2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Ghani Wessam Abdul, Steven Preuss, Kristian Gaudermann und Jascha Döringer (von links) wollen auch 2018 jubeln. 	Foto: Raab
Ghani Wessam Abdul, Steven Preuss, Kristian Gaudermann und Jascha Döringer (von links) wollen auch 2018 jubeln. Foto: Raab

Das größte Jahr in der Vereinsgeschichte

RL SÜDWEST: +++ Eintracht Stadtallendorf „lebt“ den Traum von der Regionalliga / Besondere Momente, auch dank der eigenen Anhängerschaft / Kapitän Vidakovics blickt zurück +++

Stadtallendorf. „Welch ein traumhaftes Fußballjahr 2017 neigt sich denn da dem Ende entgegen?“ – Diese Frage dürften sich rund um die Feiertage zumindest all diejenigen gestellt haben, die es mit Eintracht Stadtallendorf halten. Denn das erfolgreichste Jahr der Vereinsgeschichte brachte im Mai nicht nur den sensationellen Aufstieg in die Regionalliga Südwest, sondern in der ersten Saison in der Viertklassigkeit auch bereits satte 30 Punkte ein. „Dieses Jahr ist natürlich nicht mehr zu toppen, das war von Anfang bis Ende einfach nur der Wahnsinn und konnte gar nicht besser laufen“, blickt auch Kapitän Kevin Vidakovics stolz und zufrieden zurück.

Gute sieben Monate liegt der Aufstieg, der am 20. Mai nach einem 2:0-Erfolg bei Viktoria Urberach feststand, erst zurück, gefühlt kommt es einem schon wesentlich länger vor, denn das Eintracht-Jahr war seitdem gefüllt mit zahlreichen Highlights. Doch nach dem Aufstieg standen zu Beginn auch Zweifel. Zahlreiche Aufsteiger, die in den letzten Jahren ambitioniert in die Regionalliga gestartet waren, waren ebenso sang- und klanglos wieder abgestiegen. „Man weiß nicht, wo man steht, die Liga ist stark und beherbergt zudem viele Traditionsteams. Da hätte es auch sein können, dass wir in der ganzen Saison nur fünf Punkte holen“, gibt der Eintracht-Kapitän unumwunden zu, schiebt aber nach: „Wir haben mit dem Vorstand Gespräche geführt und es sollte bei allen Verstärkungen so sein, dass die Aufstiegsmannschaft sich auch in der vierten Liga beweisen darf. Und das wurde umgesetzt, fast alle Verträge verlängert. Dafür gebührt unserem Vorstand ein großer Dank.“

Und dass der Aufsteiger konkurrenzfähig ist, zeigte bereits der Saisonstart, das 0:0 beim Vorjahresmeister SV Elversberg war gleich ein Schlüsselerlebnis für das Team. „Sicherlich hätten wir das Spiel auch verlieren können, aber es hat uns gleich gezeigt, dass in dieser Klasse etwas möglich ist, wenn wir am Limit spielen, die Vorgaben unseres Trainers umsetzen, diszipliniert spielen, kompakt stehen und unsere Abstände halten“, berichtete Vidakovics.

Und die Umsetzung klappte in den ersten Partien herausragend, gegen Röchling Völklingen (5:3) und beim SC Freiburg II (2:0) folgten die ersten Regionalliga-Siege, insgesamt blieb die Mannschaft von Meistermacher Dragan Sicaja in den ersten fünf Spielen ohne Niederlage. Diese stellten sich logischerweise im weiteren Saisonverlauf ein. Gegen die Topteams wie Saarbrücken, Mannheim oder Kickers Offenbach gingen die Herrenwalder leer aus, wichtige Duelle wie in Worms oder gegen Walldorf und Schott Mainz wurden aber gewonnen, sodass sich die Eintracht immer im gesicherten Tabellenmittelfeld bewegte. „Neben den Siegen nimmt man aber natürlich auch die Eindrücke aus den tollen Stadien mit. Das Flutlichtspiel am Bieberer Berg in Offenbach zählte natürlich zu den absoluten Highlights. Aber auch die Entwicklung unserer Fankultur in Stadtallendorf macht mich unheimlich stolz“, betont Vidakovics.

Neben den zahlreichen Anhängern, die die Eintracht quer durch die Republik zu den Auswärtsspielen begleiteten und dort für gute Stimmung und für Sympathiepunkte sorgten, wurden auch die Heimspiele zu absoluten Partyevents. Über 18 000 Zuschauer wohnten den bisherigen zehn Partien im Herrenwaldstadion bislang bei, der erhoffte Schnitt wurde damit bei Weitem übertroffen.

Die Fans Stadtallendorfs waren es auch, die nach der bittersten Pleite der Saison für einen Gänsehautmoment sorgten und damit auch die „Eintracht“ im Verein repräsentierten. Mit 0:9 ging Stadtallendorf im Rückspiel gegen den SV Elversberg Mitte November unter, sehr naiv war die Eintracht dabei in der zweiten Halbzeit in ihr Verderben gerannt. Doch nach dem Montagstraining tauchten zahlreiche Anhänger am Trainingsgelände auf, feierten ihre Mannschaft mit Sprechchören sowie Gesängen und bauten ihr Team damit wieder auf. „Das hat nach dieser Klatsche unheimlich gut getan und war für mich ein ganz besonderer Moment in diesem Jahr. Da merkte man schon, dass da einiges zusammengewachsen ist in den letzten Monaten“, erklärt Vidakovics.

Und die Eintracht zeigte die passende Reaktion, drehte das „Vier-Punkte-Spiel“ im Anschluss bei Röchling Völklingen und fuhr beim 2:1 einen enorm wichtigen Sieg ein. Und zum Jahresabschluss sicherte sich die Sicaja-Elf beim 2:2 in Ulm nach 0:2-Rückstand nicht nur einen Punkt für die Moral, sondern den bereits 30. im erst 21. Saisonspiel.

Der Klassenerhalt, der vor der Saison nur als weit entferntes Traumziel am Horizont auftauchte, scheint aktuell realistischer denn je zu sein. „Natürlich müssen wir erst einmal schauen, wie wir durch die Vorbereitung kommen und wie wir starten. Aber natürlich ist der Ligaverbleib jetzt unser großes Ziel, und wir werden alles dafür tun, dass wir dieses erreichen werden. Das wäre die absolute Krönung“, betont Vidakovics. Und auch wenn 2017 sicherlich an Erfolgen nicht mehr getoppt werden kann, so würde der Regionalliga-Klassenerhalt sicherlich ebenso ausgiebig gefeiert werden wie der Aufstieg im Mai und zu einem weiteren Highlight der zuletzt extrem erfolgreichen Stadtallendorfer Vereinsgeschichte werdenen. Gegen ein traumhaftes Jahr 2018 hätte sicherlich keiner etwas einzuwenden, der es mit der Eintracht hält.



Aufrufe: 029.12.2017, 23:00 Uhr
Marc Steinert (Oberhessische Zeitung)Autor