2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview
Trainer Holger Pump, Foto: STAUDT
Trainer Holger Pump, Foto: STAUDT

Holger Pump: »Ich hätte auch selbst nicht verlängert«

Lägerdorfs scheidender Coach blickt im Interview auf eine erfolgreiche Spielzeit des Aufsteigers in der SH-Liga zurück

Mit der Meisterschaft in der Verbandsliga Süd-West im vergangenen Jahr hatte der Trainer des TSV Lägerdorf, Holger Pump, bereits einen persönlichen Höhepunkt in seiner Laufbahn erreicht. Mit dem sicheren Klassenerhalt in der Schleswig-Holstein-Liga als Tabellenzehnter hat er sein selbst definiertes Ziel (Rang zwölf) übertroffen. Für Außenstehende überraschend: Die Ära von Pump an der Breitenburger Straße geht nach zwei erfolgreichen Jahren zu Ende. Nach dem Final-Four im Meister-Cup in Malente am Pfingstmontag legt der Teamchef eine schöpferische Pause ein. Am 2. Juli übernimmt mit Detlef Fink ein neuer Coach das Zepter beim künftigen Oberligisten, wie die SH-Ligisten in der nächsten Saison heißen werden. Holger Pump blickt noch einmal zurück. Mit dem 56-Jährigen sprach unser Mitarbeiter Gunther Schöniger.

Herr Pump, wie fällt das Saisonfazit aus, ziehen Sie doch bitte einmal Bilanz?
Holger Pump: Das ist für mich als Trainer eine überragende Saison gewesen. Vor dem Hintergrund, dass außer uns und Frisia Risum-Lindholm alle Vereine ihren Spielern Geld zahlen, kann man es gar nicht hoch genug bewerten, auf diesem Niveau mit einer kameradschaftlich geprägten Truppe mitzuhalten. Das war nicht zwingend zu erwarten. Mir war zwar schon klar, dass wir nicht so schlecht abschneiden werden wie der FC Reher/Puls im vergangenen Jahr. Dafür waren wir in der Breite auch durch die Neuzugänge einfach besser besetzt. Aber dass wir die Saison mit einer ausgeglichenen Bilanz und 47 Punkten auf dem Konto abschließen, damit habe ich nicht gerechnet.

Was bleibt als besondere Erlebnisse dieser Saison haften?
Richtig toll war der erste Sieg in Hartenholm (3:0) am dritten Spieltag. Der 1:0-Erfolg zu Hause gegen Flensburg 08 hatte etwas Besonderes, auch der 3:2-Sieg gegen Schilksee noch in der Hinrunde. Gegen Schilksee war das ein super Spiel. Das, was wir uns vorgenommen haben, auch vom Trainerteam, ist an diesem Tage perfekt umgesetzt worden. Zum Ende der Saison lieferte die Partie gegen den VfR Neumünster noch ein Highlight, obwohl es für uns gar nicht mehr um so viel ging. Wie die Mannschaft da aufgetreten ist und den Tabellenzweiten mit 3:0 nach Hause geschickt hat, war schon klasse.

Und was war nicht so gut gelungen?
Das waren Dinge im personellen Umfeld. Mein Co-Trainer Dieter Schmidt stand fast in der kompletten Frühjahrsserie nicht zur Verfügung, weil er beruflich im Ausland war. Torwart-Trainer Björn Koblun war häufig nicht da, weil auch er beruflich immer sehr eingespannt ist. Was die Behandlung von verletzten Spielern bei Auswärtsspielen angeht, da waren wir gegenüber anderen Teams immer noch deutlich einen Schritt zurück. Bei jedem Verein, der zu uns kam, war ein Physiotherapeut dabei. Was die Erstversorgung und die Vorsorge vor den Spielen angeht, da kann man sicherlich beim TSV noch etwas verbessern. Insgesamt muss man aber sagen: Was der Verein aus seinen vorhandenen Möglichkeiten macht, ist schon gut. Ich will da auch nicht meckern.

