2024-03-28T15:56:44.387Z

FuPa Portrait
Auch wenn es sportlich um nicht mehr viel  geht - Emotionen  gehören bei David Montero  nach wie vor dazu.
Auch wenn es sportlich um nicht mehr viel geht - Emotionen gehören bei David Montero nach wie vor dazu.

David Montero: "Böser Bube" spielt ganz unten

Ehemaliger Bundesliga-Profi heute bei TSV Georgii Allianz als Spielertrainer aktiv

David Montero, einstiger Bundesliga-Profi, ist seit dem Sommer dieses Jahres Spielertrainer bei seinem Heimatverein TSV Georgii Allianz in der Kreisliga B. Am liebsten aber würde der 40-Jährige höherklassig das Sagen haben.

Er galt nicht nur als eines der größten Fußballtalente auf den Fildern, er schaffte, wenn auch spät, mit 29 Jahren sogar den Sprung in die erste Bundesliga. Zum Beginn der Saison 2003/2004 war David Montero am Höhepunkt seiner Karriere. Der kleine drahtige Terrier mit Glatze, der elf Jahre lang beim TSV Georgii Allianz gekickt hatte, stand in der Startelf von Eintracht Frankfurt - dies gegen den FC Bayern München. Ob sein direkter Gegenspieler Michael Ballack oder Ze Roberto hieß? Der inzwischen 40-Jährige kann sich nicht mehr erinnern. ,,Die beiden haben jedenfalls im zentralen Mittelfeld gespielt", weiß er noch. Die Partie, die die Hessen mit 1:3 verloren, sollte indes die einzige des in Stuttgart geborenen Spaniers in der deutschen Eliteklasse sein. Drei Wochen nach dem Bayern-Spiel lösten die Vereinsverantwortlichen den Vertrag mit Montero. Drei Abmahnungen waren vorangegangen. Der Vorwurf: unprofessionelles Verhalten.

Nur einmal "echt Scheiße gebaut"

Das Verständnis für das damalige Aus fehlt Montero heute noch genauso wie damals. Nur einmal habe er wirklich über die Stränge geschlagen, als er mit seinem Teamkollegen Jermaine Jones auf Tour gewesen sei und anderntags das Abschlusstraining versäumte, weil er verschlafen habe. ,,Da habe ich echt Scheiße gebaut", sagt er reumütig. Ansonsten aber habe er ein reines Gewissen. Und ohnehin könne ihm keiner vorschreiben, wie er zu leben habe.

Jetzt ist David Montero wieder ganz unten angekommen, sportlich betrachtet. Seit Beginn dieser Saison ist er zurück an der Station, wo einst die Karriereleiter begann. Er führt eine der beiden Kreisliga-B-Mannschaften des TSV Georgii Allianz als Spielertrainer an - weil er immer noch gerne kickt, sich bewegen und mit anderen messen will, wie er sagt. Sein langjähriger Freund und Co-Trainer Vasco Luis Monteiro, 39, hat ihn im Sommer angeheuert. Mit Matijas Milicevic, 39, Massimo Veltre, 38, und ein paar anderen um die 40 stehen weitere Kumpels aus gemeinsamen früheren Tagen im Kader. Aufsteigen wollen die alten Recken, die nur einmal in der Woche trainieren, nicht. ,,Unser Ziel ist Platz drei bis sechs", sagt Montero. Nach dem jüngsten 1:2 gegen den Spitzenreiter TSV Heumaden belegen die Vaihinger in der Staffel 4 eben den sechsten Rang.

