2024-04-16T09:15:35.043Z

Spiel der Woche
Der TSV Katzwang (li.) kann machen, was er will, freuen darf sich immer der Gegner. F: Hippel
Der TSV Katzwang (li.) kann machen, was er will, freuen darf sich immer der Gegner. F: Hippel

Singapur, Tansania und starke Adduktorenprobleme

Der TSV Katzwang kämpft als Aufsteiger in der Bezirksliga mit viel Herzblut um jeden Grashalm, doch irgendwie hat sich alles gegen ihn gewandt

Der Einsatz stimmt, die Leistung auch. Trotzdem hat der stark abstiegsbe­drohte TSV Katzwang erst fünf Punkte in der Rückrunde geholt. Die Gründe dafür sind höchst vielschichtig.

Es ist eine weit verbreitete Ansicht: Wer unten drin steht, kann besser spie­len als der Gegner. Er kann alles geben, wird aber dennoch nicht be­lohnt. Man hat kein Glück, weder bei der Chancenverwertung noch mit den Schiedsrichterentscheidungen. Beim TSV Katzwang hat diese Theorie am Wochenende neue Nahrung gefunden.

Der Bezirksliga-Neuling steht auf einem Abstiegsplatz und ist nach der 1:3-Niederlage gegen den SV Ornbau kaum mehr zu retten. Das Spiel läuft so, wie man es angesichts der urfränki­schen pessimistischen Grundeinstel­lung erwarten konnte: Katzwang do­miniert, Katzwang geht verdient in Führung, vergibt aber beste Möglich­keiten, während Ornbau seine einzige Großchance nutzt. Danach ist das Spiel ausgeglichen. Und am Ende nimmt wieder der Favorit die Punkte mit nach Hause.

Nach 90 Minuten sind die Katzwan­ger erschöpft, sie sitzen am Spielfeld­rand, wirken ausgebrannt, kraftlos, verzweifelt. Einer hat noch genug Energie, um wütende Worte zu fin­den: der Trainer. Auch Steffen Kirch­eis hat alles gegeben, ist in der Coaching-Zone auf und ab gerannt und manchmal auch gesprungen, hat geschrien und geschimpft auf ver­meintliche und tatsächliche Fehlent­scheidungen der jungen Schiedsrichte­rin — etwa, als in der ersten Halbzeit, beim Stand von 1:0 für Katzwang, der Ornbauer Torhüter einen Distanz­schuss zunächst nicht festhalten kann und Daniel Durst abstaubt. Er hatte den Torhüter dabei aber behindert. Beim TSV fühlt man sich erst recht benachteiligt, als in der zweiten Halb­zeit, mittlerweile steht es 1:1, der Tor­jäger Sascha Thiem bei einem Dribb­ling elfmeterwürdig gefoult wird. Der Pfiff bleibt aus. Dabei waren die Chan­cen da, man hätte schon in der ersten Halbzeit den Sack zumachen können, doch nur Robert Krauß trifft.

„Klassenerhalt ist Kopfsache“

Es deutet sich an, was Carsten Stein, der Abteilungsleiter, schon vor der Partie als Handicap ausgemacht hat: „Die Mannschaft zeigt in den letz­ten Spielen, dass sie will. Sie sind jung, und ich denke, dass in den ent­scheidenden Situationen das Selbst­vertrauen gefehlt hat. Ich denke, dass die Mannschaft den Klassenerhalt vor allem im Kopf angehen muss.“ Stein hat es vorgerechnet, 18 Punkte sollten es schon sein aus den verbleibenden acht Begegnungen. Vom mathematischen Ansatz hält Trainer Kircheis wenig: „Ich mag nicht rechnen. Wir müssen schon auch mal anfangen, Punkte zu holen. In der Winterpause haben wir gesagt, es gibt 45 Zähler zu vergeben, und 25 brauchen wir. Jetzt haben wir fünf geholt.“ Doch Kircheis will seine Spieler nicht kriti­sieren. „Die Jungs beloh­nen sich nicht. Die Jungs sind anständig, die lau­fen bis zum Schluss, die glauben auch dran. Du musst dieses Scheißspiel mit einer Drecksau-Men­talität gewinnen — dann ist alles gut.“

Zu Saisonbeginn hat der Liga-Neuling ge­zeigt, dass er erfolgreich Fußball spielen kann, erinnern sich die Verant­wortlichen. Im Vorjahr, in der Kreisliga, war ein Mittelfeldplatz ange­peilt: „Der Aufstieg kam durchaus überraschend im letzten Jahr, insofern sind wir mit unserem Kader sehr gut gestartet. Gegen Ornbau haben wir im Hinspiel drei zu null gewonnen, standen auf Platz sieben. Dann kam das Verletzungspech“, sagt Abteilungsleiter Stein. Und wenig spä­ter eine Serie von neun Niederlagen am Stück.

Auch Trainer Kircheis blickt zurück. Der Kader wurde vor der Sai­son kaum verändert, doch die Klasse der Spieler sei gar nicht das Problem: „Ich habe die Qualität, aber die musst du auch in 90 Prozent der Fälle zur Verfügung haben. Aber ich muss stän­dig rotieren. Mein Kapitän war vier Wochen in Vietnam, davor zehn Wochen verletzt. Meine Innenverteidi­ger, einer ist in Singapur, der andere in Tansania. Stürmer Sascha Thiem hat seit einem Jahr Adduktorenpro­bleme. Wenn du in dieser Liga beste­hen willst, brauchst du alle Mann an Bord.“ 35 Spieler hat er in dieser Sai­son schon eingesetzt, es spielt kaum einmal die gleiche Elf in zwei Spielen hintereinander. Gegen Ornbau stehen zwei A-Jugendliche in der Startelf.

Kircheis will kämpfen bis zum Schluss und signalisiert, auch im Fall eines Abstiegs in Katzwang weiterma­chen zu wollen. Abteilungsleiter Stein nennt den Trainer die „liebste Op­tion“ des Vereins, der sich mittelfris­tig in der Bezirksliga sieht. Doch aktuell spricht nur noch wenig für den Klassenerhalt. Stein zieht eine Parallele zu einem anderen Verein, der dringend Punkte braucht. „Irgendwie geht’s uns gerade wie dem Club.“ Für beide Vereine gilt in der nächsten Saison aller Voraussicht nach die Devise: „Oben mitspielen.“ Dann vermutlich aber eine Liga tie­fer.

Aufrufe: 022.4.2014, 22:02 Uhr
Andreas KirchmayerAutor