2024-04-19T07:32:36.736Z

FuPa Portrait
Fan und Spieler zugleich: Der zehnjährige Matteo Schablas aus Inchenhofen kickt in der U11 des FC Bayern München. 	  F.: Johannes Graf
Fan und Spieler zugleich: Der zehnjährige Matteo Schablas aus Inchenhofen kickt in der U11 des FC Bayern München. F.: Johannes Graf

Zum FC Bayern sagt niemand Nein

Seit Sommer spielt der zehnjährige Inchenhofener Matteo Schablas für den Nachwuchs des Rekordmeisters +++ Warum die Eltern trotz Bedenken einem Wechsel zustimmten

Wenn Vater Willi und Sohn Matteo Schablas sich erinnern, kehrt die Nervosität zurück. Aufregende Tage waren das, als der FC Bayern München im Sommer Interesse am zehn Jahre alten Buben aus Inchenhofen bekundete. Der Weltverein versteht es, mit seinem Vereinspalast an der Säbener Straße zu beeindrucken.

Bei den Schablas war das nicht anders, als Nachwuchskoordinator Michael Tarnat den Wechsel Matteos im persönlichen Gespräch perfekt machen wollte. „Alleine eingeladen zu werden und mit diesen Leuten zu sprechen, war schon eine tolle Sache“, erzählt Papa Schablas fröhlich. Matteo fügt mit leuchtenden Augen hinzu, noch nie so aufgeregt gewesen zu sein. Ständig habe er mit den Händen gespielt, beschreibt er seine Gefühlslage.

Unter diesen Eindrücken, begeistert vom Glamour, der den FC Bayern umgibt, trafen Vater Willi und Mutter Daniela, beide 39, eine weitreichende Entscheidung: Matteo wechselte in die U11 des FCB, wohl wissend, dass die Belastung enorm werden würde. Aber: Wenn der mächtige FC Bayern ruft, fällt Nein sagen nun mal schwer.

Zuletzt kriselte es in der Nachwuchsarbeit des Rekordmeisters. Müller, Badstuber und Alaba schafften als letzte Jugendspieler den Durchbruch in der Profimannschaft. Gedanken an eine ähnliche Karriere wischen Matteos Eltern reflexartig weg, obwohl der Zehnjährige auf dem Trainingsgelände unausweichlich seinem Traum begegnet. „Man sieht manchmal die Profis. Das ist schon etwas Besonderes“, sagt er. Das Bemühen der Schablas ist spürbar, den Druck auf ihren Sprössling gering zu halten. Wenn das denn möglich ist.

Wer beim FC Bayern spielt, wird mit dem Leistungsgedanken konfrontiert. Willi Schablas räumt Bedenken ein, die den Wechsel im Sommer begleitet haben: „Natürlich haben wir uns gefragt: Schafft unser Kind das? Schließlich ist das Leistungssport.“ Weil der FC Bayern fortwährend aussiebt und nur ein Bruchteil der Kinder alle Jugendmannschaften im Verein durchläuft, prägt Konkurrenzdenken den Alltag in den Mannschaften. Matteo ist kein Träumer. Weiß, dass es schnell vorbei sein kann. „Ich kann dann aber sagen, ich habe mal bei meinem Lieblingsverein gespielt: dem FC Bayern.“

Matteos Woche ist seit seinem Wechsel streng getaktet. Früh wird der Nachwuchs an den Profirhythmus gewöhnt. Zwei- bis dreimal die Woche wird trainiert, am Wochenende stehen Reisen durch ganz Deutschland und darüber hinaus an. Beim Fahrdienst werden die Eltern entlastet, der FC Bayern holt die Kinder, die teils bis aus Ulm anreisen, mit einem Bus ab. Matteo steigt um 15.45 Uhr in Dasing zu, gegen 20.30 Uhr ist er wieder zu Hause.

Nie zu kurz kommen darf die Schule, der FC Bayern achtet neben der fußballerischen streng auf die schulische Ausbildung. Nur wenige gehen den Weg zum Profi zu Ende. Matteo hat das Mantra des FC Bayern verinnerlicht: „Uns wird immer gesagt, die Schule ist das Wichtigste.“ Das Internat kommt für ihn noch nicht infrage, er besucht die Mittelschule Hollenbach.

Am Wochenende ordnen Eltern und die Schwestern Michelle (15) und Mona (11) sich oft dem Hobby Matteos unter, im Tross begleiten sie ihn zu namhaft besetzten Turnieren und Leistungsvergleichen. Matteo braucht den familiären Rückhalt, um in fremder Umgebung sein Können auf den Wettkampf zu übertragen. Der Papa betont die positiven Dinge: „Für uns ist das als Familie eine tolle Erfahrung.“

Dass der Bub Talent hat, deutete sich früh an. Beim TSV Inchenhofen hat Matteo, an sich ein körperliches Leichtgewicht, schnell gelernt, sich zu behaupten. Weil sein Jahrgang schwach besetzt war, kickte er bei den Älteren mit. Bei einem Spiel in Augsburg schoss der flinke Offensivspieler zwei Tore und bereitete zwei Treffer vor. Der FC Augsburg lotste ihn daraufhin im Sommer 2014 in seine Nachwuchsabteilung.

Dort lief es zunächst mäßig, Matteo machte der plötzliche Tod seines Opas Günther Friedl, ehemals eine Größe des BC Aichach, zu schaffen. Während der Hallensaison startete Matteo aber durch, beeindruckte gegen Vereine aus München, Leipzig oder Salzburg. Bayern München wurde aufmerksam. Erst beim finalen Gespräch mit Tarnat & Co. kommt heraus, Matteo wurde vier Monate gesichtet. „Wir wären nie darauf gekommen, dass der FC Bayern ein Auge auf ihn geworfen hat. Aber sie wollten ihn unbedingt“, erzählt Willi Schablas stolz.

Schule und Fußball beim FC Bayern bestimmen nun Matteos Leben. Wenn er nicht selbst spielt, schaut er sich Spiele im Fernsehen an. Aussprechen will er es nicht, sein Traum wäre es aber, selbst einmal Teil einer TV-Übertragung mit den Münchnern zu sein.

Aufrufe: 05.11.2015, 12:39 Uhr
Aichacher Nachrichten / Johannes GrafAutor