2024-05-08T14:46:11.570Z

Analyse
Andreas „Charly“ Fülla (rechts) brachte in Ismaning so gut wie keinen Fuß auf den Boden. Der Ersatzkapitän und seine Mannschaft kamen mit 0:4 unter die Räder.  Archivfoto: Julian Leitenstorfer
Andreas „Charly“ Fülla (rechts) brachte in Ismaning so gut wie keinen Fuß auf den Boden. Der Ersatzkapitän und seine Mannschaft kamen mit 0:4 unter die Räder. Archivfoto: Julian Leitenstorfer

Es ist drei Minuten vor zwölf

Landsberg steht mit einem Bein in der Relegation +++ Für einige Spieler gibt es deutliche Worte vom Trainer

„Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand“, so lautet ein altes Sprichwort. Und ähnlich geht es auch dem TSV Landsberg. Die Bayernliga-Fußballer können den direkten Klassenerhalt zwar noch schaffen, aber sie sind von den Ergebnissen der Konkurrenz abhängig. In der Zeugnissprache würde es heißen: Versetzung akut gefährdet. Am letzten Spieltag am Samstag muss ein Sieg gegen den Vorletzten Wolfratshausen her, der schon als sicherer Relegationsteilnehmer feststeht. Und wenn die Konkurrenten patzen, könnte der TSV noch auf einen Nichtabstiegsplatz klettern. Beim 0:4 in Ismaning verpasste der TSV die Chance auf einen Big Point im Abstiegskampf. Trainer Uwe Zenkner sah von einigen seiner Akteure zu wenig.

Eine Woche zuvor – nach dem 3:1-Arbeitssieg zu acht gegen Schwabmünchen – gab es großes Lob für Charly Fülla. „Herausragend“ lautete das Prädikat des Trainers. Am Samstag blieb der Mittelfeldmotor, der die Mannschaft in Vertretung für den rotgesperrten Philipp Siegwart in Ismaning als Kapitän aufs Feld führen durfte, blass. „Von ihm hätte ich mir mehr erwartet“, sagt Coach Uwe Zenkner. Die Bürde der Kapitänsbinde habe nicht auf Füllas Schultern gelastet. Vielmehr sei der Kreativspieler derzeit mit anderen sportlichen Dingen beschäftigt.

Auffällig: Alle vier Gegentore am Samstag spielte Ismaning über Landsbergs linke Seite heraus. Dort spielte defensiv hinter Fülla Martin Hennebach. Auch der Außenverteidiger erwischte nicht den besten Tag. „Martin hat sich bemüht, aber wurde oft alleine gelassen“, so Uwe Zenkner. Wer in der Schule in seinem Zeugnis „bemüht“ liest, sollte sich Gedanken machen. Frei übersetzt bedeutet diese Bewertung laut Zeugnissprache: „Er wollte, konnte aber mangels Fähigkeiten nicht.“

Deutlicher wird der Landsberger Trainer, wenn es um die Beurteilung der Kollektivleistung geht – insbesondere in der zweiten Halbzeit. Bis zur Gelb-Roten Karte in der 58. Minute für Alexander Buschel beim Stand von 0:1 hatte Landsberg noch die Aussicht auf zumindest einen Punkt. Allerdings schlug Ismaning zwischen der 69. und 74. Minute mit drei Treffern eiskalt zu. „Wir hatten nicht den Hauch einer Chance“, so Zenkner, „Ismaning ist eine ballsichere Mannschaft und hat gut kombiniert.“

Der FCI feierte den vorzeitigen Klassenerhalt durch den Kantersieg. Der TSV muss weiter zittern. Und die (personelle) Lage wird nicht besser. Denn im Saisonfinale fällt auch noch Lukas Göttle aus. Er knickte in Ismaning ohne Fremdeinwirkung um und musste nach rund einer Stunde mit Verdacht auf Bänderriss ausgewechselt werden. Zudem fehlen die rotgesperrten Philipp Siegwart, Sebastian Nichelmann und Rainer Storhas wohl auch gegen Wolfratshausen.

Ob der Einspruch der Landsberger gegen die drakonischen Strafen – Nichelmann und Siegwart wurden für drei Spiele gesperrt, Storhas sogar für vier – Erfolg hat, wird sich wohl erst heute zeigen. Trainer Uwe Zenkner plant jedenfalls nicht mit den drei Leistungsträgern. „Wir können uns nicht darauf verlassen, dass sie spielen dürfen.“ Die aktuelle Lage seiner Mannschaft bezeichnet er als „ungemein schwierig. Es ist drei vor zwölf“. Allerdings legt er auch Zweckoptimismus an den Tag. „Die Hoffnung stirbt zuletzt. Als ich den Verein übernommen habe, waren wir am Boden. Jetzt haben wir es noch in der Hand, die Relegation zu umgehen.“

Aufrufe: 016.5.2017, 20:39 Uhr
Landsberger Tagblatt / Dominic WimmerAutor