2024-04-23T06:39:20.694Z

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Ein Herz für Kinder: Arjen Robben, Ex-Fußballstar des FC Bayern, trainiert die F 2-Junioren des TSV Grünwald, bei denen auch sein Sohn Kai mitspielt.   Robert Brouczek
Ein Herz für Kinder: Arjen Robben, Ex-Fußballstar des FC Bayern, trainiert die F 2-Junioren des TSV Grünwald, bei denen auch sein Sohn Kai mitspielt.   Robert Brouczek

„Nur aus Spaß“: Arjen Robben debütiert als Trainer

Coach in der F-Jugend

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201 Spiele hat Arjen Robben für den FC Bayern bestritten - nach dem Karriereende im Sommer übt er nun einen neuen „Job“ aus: als F-Jugendtrainer beim TSV Grünwald.

Grünwald – Nach seinem Karriereende im Sommer steht Arjen Robben erstmals als Trainer am Seitenrand – bei der F2-Jugend des TSV Grünwald. Zum Debüt gibt‘s ein 10:0, zu dem sein Sohn ein Tor in bester Robben-Manier beisteuert.

Die Fußballer traben schon zum Platz, als Letzter macht sich Arjen Robben auf den Weg. Und tatsächlich – man muss zweimal hingucken, bevor man‘s glaubt: Der Holländer sammelt höchstpersönlich die Trainingsbälle ein und trägt sie im Netz samt einigen Plastikhütchen zum Spielfeld. Derlei Aufgaben erledigen normalerweise die Jüngsten im Team, die mit der geringsten Reputation – aber doch nicht ein achtfacher Deutscher Meister, fünffacher Pokalsieger und Champions-League-Gewinner?

Allerdings spielt hier auch nicht der FC Bayern, und Arjen Robben steht nicht in der Allianz Arena. Sondern im Freizeitpark von Grünwald, wo an diesem Vormittag Dutzende Knirpse in Trikots über mehrere Felder wuseln; am Seitenrand kauen Eltern auf Wurstsemmeln, trinken Kaffee, feuern ihre Sprösslinge an. Und mittendrin stapft die Bayern-Legende mit Ballnetz und Hütchen zum hintersten Platz, wo die F2 des TSV sogleich ihr erstes Saisonspiel bestreiten wird. Die Rückennummer zehn trägt dabei ein Bub, dessen Gesichtszüge einem sofort bekannt vorkommen: Kai Robben, sieben Jahre alt – der Sohn von Arjen Robben. Und der wiederum steht heute am Seitenrand und feiert sein Debüt als Trainer.

Der 35-Jährige ist seit dem Sommer Fußballrentner und hat schon vor einigen Wochen in der Talkshow „Sky 90“ über seine Zukunft gesagt: „Ich habe im Moment nicht die Ambition, auf dem höchsten Niveau Trainer zu werden. Ich will bewusst etwas Abstand vom Fußball nehmen. Ich werde jetzt nur meinen eigenen Sohn trainieren.“ So richtig geglaubt hatten das nur wenige. Und auch Kristijan Prosevc, Jugendleiter in Grünwald, dachte an einen Scherz, als sich ihm Arjen Robben im Sommer per SMS als Trainer anbot: „Ich habe erst mal gedacht, das ist eine Ente.“

Doch Robben meinte es ernst, und so steht der 96-malige Nationalspieler zurzeit zweimal die Woche auf dem Trainingsplatz – mit seinem Sohn und den anderen Kickern. „Ich sehe in ihm nicht den Ex-Profi Arjen Robben, sondern den Vater Arjen Robben“, sagt Kristijan Prosevc über seinen berühmten Coach. „Der wird hier behandelt wie jeder andere auch.“ Wobei dem Jugendleiter der Stolz durchaus anzumerken ist: „Das ist eine tolle Sache und ein vorbildliches soziales Engagement, wenn so jemand hier den Trainer macht.“ Er selbst haben Robben als „total am Boden geblieben“ erlebt, sagt Prosevc. „Und er ist ein sehr, sehr Stiller.“

Genau das trifft auf den Trainer Robben bei seiner Ligapremiere jedoch nicht zu: Lautstark und an der Seitenlinie auf- und abtigernd spornt er seine Jungs an, ruft Anweisungen über den Rasen, dirigiert und gibt Tipps. So viel Einsatz kennt man aus seiner aktiven Zeit bei den Bayern – mit einem feinen Unterschied: Als Spieler bügelte der Holländer mitunter auch mal Kollegen nieder oder beschwerte sich beim Schiedsrichter. Der Trainer Robben dagegen ist durch und durch positiv, lobt die Buben, ermuntert sie zum Abspielen – und zum Fairplay.

Seine Grünwalder bekommen es an diesem Tag mit dem TSV Otterfing zu tun – und der ist vom Start weg heillos unterlegen. Schnell steht es 1:0, 2:0, 3:0, und beim 4:0 kann sich der Coach Robben ein Grinsen nicht verkneifen. Denn dieses Tor erzielt sein Sohn Kai, als hätte er daheim die Videos vom Papa studiert: Von rechts zieht der Filius nach innen und schnippelt die Kugel mit links ins lange Eck. Kurz darauf ist Pause, und Papa Robben – das Taktikbrett unterm Arm – trommelt seine Kicker zur Halbzeitbesprechung zusammen.

Nicht nur Sohn Kai trottet nun zum Coach, sondern auch Dante, der Enkel von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Und auf dem Nebenplatz steht gerade Ex-Profi Christian Nerlinger am Seitenrand – auch er trainiert in Grünwald seinen Sohn, der in der D-Jugend kickt. „Ich kann mich noch erinnern, als ich hier angefangen und als Schiedsrichter ein Spiel gepfiffen habe“, erzählt Jugendleiter Prosevc. „Da war unter den Zuschauern ein älterer Herr. Und als ich genauer hinschaue, ist das Dragoslav Stepanovic – dem sein Enkel hat auch in Grünwald gespielt.“

Bekannte Namen sind beim TSV also keine Seltenheit, was zum einen daran liegt, dass Grünwald seit jeher Heimat vieler Promis ist. Zum anderem hat die Nachwuchsarbeit des Klubs einen exzellenten Ruf: Stolze 550 Kinder spielen hier Fußball; allein in der F-Jugend gibt es ein Mädchen- und fünf Buben-Teams. Eines davon, die F2, ist nun schon wieder auf dem Platz und schlägt auch in der zweiten Hälfte fünfmal zu, sodass die Partie mit 10:0 endet. Für Arjen Robben ein gelungenes Trainerdebüt, für manchen Otterfinger Buben dagegen so frustrierend, dass ihm die Tränen kommen. Doch auch hier ist Robben zur Stelle, tröstet, nimmt die Kleinen in den Arm und posiert hinterher mit dem gegnerischen Team für ein Erinnerungsfoto.

Gerne hätte man den Holländer gefragt, was ihm im Umgang mit den Kindern wichtig ist, und wie er sein Trainerdebüt erlebt hat. Doch zu alledem will Arjen Robben an diesem Vormittag nichts sagen. „Ich mache das hier nur aus Spaß“, erklärt er kurz angebunden. „Und mehr will ich nicht sagen.“

Aufrufe: 016.9.2019, 08:04 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Patrik StäblerAutor