2024-05-10T08:19:16.237Z

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Denker an der Seitenlinie: Bernd Gegenfurtner, ab Juli Cheftrainer der Wölfe, sagt zwar deutlich seine Meinung, lässt sich aber nicht so sehr von seinen Gefühlen leiten. A-Foto: DR
Denker an der Seitenlinie: Bernd Gegenfurtner, ab Juli Cheftrainer der Wölfe, sagt zwar deutlich seine Meinung, lässt sich aber nicht so sehr von seinen Gefühlen leiten. A-Foto: DR

Gegenfurtner: „Ich weiß, worauf ich mich da einlasse“

Mehrere Spieler verlassen den Verein

Nachdem Franco Simon als Trainer in Gräfelfing seinen Hut nimmt, muss Bernd Gegenfurtner mit den neuen Problemen beim TSV fertig werden. Sechs Spieler verlassen den Verein wohl, doch Gegenfurtner möchte mit seinem neuen Co-Trainer in der Zukunft den bereits eingeschlagenen Weg weitergehen.

Gräfelfing – Als seinen Freund hat Stefan Schmidt seinen neuen Trainer zum Glück noch nicht bezeichnet. Insofern besteht die Hoffnung, dass es Bernd Gegenfurtner etwas länger mit dem Abteilungsleiter des TSV Gräfelfing aushält als seine Vorgänger. Robert Rakaric, Michael Fischer, Leo Lindele und Franco Simon ertrugen die Zustände an der Hubert- Reißner-Straße nie länger als eineinhalb Jahre und schmissen bis auf Fischer aus eigenen Stücken den Bettel hin. Dass sich die Beziehung zwischen ihm und seinem neuen Coach etwas distanzierter entwickelt, dafür legt Schmidt seine Hand ins Feuer. „Der sagt mir, was Sache ist, deutlich ins Gesicht.“ Der Spartenchef drückt damit längst keine Erwartung, sondern eine Erfahrung aus. Schon ein paar Mal ist der aktuelle Co-Trainer von Franco Simon mit Schmidt zusammengerückt. Dabei stellte er fest, „dass der Stefan recht impulsiv in seinen Aussagen ist“.

Der 55-Jährige ist aber auch kein Kind von Traurigkeit. Nachdem er seine ersten Fußballschritte bei der SpVgg 1906 Haidhausen gemacht hatte, wechselte er zum TSV 1860 München, wo er alle Jugendmannschaften der Löwen durchlief und später als Erwachsener für die Reserve in Bezirksoberliga und Landesliga kickte. Der mitunter derbe Jargon, den man auf Giesings Höhen pflegt, hilft ihm nun in der Kommunikation mit seinem Abteilungsleiter, der in seiner Wortwahl selten zimperlich ist. Dass sich da zwei Heißsporne gegenseitig die Köpfe waschen und vielleicht auch einschlagen, ist indes nicht zu erwarten. Gegenfurtner ist ein klar denkender Mensch, der sich von seinem Verstand und nicht von seinen Gefühlen leiten lässt. Anders bekäme er wohl Probleme, in seinem Beruf als Qualitätssicherer bei Airbus in Ottobrunn zu bestehen.

Und so zeugt seine erste Maßnahme gleich von taktischem Kalkül. Mit Andreas Gries bindet er jenen Mann als Co-Trainer in die Teamleitung mit ein, der bei den Abteilungsleiter-Neuwahlen im April in offener Opposition zu Stefan Schmidt stand und bereit gewesen wäre, unter Gegenkandidat Jan Konarski ein Amt im Vorstand zu übernehmen. „Der kann später einmal auch das Ganze übernehmen“, sagt Gegenfurtner. Er traue dem aktuellen Kapitän auch den Cheftrainer-Posten zu. Zunächst soll Gries aber von ihm lernen und seine Trainer-Prüfung absolvieren.

Gegenfurtner ist es zu verdanken, dass bei den Wölfen nicht das Chaos ausbrach, als Simon seinen Wechsel zum SC Pöcking-Possenhofen bekannt gab. Der Co-Trainer plädierte für eine Weiterbeschäftigung seines Kollegen bis zum Saisonende, mit dem er seit seiner Zeit beim SV Waldperlach vertraut ist. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Gegenfurtner die Personalpolitik von Simon teilt. „Dass die Jungs aus dem eigenen Verein bevorzugt werden, ist Prämisse“, meint er zwar, „aber irgendwie brauchst du frisches Blut“. Zusammen mit Simon hat er den neuen Kurs bereits eingeleitet, in Zukunft auf externe Kräfte zu setzen. Aber anders als sein Cheftrainer geht er davon aus, dass die Mannschaft auch so schon über eine große Substanz verfügt. „Das ist der Grund, warum ich weitermache; weil ich das Potenzial sehe.“ Dieses schätzt er als ausgesprochen hoch ein. Obwohl die Wölfe in der laufenden Saison zahlreiche Verletzte zu beklagen haben, besitzen sie als Tabellendritter nach wie vor die Chance, die Relegation um den Aufstieg in die Bezirksliga zu erreichen.

Mit welchem Kader er die kommende Saison bestreiten wird, kann Gegenfurtner noch nicht sagen. Ein halbes Dutzend Spieler trägt sich mit dem Plan, den Wolfsbau zu verlassen. Zu ihnen gehört auch Torhüter Ken Weid, der in dieser Saison eine zuverlässige Aushilfskraft war, wenn Sascha Polecki einmal unabkömmlich war. Er wird mit seinem Heimatverein Pöcking in Verbindung gebracht. Ein definitives Angebot liegt Gräfelfing vom Nachbarn TSV Neuried für Alexander Greisel vor. Der neue Coach des Landesligisten, Marco Gühl, hat bei Schmidt wegen einer Verpflichtung des Außenverteidigers schon vorgefühlt. „Wenn er sich um zwei Klassen verbessern kann, muss er das machen“, sagt der Abteilungsleiter. Er verspricht dem Defensivspezialisten, ihm keine Steine in den Weg zu legen.

Bei den anderen Spielern gestaltet sich die Situation dagegen komplizierter. „Sie wollen gehen, wissen aber noch nicht, was sie tun“, so Gegenfurtner. Ganz im Gegensatz zu ihm. „Ich weiß, auf was ich mich da einlasse.“

Aufrufe: 030.5.2018, 13:02 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) / Christian HeinrichAutor