2024-04-30T13:48:59.170Z

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"Skandalspiel" wird neu angesetzt

Verbandssportgericht kassiert Urteil des Bezirkssportgerichts zu TSV Elstorf - TuS Celle FC

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Das "Skandalspiel" TSV Elstorf gegen TuS Celle FC in der Bezirksliga 2 wird neu angesetzt. Das Verbandssportgericht kippte in der durch den TuS Celle FC beantrangten Revision das Urteil des Lüneburger Bezirkssportgerichts, das sich für eine Spielwertung zugunsten des TSV Elstorf ausgesprochen hatte. Das bestätigte Jörg Firus, Vorsitzender des Verbandsportgerichts, auf Nachfrage von FuPa Lüneburg.

Deutschlands Boulevardmedien kamen aus der Steigerung ihrer Skandalmeldungen im Dezember 2016 gar nicht mehr heraus. Von Pyro-Wahnisnn, Gewaltausbruch und Pyro-Abbruch in der 7. Liga war bei Bild, Express und Hamburger Abendblatt die Rede: Der TuS Celle FC hatte zu seinem Auswärtsspiel beim TSV Elstorf in der Bezirksliga 2 nicht nur die Mannschaft, Trainer und Betreuerstab im Gepäck, sondern auch "35 gewaltbereite und zum Teil stark alkoholisierte" (Hamburger Abendblatt) "Krawallos" (bild.de).

Fakt ist, dass tatsächlich etwa 35 teilweise vermummte TuS FC-Anhänger in der ersten Halbzeit Pyrotechnik gezündet haben. Die Gästefans lieferten sich auch Auseinandersetzungen mit der Polizei, die zunächst mit acht Mann angerückt war, aber schnell Verstärkung holen musste. 20 Beamte und der Einsatz von Pfefferspray waren nötig, um die Situation in Elstorf wieder unter Kontrolle zu bringen. Insgesamt wurden acht Anzeigen unter anderem wegen Landfriedensbruchs und Bedrohung ausgesprochen. Schiedsrichter Marcel Klein brach das Spiel daraufhin in der Halbzeit beim Stand von 2:1 für den TuS Celle FC ab.

Ein Spiel - Zwei Welten

Die Bewertung der Ereignisse ging von Anfang an auf beiden Seiten stark auseinander. Während TSV-Trainer Hartmut Mattfeldt davon sprach, er habe in seinen 28 Jahren Trainertätigkeit "solche Aggression noch nicht erlebt", war Celles Trainer Andreas Gerdes-Wurpts der Ansicht, es sei keinesfalls ein Spielabbruch nötig gewesen. Vielmehr sei "aus einer Mücke ein Elefant gemacht" worden. Dennoch entschuldigte der TuS FC sich im Nachgang für die Vorfälle. Vielleicht prallten da auch zwei Welten aufeinander. Der TSV Elstorf spielt in dieser Saison als Aufsteiger so hoch wie nie zuvor, der TuS FC ist ein ehemaliger Regionalligist mit einer aktiven, teils berüchtigten Fanszene.

Das Bezirkssportgericht wertete die Partie im Januar mit 5:0 für den TSV Elstorf, auch wenn viele Fragen zur Entstehung der Krawalle und deren Fortlauf unklar blieben. Maßgebend sei für das Gericht unter Vorsitz von Jürgen Wiegand damals gewesen, wie Schiedsrichter Marcel Klein die Situation dargestellt hat.

Verbandssportgericht muss Urteil der Rechtslage anpassen

Dieses Urteil ist nun Geschichte. Das Verbandssportgericht, das sich durch den Einspruch des TuS Celle FC mit dem Fall beschäftigen musste, kam zu der Auffassung, dass die Rechtslage im NFV ein solches Urteil nicht zulasse. "Wir sind der Meinung, dass der Schiedsrichter die Situation glaubhaft geschildert hat. Der Spielabbruch war aus unserer Sicht richtig"; so der Verbandssportgerichtsvorsitzende Jörg Firus gegenüber FuPa Lüneburg.

Nur: "Anders als beim DFB gibt es in unserem Verband keine rechtliche Grundlage dafür, dass die Vereine für das Verhalten ihrer Anhänger bestraft werden", so Firus. Mit anderen Worten: Das Verhalten der Anhänger des TuS Celle FC war nicht tragbar und hatte auch den korrekt ausgesprochenen Spielabbruch zur Folge. Nur der TuS Celle FC als Verein darf dafür nicht bestraft werden. Eine Anpassung der Rechtsgrundlage im NFV werde zwar demnächst thematisiert, aktuell ließen die Verordnungen aber kein anderes Urteil zu, so Firus. Das Spiel wird nun neu terminiert.

Die Zeche zahlt der TSV

Nicht nur, dass der um den Klassenerhalt kämpfende TSV nun drei Punkte und fünf Plustore weniger auf dem Konto hat. Durch das Urteil des Verbandssportgerichts ist er nun auch der einzige Bestrafte. Die vom Bezirkssportgericht ausgesproche Vereinsstrafe für den TuS Celle FC in Höhe von 500 Euro wurde ebenfalls zurückgenommen. Auch hierfür fehlt mit der gleichen Begründung die rechtliche Grundlage. "Da der TSV Elstorf gegen das Urteil vom Bezirkssportgericht jedoch keinen Widerspruch eingereicht hat, konnten wir die im Januar ausgesproche Strafe in Höhe von 200 Euro jedoch nicht zurücknehmen", erklärt Jörg Firus. Kurzum: Der TSV Elstorf als der Verein, der an diesem Tag nichts falsch gemacht hat, muss die einzige Strafe für die Vorfälle zahlen, weil er keinen Widerspruch gegen ein Urteil zu seinen Gunsten eingereicht hat. Kurios. Absonderlich. Warscheinlich einzigartig. Vielleicht hilft dem TSV ja ein Gnadengesuch beim NFV-Bezirk Lüneburg...

Der Vorsitzende des Verbandssportgerichts bedauert die Entwicklung für den TSV Elstorf, betont aber, dass ihm und seinen Kollegen rechtlich die Hände gebunden waren. Er weiß: "Der TSV Elstorf wird die Welt nicht mehr verstehen. Mir tut das für den Verein sehr leid."

Aufrufe: 025.3.2017, 17:30 Uhr
FuPa Lüneburg / Dennis PaaschAutor