2024-04-19T07:32:36.736Z

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Foto: Volkmar Könneke
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TSV Langenau: „Mo ist uns richtig ans Herz gewachsen“

Ein junger Stürmer aus Gambia spielt für den Kreisligisten TSV Langenau. Nun droht dem 22-Jährigen die Abschiebung.

Modou „Mo“ Ceesay ist ein Beispiel für die gelungene Integration von Flüchtlingen. Nun droht dem 22-jährigen Stürmer des Fußball-Kreisligisten TSV Langenau (A/Alb), am Samstag (15 Uhr) zu Gast beim TSV Bernstadt, aber die Abschiebung in seine westafrikanische Heimat Gambia.

Dort befürchtet Ceesay ein Leben ohne Perspektive und fürchtet Gewalt. „Ich bin hier glücklich. Die Menschen beim TSV Langenau sind meine Familie. Ich habe niemanden mehr in Gambia. Mein sehnlichster Wunsch wäre eine Aufenthaltsgenehmigung dauerhaft in Deutschland“, sagt Ceesay in schon recht gutem Deutsch. Fließend spricht er Englisch. Seine Muttersprache ist Wolof.

Er hat eine Odyssee hinter sich. Mit 17 Jahren kam Modou mit einem Freund seines Vaters in die Türkei. Der Papa war Politiker und hatte die drohenden Ereignisse der Zukunft schon vorhergesehen. Er wurde verhaftet, gefoltert und ist gestorben, weil er vergiftete Lebensmittel bekommen haben soll.

Ceesay junior hatte sich inzwischen als Straßenhändler in der Türkei durchgeschlagen und Geld für eine Flucht nach Westeuropa verdient. Beim ersten Versuch verlor das Schlauchboot auf dem Weg nach Griechenland Luft. Er wurde mit den anderen Insassen gerettet und wieder in die Türkei gebracht. Der zweite Versuch im Schlauchboot war erfolgreich. Er erreichte die Insel Samos und kam, nachdem er dort Ausreisepapiere erhielt, über Albanien, Montenegro, Serbien, Ungarn und Österreich im Mai 2015 nach Dortmund. Über Düsseldorf und Karlsruhe endete seine Europa-Tour im Juni in der Flüchtlingsunterkunft in Langenau. „Ich habe vom Fenster aus den Sportplatz gesehen. Ich wollte Fußball spielen, in die Schule gehen, arbeiten und ein besseres Leben haben“, sagt Ceesay. Bei der ersten Übungseinheit mit vom TSV bereitgestellten Kickschuhen waren der damalige Trainer Horst Raubold und die Mitspieler sofort begeistert vom Straßenfußballer aus Gambia, der zuvor noch nie in einem Verein gespielt hatte.

„Das Wichtigste war, dass er aus der Unterkunft rauskommt. Er raucht und trinkt nicht. Er braucht seinen Schlaf“, betont TSV-Betreuer Dominik Schneider, der maßgeblich bei der Integration half. Eine Wohnung wurde gefunden und anfangs die Miete von Privatpersonen übernommen. Dann bekam Ceesay bei einem Langenauer Logistikunternehmen eine Teilzeitarbeitsstelle als Lagerist. Und er absolviert täglich viereinhalb Stunden einen Deutschkurs. „Ich will mir hier etwas aufbauen. Das ist meine Hoffnung für die Zukunft“, sagt er. Ceesay hätte sogar die Chance auf eine Ausbildungsstelle. Dazu müsste aber sein Deutsch noch besser werden. Er arbeitet mit einem Feuereifer daran. Doch nach einem Gespräch am Mittwoch bei der Ausländerbehörde in Karlsruhe hat er nun Angst vor der Abschiebung. „Er hat sich zu jeder Zeit tadellos verhalten. Er ist ein wirklich integrationswilliger Mensch“, sagt Dominik Schneider.

Modou Ceesay genießt im Team den Status als „Everybody’s Darling“. Ihm zu Ehren brachten die Mitspieler sogar schon ein musikalisches Ständchen. Dietmar Kräutter, der die Leitung der Abteilung vor zwei Wochen an Robert Koch übergeben hat, sagt: „Mo gehört zu uns. Er ist uns richtig ans Herz gewachsen. Sein gesamter Freundeskreis ist beim TSV Langenau. Er hat sonst niemand.“

Aufrufe: 01.4.2017, 09:31 Uhr
dg | SWPAutor