2024-05-08T14:46:11.570Z

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Eine Szene mit Symbolcharakter: Manuel Krebs von Hertha Walheim (rechts) vor dem Banner der „Körperwerkstatt“ K3. Foto: kte
Eine Szene mit Symbolcharakter: Manuel Krebs von Hertha Walheim (rechts) vor dem Banner der „Körperwerkstatt“ K3. Foto: kte
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„Körperwerkstatt“ statt Hertha Walheim?

Beim Fußball-Landesligisten zeichnet sich die baldige Trennung zwischen dem Leistungs- und Breitensport ab

Es könnte also sein, dass die „Körperwerkstatt Aachen“ demnächst auf Torejagd geht. Die „Körperwerkstatt Aachen“ jedenfalls soll zeitnah die Fußballer von Hertha Walheim 1920 ablösen – so ist jedenfalls der Plan beim Traditionsverein. Dafür werden in diesen Tagen die Weichen gestellt.

Vor ein paar Wochen ist Harald von Ameln wieder als Vorsitzender des Gesamtvereins bestätigt worden. Der Andrang nach dem Ehrenamt war nicht so groß, also hat von Ameln erneut kandidiert. Er ist seit vielen Jahren auch der größte Sponsor des Vereins, in dem Judoka, Basketballer, Tennis- und Badmintonspieler und natürlich auch die Fußballer beheimatet sind. In der Fußballabteilung gibt es eine Besonderheit seit Jahren, sagt der alte und neue Vorsitzende.

Es gibt einen permanenten Widerstreit zwischen Leistungs- und Breitensport. Sollen Gelder für gute Ausbilder im Jugendbereich oder doch lieber für gemeinsame Fahrten verwendet werden? Der Dissens ist groß, und die Lösung könnte sein, dass es ab dem Sommer zwei Fußballvereine in Walheim geben wird.

Für von Ameln zeichnet sich eine Lösung ab, von der alle profitieren würden. Alte Herthaner sehen das wehmütiger. „Aber wer die Jukebox aufstellt, bestimmt am Ende auch, welche Platten aufgelegt werden“, sagt einer. Dirk Offermanns, langjähriger Abteilungsleiter Fußball und zweiter Vorsitzender des Vereins, ist vor ein paar Tagen zurückgetreten von seinen Ämtern. „Was da entstehen soll, ist nicht meins“, sagt er. Konkreter will er nicht werden.

Am 15. Januar befinden darüber zunächst nur die Mitglieder der Fußballabteilung bei einem Treffen in der Cafeteria am Sportplatz. Ein paar Wochen später sollen dann alle Mitglieder über die „Neuausrichtung der Abteilung“ abstimmen können. Die Breitensportabteilung könnte sich 1. FC Walheim 2018 nennen, erste Versammlungen hat es schon gegeben, ein dreiköpfiger Vorstand scheint gefunden. Inzwischen sind ein paar ehemalige Funktionäre und Trainer wieder dazugekommen, die in den vergangenen Jahren aus unterschiedlichen Gründen der Hertha den Rücken zugekehrt hatten. „Walheim 2018“ könnte im Sommer in der untersten Kreisliga neu starten.

Von Ameln sagt, dass es bereits eine Einigung gebe, wie man die Plätze und Kabinen gemeinsam nutzen könne. „Das läuft auf keine Kampfabstimmung hinaus, wir sind in guten Gesprächen.“

Neuer Name kein Zufall

Die Leistungssportabteilung soll „Körperwerkstatt Aachen“ heißen – so steht es in der Einladung für den 15. Januar. Von Ameln ist auch Geschäftsführer des Fitnessstudios „K3“ in Aachen, das seine Besucher auf der Homepage als „Körperwerkstatt“ begrüßt. Der neue Namensvorschlag für die Walheimer Kicker ist natürlich kein Zufall. Was der Verband zu der geplanten Umbenennung sagt, ist derzeit nicht zu erfahren: Winterpause. „Wenn es denn ein anderer Name wird, ist das auch nicht dramatisch“, sagt der Klubboss. Besprochen werden muss das Thema auch noch mit der Stadt, der die Plätze gehören.

Die „Körperwerkstatt“ jedenfalls soll die Spielrechte der Seniorenmannschaft und der vier A- und B-Teams übernehmen. Der Unterbau aus C- und D-Jugend fehlt derzeit. Das Verbandsstatut schreibt vor, dass der alte Verein – Hertha Walheim in diesem Fall – fünf Jahre nicht am Spielbetrieb teilnehmen darf, wenn die Spielrechte übertragen werden.

Das neue Team könnte dann in der kommenden Saison in der Landesliga starten – der Klassenerhalt vorausgesetzt. Der Fokus soll vor allem bei der Nachwuchsarbeit liegen. „Wir wollen ein Ausbildungsverein par excellence sein“, sagt von Ameln. Schon die kleinsten Spieler sollten angeleitet werden, „von den besten Trainern, die es derzeit in Aachen gibt“.

Schon jetzt sind renommierte Trainer im Jugendbereich wie Mirko Braun, Hans-Peter und Udo Lipka unterwegs. „Es ist doch keine gute Lösung, wenn derzeit schon Acht- und Neunjährige hunderte Kilometer in der Woche fahren müssen, um im Nachwuchsleistungszentrum von Bayer Leverkusen ausgebildet zu werden.“ Das soll die „Körperwerkstatt“ übernehmen. Konkurrenz – zum Beispiel durch Alemannia Aachen – sieht er nicht.

Vereinsinterne Hürde

Eine zweite vereinsinterne Hürde ist die Vollversammlung bei der Hertha, die den neuen Strukturen in der Fußballabteilung mit einfacher Mehrheit zustimmen muss. Im Frühjahr könnte verabschiedet werden, dass Hertha Walheim den 100. Geburtstag als Fußballverein, der 2020 ansteht, nicht mehr erleben wird und durch die „Körperwerkstatt Aachen“ und den „1. FC Walheim“ ersetzt wird.

Aufrufe: 031.12.2018, 06:00 Uhr
Christoph Pauli | AZ/ANAutor