2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Trainer oder Spieler, das ist die Frage: Stadtallendorfs Gino Parson. 	Foto: Ben Volkmann
Trainer oder Spieler, das ist die Frage: Stadtallendorfs Gino Parson. Foto: Ben Volkmann

»Titel durch Abbruch? Du willst das Grüne unter dir«

INTERVIEW: +++ Gino Parson träumt davon, mit 41 Jahren noch einmal in der Regionalliga aufzulaufen / Rolle als spielender „Co“ in Stadtallendorf unwahrscheinlich +++

Wetzlar/Gießen. Der Name ist seit zwei Jahrzehnten bekannt und anerkannt im mittelhessischen Fußball: Gino Parson. Für den VfB 1900 Gießen, den VfB Marburg, den FSV Fernwald, den SC Waldgirmes, Teutonia Watzenborn-Steinberg und Eintracht Stadtallendorf hat er rund 300 Hessenliga-Partien bestritten. Äußerst erfolgreich war er noch dazu.

Auf die Hessenmeisterschaft mit Waldgirmes 2009 folgten zwei Landestitel im hohen Fußballer-Alter: 2016 mit 37 Jahren für Watzenborn und ganz frisch mit sage und schreibe 41 für Stadtallendorf, das die Abruch-Runde als Erster vor Hessen Kassel abschloss. Dass der feine Mittelfeldtechniker ein leidenschaftlicher Fußballer durch und durch ist, wird auch im aktuellen Interview deutlich. Eigentlich schon seit 2010 bei seinen Stationen immer wieder auf dem dauerhaften Sprung ins Trainergeschäft, scheint jetzt sogar ein Regionalliga-Debüt als Spieler nicht völlig utopisch zu sein. Das Verrückte: Schon vor dreieinhalb Jahren stand er als Trainer Watzenborns in der Regionalliga an der Seitenlinie.

Gino, Ende 2014 sind Sie in der Verbandsliga beim VfB 1900 suspendiert worden. Hätten Sie es damals für möglich gehalten, noch zweimal als Spieler Hessenmeister zu werden?

Auf gar keinen Fall. Ich dachte damals, die Reise als Spieler wäre bald zu Ende. Was dann noch gekommen ist, hätte ich nicht geglaubt, aber um so schöner, dass es so ist. Die Meisterschaft und der Aufstieg mit Stadtallendorf sind eine super Sache, obwohl da natürlich mit dem Abbruch ein bisschen ein Beigeschmack dabei ist. Als Fußballer willst du das Grüne unter dir haben, wenn du den Titel holst. Die Tabelle aber lügt nicht zu diesem Zeitpunkt der Saison. Es ist ein bisschen ein komisches, jedoch dennoch ein schönes Gefühl.

Sie selbst hatten in der Runde sieben Joker-Einsätze ab der 60. Minute. Wie sind Sie mit ihrer persönlichen Saison zufrieden?

Ich bin schon zufrieden. Ich hatte im Sommer keine Vorbereitung wegen des späten Wechsels nach Stadtallendorf. Im Winter hatte ich die und auch gute Leistungen in den Testspielen. Ich gehe davon aus, dass ich in der Restrunde mehr Spiele von Anfang an gemacht und mehr Einsatzzeiten bekommen hätte. Deswegen finde ich den Abbruch auch ein bisschen schade. Viele erwähnen mein Alter, mir ist das nicht wichtig.

Wie geht es jetzt für Sie weiter?

Verein und ich waren uns einig, dass ich als Spieler verlängere – auch für die Regionalliga. In gewissen Situationen kann ich der Mannschaft auf dem Platz weiterhelfen. Nach dem feststehenden Weggang von Daniel Vier nach Fernwald habe ich als Co-Trainer zugesagt. Für mich war das auch zu 100 Prozent sicher, jetzt hat mich der Verein aber gebeten, meinen Spielerpass für den Fall der Fälle doch hier zu lassen.

Ist für Sie ein Posten als spielender Co-Trainer denkbar?

Das ist schwierig. Du bist einerseits Teil der Mannschaft, andererseits Teil des Trainerstabs. Ich bin da für klare Verhältnisse.

Ihr Ex-Club und künftiger Ligakonkurrent, der FC Gießen, entfernt sich wieder vom Profitum und baut auf einen ähnlichen Ansatz wie die Eintracht. Was sagen Sie dazu?

Ich finde es gut, dass sie das zurückschrauben. Ich mag Leute, die sagen, „wir können nur das stemmen“, das dann auch umsetzen und die Richtung ändern. Ich hoffe, dass sie drin bleiben.

Und wer hat die besseren Chancen auf den Klassenerhalt?

Ich denke, beide Clubs haben ähnliche Mannschaften und könnten eine ähnliche Saison spielen. Wobei wir sicher die Euphorie vom Aufstieg mitnehmen werden. Aber der FCG hat mit Freddi Löhe, Christopher Spang oder Johannes Hofmann einige erfahrene Spieler, die noch Vertrag haben. Dazu kommt mit Dren Hodja ein namhafter Zugang. Ich bin ein Gießener Junge mit einem Gießener Herzen, aber wenn es gegeneinander geht, bin ich natürlich Stadtallendorfer. Ich würde mich freuen, wenn wir zum Auftakt aufeinandertreffen würden.

Das Interview führte Thomas Suer.



Aufrufe: 08.6.2020, 08:00 Uhr
Gießener AnzeigerAutor