So richtig kommt die SpVgg nicht in die Saison, das 4:1 gegen Würzburg scheint nur ein kleines Zwischenhoch gewesen zu sein. Denn gestern zeigte die Altstadt wieder ein anderes Gesicht, gegen die tiefstehenden und clever verteidigenden Neudrossenfelder fiel den Bayreuthern nicht viel ein. Und Trainer Heiko Gröger suchte auch nicht nach Ausreden: „Die Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben. Die zweite Halbzeit haben wir zu nachlässig und einfallslos gespielt. Wir haben dem Gegner unnötig die Bälle aufgelegt und um den Ausgleich gebettelt.“ Doch nicht nur seine Spieler, sondern auch der Trainer selbst wird nach dieser Derbypleite wieder in der Kritik stehen. Auf die Frage, ob sein Trainerstuhl nun wieder wackelt, antwortete Gröger nur: „Möglich, aber das muss ich aushalten.“
Dabei hätten er und sein Team auch mit einem blauen Auge davonkommen können – wenn Perparim Gashi in der 65. Minute das 2:0 geglückt wäre. Der Stürmer jubelte schon, als TSV-Keeper Tobias Grüner seinen Kopfball mit einem tollen Reflex noch aus dem Tordreieck fischte und an die Latte lenkte. Ab diesem Moment ging ein Ruck durch die Neudrossenfelder Mannschaft, sie beschränkte sich nun nicht nur auf die Defensive, sondern legte auch den Vorwärtsgang ein. „Wir waren den Altstädtern nun physisch überlegen und bis zum Schlusspfiff am Drücker“, lobte TSV-Trainer Peter Schmidt die Leistung seines Teams. Zuvor bot sich den 512 Zuschauern das erwartete Bild. Die Altstadt war spielbestimmend und versuchte, mit Kurzpassspiel zum Erfolg zu kommen, der TSV stand kompakt im Abwehrbereich und agierte mit langen Bällen. Doch beide Systeme brachten nicht viel ein, Chancen waren Mangelware. So fiel nach einer Ecke die wegen der Spielanteile im ersten Durchgang auch verdiente Gästeführung. Michael Eckert zeigte das richtige Näschen und netzte mit diesem auch den Ball ein.
Danach verflachte die Partie, vor allem zwischen der 46. und 60. Minute boten beide Teams wenig Ansehnliches. Als Neudrossenfeld danach begann, das Kommando zu übernehmen, schwächelten die Bayreuther immer mehr. Beim Ausgleich des erneut sehr einsatzfreudigen Kevin Diwersi in der 77. Minute half auch der bis dahin überzeugende SpVgg-Torwart Andreas Sponsel ordentlich mit. Obwohl Diwersi von zwei Spielern bearbeitet wurde, eilte der Keeper aus seinem Tor heraus. Der TSV-Stürmer fuhr sein Bein aus und lupfte das Leder ins Tor.
Danach waren die Hausherren dem Sieg näher, die Gäste retteten sich ins Elfmeterschießen. Die ersten neun Schützen verwandelten souverän, dann versagten Eduard Root beim zehnten Schuss die Nerven: Er zielte neben das Tor. „Ich bin stolz auf meine Jungs“, sagte Schmidt. „Sie wollten mir ein Abschiedsgeschenk machen und das ist geglückt.“ Bekanntlich gibt der Lehrer Ende August sein Traineramt auf, weil er an den Ammersee versetzt wird. Doch den warnenden Finger hob er dann doch noch: „Wenn wir am Wochenende in der Liga nicht gewinnen, war der Erfolg heute absolut wertlos.“
TSV Neudrossenfeld: Grüner – Partyka, Taubenreuther, Zapf. Hilla – Lutz (59. Brand), Lämmert, Widmaier, Pajonk (72. Kempf), Lattermann – Diwersi.
SpVgg Oberfranken Bayreuth: Sponsel – Horter, Rinchiuso, Zitzmann, Eckert – Schreckinger, Kayser (46. Weiß), Hiemer (78. Schmidt), Root – Gashi, Kolb (46. Pötzinger).
SR: Schwarzmann (Scheßlitz).
Zuschauer: 512.
Tore: 0:1 Eckert (16.), 1:1 Diwersi (77.)
Elfmeterschießen: 2:1 Lattermann, 2:2 Schreckinger, 3:2 Diwersi, 3:3 Pötzinger, 4:3 Lämmert, 4:4 Eckert, 5:4 Brand, 5:5 Rinchiuso, 6:5 Widmaier, Root verschießt.