2024-03-28T15:56:44.387Z

Interview
Daniel Diel, aktuell noch Kapitän und Stammtorhüter in Gau-Odernheim, spricht über seinen Wechsel nach Pfeddersheim. F.: Tim Stork
Daniel Diel, aktuell noch Kapitän und Stammtorhüter in Gau-Odernheim, spricht über seinen Wechsel nach Pfeddersheim. F.: Tim Stork

»Raus aus der Komfortzone«

Daniel Diel spricht über seinen Wechsel in die Oberliga und was ihn dazu bewegt

Biebelnheim. Der Sprung, vor dem Daniel Diel steht, ist eher ungewöhnlich: Mit 27 Jahren wechseln nur noch wenige Fußballer zu einem höherklassigen Verein. Der Torhüter des TSV Gau-Odernheim wagt es aber. Er spielt in der kommenden Runde bei der TSG Pfeddersheim. Im Interview spricht der Verbandsliga-Torhüter über seine Ziele, seine Motive und auch über seinen Vater Frank Diel, der vor gut drei Jahren überraschend verstarb.

Herr Diel, Sie stehen mit dem Wechsel zur TSG Pfeddersheim vorm Höhepunkt Ihrer sportlichen Laufbahn. Stolz?

Na klar. Das ist doch ein schönes Kompliment, wenn man von einem höherklassigen Verein angesprochen wird, ob man nicht dorthin wechseln möchte. Das macht schon stolz.

Mit 27 Jahren erfolgt Ihr Wechsel in die fünfte Liga verhältnismäßig spät. Gab es vorher keine Angebote oder kein Interesse Ihrerseits?

Interesse hatte ich immer. Nur ist es so, dass die höherklassigen Vereine einen Bezirksliga-Torhüter nicht wahrnehmen. Auch keinen Landesliga-Torhüter. Da kann man noch so gute Leistungen zeigen und noch so oft positiv in der Zeitung stehen. Es kam viel zusammen, dass ich auffiel. Unser Aufstieg mit dem TSV Gau-Odernheim in die Verbandsliga. Dass wir in der Hinrunde gute Leistungen zeigten, woran ich als Torhüter Anteil hatte. Und dann das Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Wie lange brauchte es, bis Sie für sich entschieden hatten, das Angebot der TSG Pfeddersheim anzunehmen?

Das waren im Grunde zwei Etappen. Da war zunächst die Offerte, im Winter schon den TSV Gau-Odernheim zu verlassen. Deshalb grübelte ich sehr intensiv, ehe meine Grundüberzeugung zum Tragen kam, dass man im Winter seine Mannschaft nicht im Stich lässt. Im Januar umwarb mich die TSG Pfeddersheim ebenso reizvoll wie im November. Da ich mir schon im Herbst ausreichend Gedanken gemacht hatte, war der Entschluss, dann im Sommer zu wechseln, relativ schnell gefasst. Man kann es so formulieren: Wenn beim ersten Gespräch Winter Sommer gewesen wäre, hätte ich da schon ja gesagt.

Welche Gedanken spielten eine Rolle?

In dem Fall nur positive. Ich fragte mich, ob ich wirklich meine Mannschaft verlassen wollte. Die Mannschaft, deren Kapitän ich nun seit vier Jahren bin. Eine Mannschaft, in der lauter Menschen sind, mit denen ich prima klar komme. Auf der anderen Seite war der Reiz der Oberliga. Und die Aussicht auf eine Mannschaft, die auch einen sehr guten Zusammenhalt hat. Das lässt sich praktisch Woche für Woche bei Instagram verfolgen. Die Bilder signalisieren das. Letztlich war die Entscheidung ein Abwägungsprozess.

Was geben Sie auf, wenn Sie den TSV verlassen?

Meinen Heimatverein. Die Trainertätigkeit in der Jugend. Praktisch alles, was ich in den vergangenen Jahren aktiv mitgestaltet habe, gebe ich ab.

Und was gewinnen Sie in Pfeddersheim?

Klar, die Liga. In den vergangenen Jahren ging es für mich aus der Bezirksliga über die Landesliga in die Verbandsliga. Und nun kommt noch die Oberliga drauf. Ich verspreche mir von Pfeddersheim, mich sportlich weiterzuentwickeln. Und auch als Persönlichkeit. Heutzutage gibt es ein Wort dafür: Ich verlasse meine Komfortzone. Bislang, mit einer kurzen einjährigen Phase bei Mainz 05 mit 14, spielte ich nur in Gau-Odernheim. Es ist für mich eine neue Erfahrung, mich in eine bestehende Mannschaft integrieren zu müssen, Zugänge zu anderen Mensch zu finden und Leistung auf so hohem Niveau zu bringen. Das kann mich persönlich ein Stück weiter nach vorne bringen.

Sie verloren vor gut drei Jahren Ihren Vater, der für den Fußball lebte. Haben Sie diesen Schicksalsschlag verarbeitet?

Man muss ja. Sicher war es in der ersten Zeit schwierig, wenn der Vater fehlt. Ich habe mich abzulenken versucht, wobei mir der Fußball half. Ich würde sagen: Es ist verarbeitet, aber nicht vergessen. Das haben wir zuhause ganz gut hinbekommen.

Sie haben ja nicht nur den Papa verloren, sondern auch Ihren Hauptförderer?

Ja, definitiv. Er hat mich immer unterstützt. Auch als ich nach Mainz ging, damals. Er war immer der Auffassung, wenn man sich sportlich verbessern kann, dann soll man das auch tun. Ich bin überzeugt, mein Wechsel nach Pfeddersheim wäre in seinem Sinn. Wenn er könnte, würde er regelmäßig zum Zuschauen nach Pfeddersheim kommen.

Spielen solche Gedanken manchmal eine Rolle?

Ja. Man macht sich manchmal Gedanken. Ich würde gerne mit ihm sprechen. In Fußball-Sachen war er immer mein Ansprechpartner Nummer eins, in schulischen Belangen meine Mama. Ich hätte gerne seine Meinung gehört. So wie früher, weil seine Einschätzungen oft richtig waren.

Gibt es für Sie womöglich eine Rückkehr nach Gau-Odernheim?

Ich denke schon. Ich möchte meine aktive Laufbahn in Gau-Odernheim beenden. Wenn ich mal 40 bin oder so. Das ist der Plan.



Aufrufe: 018.5.2019, 18:00 Uhr
Claus RosenbergAutor