2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
Der Mann für die unmöglichen Bälle: Gau-Odernheims Oldie Jochen Koch.	Archivfoto: pa/Schmitz
Der Mann für die unmöglichen Bälle: Gau-Odernheims Oldie Jochen Koch. Archivfoto: pa/Schmitz

Wie ein Duracell-Hase

Gau-Odernheimer Jochen Koch geht nie die Puste aus - und nicht die überraschenden Ideen

Gau-Odernheim. Es ist 22.30 Uhr. Das Training beim Fußball-Bezirksligisten TSV Gau-Odernheim ist längst beendet und die Spieler haben den Platz verlassen. Nur einer nicht. Jochen Koch. Der 30-Jährige hat sich die Freistoßmauer geholt und schießt noch ein paar Bälle auf das Tor. Es ist dieser Fleiß, dieser Ehrgeiz, den Koch stark macht und der ihn sicherlich auch zu dieser Hochform im zweiten Halbjahr 2015 gebracht hat. Und zu einigen spektakulären Toren aus der Distanz, bei denen sich manchmal seine Mitspieler bei Versuchen aus ,,sinnlosen Situationen" fragen: ,,Was macht er da denn wieder?", berichtet TSV-Spielertrainer Christoph Hartmüller. Nicht selten, dass Koch seine Teamkollegen irritiert. Durchaus sind seine Aktionen nicht immer nachvollziehbar. Denn: ,,Er macht Dinge, mit denen keiner rechnet", sagt Hartmüller.

Aber auch seine Mentalität, hat schon in diversen Situationen auf dem Platz zu fragenden Blicken geführt, wie Sascha Groß, Ex-Trainer und Ex-Mitspieler bei der SG RWO Alzey, berichtet. ,,Es ist manchmal realitätsfremd, aber für den Teamgeist sehr wertvoll", und hatte gar eine Geschichte parat: ,,Wir lagen mit Alzey mal 0:2 hinten und sind angerannt. Dann haben wir in der 89. Minute per Konter das 0:3 kassiert und alle haben gesagt: Das war es jetzt. Aber Jochen ist ins Netz gerannt, hat den Ball rausgeholt und gerufen: Wir geben erst auf, wenn es rum ist. Wir haben zwar 0:3 verloren, aber von dem Jungen können sich andere ein Scheibchen abschneiden."

Dieses ,,Menschliche", sagt Groß, ist es, ,,was ihn am meisten auszeichnet." Aus seiner Sicht ist der Realschullehrer aus Waldböckelheim, der ,,größte Teamplayer, den ich je in meinen Team hatte". Hartmüller kann diese Meinung nur stützen: ,,Er probiert aufzubauen - zu pushen." Eine Art, die bei allen gut ankommt. ,,Er ist super sympathisch und jeder hat gerne mit Jochen zutun." Etwas, was auf Gegenseitigkeit beruht, wie Koch skizziert: ,,Ich fühle mich in Gau-Odernheim sehr wohl und es war schnell der Punkt erreicht, wo ich sage, dass ich für die Mannschaft alles mache." Seine Trainer beschreiben ihn als absolutes ,,Laufwunder" auf der Achterposition im Mittelfeld, Hartmüller vergleicht ihn gar mit einem ,,Duracell-Hasen, der nie die Power verliert." Ziemlich beeindruckend findet Groß eben jene unkonventionelle Spielweise und seine herausragenden Laufwege, weshalb er den damaligen Flügelspieler in seiner Zeit als Trainer der SG Göllheim/Dreisen auch ,,Thomas Müller" taufte. Zudem ist er für ihn der ,,beste Umschaltspieler der Liga".

Groß ist es übrigens zu verdanken, dass Koch überhaupt noch Fußball spielt. Eigentlich stand er 2013 so ziemlich vor dem Karriereende, als er sich mit einer Verletzung herumplagte. Aber Groß baggerte kräftig und überredete ihn schließlich zum Wechsel nach Göllheim. ,,Im Nachhinein", meint Koch, ,,das Beste, was mir fußballerisch passieren konnte." Er konnte sich beim dortigen Bezirksligisten alle Zeit der Welt nehmen, um fit zu werden und fand unter anderem mit dem Kraftraum optimale Trainingsbedingungen vor. Nun hat er sich 2015 zu einer absoluten Stammkraft in Gau-Odernheim entwickelt, nachdem er an sich gearbeitet hat und unglaublich fit aus der Sommerpause kam. Die Einschätzung von Groß hat er sich zu Herzen genommen. Er spielt jetzt ,,überlegter" und baut mehr ,,Tempowechsel" in sein Spiel mit ein.

Außerdem ist es ihm gelungen, ,,sich konditionell weiterzuentwickeln." Mit fünf Toren und acht Vorlagen hat er auch seine Torgefährlichkeit erhöht und ist deshalb momentan nicht mehr aus der TSV-Startelf wegzudenken - was natürlich auch der langen Ausfälle von den zentralen Mittelfeldspielern Timo Schey und Sascha Nehrbass geschuldet ist. Koch weiß: ,,Ich habe meine Chance genutzt" und will sich auch nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Sondern zusammen mit seinen Kollegen angreifen. Zusammen mit ihnen, um den Aufstieg in die Landesliga kämpfen und sollte es für den Mannschaftserfolg von Nöten sein, dann ,,gebe ich meinen Platz auch gerne her." Eine vorbildliche Einstellung eines vorbildlichen Fußballers.



Aufrufe: 013.1.2016, 08:00 Uhr
Nico BrunettiAutor