Welche Spieler haben durch ihre Leistungen eine besondere Entwicklung genommen?
Den größten Sprung hat in dieser Saison auf der rechten Außenverteidiger-Position Merten Kunter gemacht. Was das Fußballerische angeht, hat er sich deutlich verbessert. Auch wenn er immer noch eine Fehlerquote beim Zuspiel hat. Wie er sich in die Mannschaft einbringt und seine Schnelligkeit gewinnbringend für das Team einsetzt, ist schon klasse. In der SH-Liga gibt es nicht viele, die mit der Geschwindigkeit unterwegs sind. Eine überragende Saison hat für mich auch Yanneck Kuhr gespielt. Er hat 33 Spiele immer mit einer Top-Leistung und einer Top-Einstellung bestritten. Zum Ende der Saison hat er auch seine Tore erzielt, was in der Hinserie bei ihm etwas zu kurz gekommen war.

Gab es auch Enttäuschungen?
Ricky Wohlrab und Björn Strüven, die noch in der Saison davor tragende Säulen waren, haben in diesem Spieljahr nicht mehr die Einsatzzeiten gehabt wie zuvor. Ich hoffe, dass die beiden unter dem neuen Trainer noch mal angreifen und es vielleicht wieder schaffen, eine bessere Rolle zu spielen. Björn Strüven wurde im entscheidenden Moment immer durch Verletzungen zurückgeworfen. Auch Ricky Wohlrab hatte viele kleinere Verletzungen und musste in seinem Beruf als Altenpfleger häufig sonntags arbeiten, was im Jahr davor noch nicht so der Fall war.

Sie verlassen den TSV trotz der Erfolge, weil Ihr Vertrag nicht verlängert wurde. Dies steht schon seit Dezember 2016 fest. Erfüllt Sie die Entscheidung mit Wehmut?
Nein. Ich hätte auch von mir aus den Vertrag nicht verlängert. Ich möchte kürzer treten, den Trainer-Job Trainer-Job sein lassen, mich auf persönliche Dinge konzentrieren. Ich werde wieder als Schiedsrichter anfangen, damit ich mich selber auch wieder bewege. Drei Trainingstage in der Woche, viele lange Auswärtstouren und das ganze Drumherum kosten viel Zeit. Ich bin seit 1997 ohne große Unterbrechungen Trainer. Da muss man auch mal eine Pause haben.

Begründet wurde die Trennung seitens des Vereins damit, dass man noch mehr aus der Mannschaft herauskitzeln wolle. Können Sie dem folgen?
Ehrliche Antwort: Ich glaube nicht, dass man noch mehr herausholen kann. Sicherlich wird durch die Neuzugänge Bewegung in den Kader kommen, Kenny Beetz wird kommen. Der hoch veranlagte Manoli Chionidis, der sich aber leider das Kreuzband gerissen hat. Torben Behrens wird den Kader verstärken. Matteo Chionidis soll als Torhüter dazu kommen und wird den Konkurrenzkampf um die Nummer eins im Tor sicher aufnehmen. Von der Veranlagung, vom Talent traue ich ihm zu, dass er sich durchsetzt. Ob das dann reicht, um in der Liga einen einstelligen Tabellenplatz zu erreichen, da bin ich mir nicht sicher.

Sie haben ja schon angedeutet, dass Sie künftig als Schiedsrichter unterwegs sein wollen. Was machen Sie nächste Saison sonst?
Ich werde mich wie gesagt als Schiedsrichter betätigen und für den SC Hohenaspe pfeifen. Ich werde mir außerdem das eine oder andere Spiel in Lägerdorf anschauen und Kontakte pflegen.

Hat es Anfragen und Angebote für einen neuen Trainer-Job gegeben?
Ja, mehrere. Man glaubt ja gar nicht, wo überall ein Trainer gesucht wird. Aber ich habe am Telefon immer gleich abgelehnt.

Welche Wünsche geben Sie Ihrem Nachfolger Detlef Fink mit auf den Weg?
Ich wünsche Detlef Fink, dass er den gleichen Erfolg hat wie ich. Ich kenne ihn viele Jahre, wir haben früher in Lägerdorf zusammen gespielt, sind uns als Trainer häufig mit unseren Teams begegnet. Er bringt viel Erfahrung mit. Er übernimmt eine Mannschaft, die charakterlich einwandfrei ist, die eine hohe Eigenmotivation hat, so dass er sich auf die Aufgabe freuen darf. Das Schwierige ist eigentlich nur, die richtige Mischung zu finden, die richtigen elf Spieler auf den Platz zu stellen und die Überzeugung zu vermitteln, dass alle die Aufstellung mittragen.
Aufrufe: 027.5.2017, 08:30 Uhr
SHZAutor