Montero will nicht implodieren

Doch auch wenn es nicht wirklich um etwas geht, auf dem Platz ist Montero immer noch der laute Wortführer - gleichwohl er es eigentlich nicht mehr sein will. ,,Irgendwann bricht es halt durch. Ich will ja auch nicht implodieren", sagt er und vergleicht sich mit dem US-Schauspieler Jack Nicholson in ,,Die Wutprobe". Mit Filmen kennt sich der Vater eines neunjährigen Sohnes, der bei seiner Mutter in Nordrhein-Westfalen lebt und nur auf dem Bolzplatz kickt, fast so gut aus wie mit Fußball. Denn seine freie Zeit, und von der hat Montero viel, verbringt er am liebsten vor dem Fernseher oder beim Billardspielen. Ab und an hilft der Ex-Profi seinem ehemaligen Frankfurter Teamkollegen Alex Schur in dessen Fußballschule aus, manchmal nimmt er kleine Aushilfsjobs an. Ansonsten reiche das Geld, das er als Profi verdient hat. ,,Ich habe nie verschwenderisch gelebt", sagt der Mann, der immer mit dem linken Fuß zuerst aufs Spielfeld läuft. Mit Aberglaube habe das aber nichts zu tun. ,,Es ist einfach nur eine Macke."

Rapolder und Hurler prägten Montero

Das Dirigieren und ,,Maul aufreißen" hat der defensive Mittelfeldspieler, der mit 22 noch für die Allianz in der Bezirksliga kickte, damals noch unter dem Nachnamen seines Vaters, Petracca, von Uwe Rapolder gelernt. Unter ihm, bei Waldhof Mannheim, habe er seine ,,geilste Zeit als Profi" verbracht. Erst bei Rapolder habe er kapiert, wie Fußball eigentlich geht. In der Kurzfassung: Zweikampf gewinnen und den Ball vertikal nach vorne spielen. ,,Rapolder war der beste Trainer, den ich hatte", sagt Montero, der mit seiner Verlobten im Stuttgarter Süden wohnt. Die Basis für seine durchaus bewegte Laufbahn hat aber ein anderer gelegt: Rainer Hurler, sein Jugendtrainer bei der Allianz.

Wie lange Montero noch beim Vaihinger Club bleibt, ist offen. Am liebsten würde der B-Lizenz-Inhaber, der als Kind für Maradona geschwärmt hat, eine höherklassige Aktiven- oder Jugendmannschaft trainieren. Was fehlt, seien die entsprechenden Angebote. ,,Viele vermuten mich immer noch in der Frankfurter Gegend", sagt Montero. Doch das Kapitel habe er längst zugeschlagen - und der böse Bub, den man in ihm immer gesehen habe, sei er auch nicht (mehr). ,,Wer mich haben will, soll einfach anrufen."

Karrierestationen

David Montero
hat als E-Jugendlicher beim SV Heslach mit dem Fußballspielen begonnen. Im zweiten D-Jugendjahr wechselte er zum TSV Georgii Allianz, wo er alle weiteren Nachwuchsteams durchlief und noch vier Jahre bei den Aktiven in der Kreisliga A und Bezirksliga kickte. Danach zog es ihn für drei Jahre zum Regionalligisten TSF Ditzingen. Ebenfalls drei Jahre weilte er anschließend beim SV Waldhof Mannheim in der zweiten Bundesliga. Der Höhepunkt: in der Saison 2002/ 2003 schaffte er mit Eintracht Frankfurt den Sprung in die erste Bundesliga. Dort bestritt er aber nur ein Spiel - ausgerechnet gegen den FC Bayern -, ehe er bei den Hessen wegen ,,unprofessionellen Verhaltens" entlassen wurde. Es folgten die Stationen Rot-Weiß Oberhausen, Jahn Regensburg, SG Sonnenhof Großaspach, TSG Backnang und SV Böblingen - und dann ein zweimonatiges Intermezzo als Trainer beim Bezirksligisten SC Stammheim. Erneut Spieler war Montero zuletzt beim SV Vaihingen II und bei Croatia Stuttgart. Im Juli hat sich für ihn ein Kreis geschlossen, nämlich mit seiner Rückkehr zur Allianz.

Aufrufe: 010.12.2014, 14:00 Uhr
Filder-Zeitung / sdAutor