rapide angewachsen ist.

Am Saisonende beträgt Vorsprung des Meisters auf den Vize durchschnittlich 10,7 Punkte. Den größten Vorsprung hatte 2013 der KFC Uerdingen mit 23 Zählern. Anschließend lieferten sich die SV Hönnepel-Niedermörmter und der FC Kray ein Duell für die Ewigkeit. Georg Mewes wurde mit seiner Mannschaft zwar Meister, doch Hö.-Nie. verzichtete auf die Regionalliga und überließ den punktgleichen Essenern den Vortritt.

Aussichtslose Situationen für die Kellerkinder?

Weniger triumphal ist die Lage am Tabellenende. Schlechter hätte die Premiere der Sportfreunde Niederweniger beispielsweise nicht laufen können. Der Neuling aus Hattingen, der zum ersten Mal in Oberliga Niederrhein zu Werke geht, hat nur am ersten Spieltag einen Punkt gegen TuRU Düsseldorf geholt (1:1) - und seitdem alle Begegnungen verloren. Das Team um Jürgen Margref ist aber nicht alleine aussichtslos im Rückstand.

Der Cronenberger SC (zehn Punkte Rückstand), der SC Union Nettetal (neun Punkte) und der SC Velbert (sieben Punkte) haben bereits auch schon einen satten Rückstand auf das rettende Ufer. Auf dem ersten Nichtabstiegsplatz rangiert absolut überraschend Vizemeister Sportfreunde Baumberg. Eine Entwicklung, die ebenfalls einzigartig ist, aber hier nicht weiter thematisiert wird.

Noch nie war der Abstand zwischen der Abstiegszone und dem Ligaverbleib zur Halbzeit so groß wie 2019/20. 2014/15 hatte ETB SW Essen mal drei Punkte Rückstand, was den bis dato größten Unterschied darstellt. Die sieben Zähler des SC Velbert sind somit ein Negativrekord, denn die Kellerkinder müssen mindestens drei Siege aufholen - die Tordifferenz der Klubs ist bereits zu schlecht. Durchschnittlich beträgt der Rückstand zur Saisonmitte zwei Punkte.

– Foto: Negüzel-Topspiele

Nur vier Teams haben es bislang geschafft, den Abstiegsplatz, auf dem sie zur Halbzeit gestanden haben, am Saisonende noch zu verlassen. Wohlgemerkt, der Abstand war stets deutlich geringer. Das waren 2012/13 der SV Sonsbeck und die SV Hönnepel-Niedermörmter (abgestiegen sind dann der Cronenberger SC und die Sportfreunde Hamborn 07), 2014/15 ETB SW Essen (abgestiegen ist dann VdS Nievenheim) und 2016/17 der Cronenberger SC (abgestiegen ist dann der SC Kapellen-Erft).

Am Saisonende fehlen den Absteigern in der Regel fünf Punkte zum Ligaverbleib - eine geringere Differenz als bei der aktuellen Bestandsaufnahme 2019/20. Statistisch gesehen können Niederwenigern, Cronenberg, Nettetal und Velbert bereits am Landesliga-Kader arbeiten, denn Hoffnungen gibt es laut den Zahlen nur wenig.

Wo bleibt die Spannung in der Oberliga Niederrhein?

Die Einseitigkeit der Oberliga Niederrhein wird durch folgenden Fakt noch deutlicher: Zwischen 2012/13 und 2018/19 haben 80 Mannschaften auf einem Auf- oder Abstiegsplatz gestanden (Saisonhälfte und -ende zusammen) und in 87,5 Prozent der Fälle waren die Teams zur Saisonhälfte mit denen am Saisonende identisch. In vier von sieben betrachteten Spielzeiten hat sich gar nichts verändert.

Es deutet viel daraufhin, dass am 24. Mai 2020 der SV Straelen seine direkte Rückkehr in die Regionalliga West feiern darf und die Sportfreunde Niederwenigern, der Cronenberger SC, der SC Union Nettetal und der SC Velbert den Abstieg verdauen müssen. Doch nichts wünscht sich ein neutraler Fußballfan mehr als Spannung - und sind wir ehrlich: Das täte der Oberliga Niederrhein unheimlich gut!

Aufrufe: 05.2.2020, 15:55 Uhr
André NückelAutor