2024-04-25T14:35:39.956Z

Spielbericht
Noch immer flink wie eine Katze: An Torwart Sascha Jost war kein Vorbeikommen. foto: prä
Noch immer flink wie eine Katze: An Torwart Sascha Jost war kein Vorbeikommen. foto: prä

Überragender Torwart-Oldie Jost sichert Dorfen die Klasse

„Die haben geschwitzt und sich gedacht, was der alte verrückte Mann da macht“

TSV Dorfen – Bis in die frühen Morgenstunden haben die Kicker des TSV Dorfen den Bezirksliga-Erhalt gefeiert. Der Held des Tages blieb nicht ganz so lange: Torwart-Dino Sascha Jost, der im Juni 41 wird, hatte seinen Kasten mit Glanzparaden saubergehalten.

Das Abstiegsduell zwischen dem TSV Dorfen und dem TSV Ottobrunn ist so schon nervenaufreibend genug. Aber Sascha Jost, Torhüter der Isenstädter, setzt noch einen drauf. Der Ball fliegt auf sein Tor zu, er ruft „Leo“, seine Abwehrkollegen lassen den Ball durch – und Jost zu deren Entsetzen auch. „Ich habe so getan, als ob ich ihn fangen will und bin drunter durch“, erzählt er schmunzelnd. Dass das Leder am Tor vorbeigehen würde, das hatte der Routinier längst gesehen. Und seine Mitspieler? „Die haben geschwitzt und sich gedacht, was der alte verrückte Mann da macht“, sagt Jost, ganz der Routinier, der er in seinem Alter nun mal ist.

Im Juni wird der Torhüter-Dino 41 Jahre alt, doch am Samstag war von Altersmüdigkeit keine Spur. Mit mehreren Glanzparaden hielt er den 1:0-Sieg seines TSV Dorfen gegen den TSV Ottobrunn fest – und damit auch den Klassenerhalt. Er vereitelte zum Beispiel eine Großchance des alleine vor ihm auftauchenden Timo Aumayer oder entschärfte einen Kracher von Andreas Huber. Bei einem strammen Flachschuss aus 16 Metern in der letzten Minute tauchte Jost wie eine Katze blitzschnell ab und verhinderte den Ausgleich. „Ich hätte es mir nicht besser ausmalen können“, blickt Jost glücklich auf die Partie zurück. Es lief einfach rund für ihn, und so ging auch bei Mätzchen wie eingangs beschrieben nichts schief.


Coach Kostner „der Held meiner Jugend“

Die kuriosen Aktionen beeindruckten auch den eigentlichen Stammtorhüter, Alexander Wolf. Der hatte sich am Spieltag zuvor in Kirchheim einen Muskelfaserriss zugezogen und musste zuschauen. „Er hat mir nach der Partie gratuliert und gesagt, dass er noch was von mir lernen kann“, erzählt Jost, der auch Mitgefühl zeigt für seinen verletzten Torwartkameraden. „Ich hätte den Einsatz ehrlich gesagt nicht gebraucht als 40-Jähriger.“
Die Vorfreude auf die Partie sei aber schon groß gewesen. „In meinem Alter trainierst du darauf hin, auf den Punkt fit zu sein.“ Einen Wermutstropfen gab’s aber: „Ich habe dadurch am Freitag auf das Sparkassencup-Spiel der AH verzichten müssen.“ Das ging dummerweise auch noch 2:4 verloren, ausgerechnet gegen die BSG aus Taufkirchen, wo Jost seit ein paar Jahren mit Frau und Kind wohnt.

So richtig gut ging’s dann tags drauf übrigens auch nicht los. „Kurz vor Spielbeginn fing es zu regnen an“, erzählt Jost, der nach gerade mal 40 Sekunden einen Aufsetzer auf dem glitschigen Rasen nach vorne abprallen lassen musste. Der Abstauber landete im Netz. „Ich dachte, das geht ja gut los. Der Schiedsrichter hat aber richtigerweise auf Abseits entschieden.“
In der Folge lief es dann gut weiter für den TSV Dorfen und seinen Torwart-Oldie. Und so wurde am Ende fleißig der Klassenerhalt gefeiert. „Die Freude war riesengroß. Es ging bis in die Morgenstunden. Ich, in meinem Alter, habe mich aber schon früher verabschiedet, als es für die anderen in Richtung Kulturhaus Taufkirchen weiter ging.“
Jost, im normalen Leben Buchhalter, hat schon viele Feiern mitgemacht, auch beim FC Moosinning und SV Eichenried – egal, ob es um Aufstieg oder Klassenerhalt ging. „Der Nichtabstieg ist aber besser zu feiern. Den feiert man nämlich nur einmal gescheit. Als Meister feierst du ja jeden Spieltag“, sagt Jost und präsentiert damit eine ganz andere Sicht der Dinge. Das sage mal einer dem FC Bayern.
Jost hat es aber eh mehr mit dem 1. FC Saarbrücken. Der gebürtige Saarländer stand früher bei Bundesliga-Spielen in der Fankurve und feuerte unter anderem seinen aktuellen Trainer Michael Kostner an, der damals als Profi auf dem Feld stand. „Er war der Held meiner Jugend“, sagt Jost über seinen Coach. Daher gelang es Kostner auch, den Routinier zur vergangenen Saison zu überreden, aufgrund der wenig erfolgreichen Torhütersuche als Ersatzkeeper wieder zwischen die Pfosten zu gehen. Jost hatte seine Handschuhe eigentlich schon 2013 an den Nagel gehängt, von da an zwei Jahre lang die zweite Mannschaft des TSV trainiert.
Und wie geht’s nun kommende Saison weiter? „Ich bin schon gefragt worden, aber ich habe abgelehnt. Ich will jetzt mein Hauptaugenmerk auf die AH legen. Als Notnagel stehe ich aber weiter zur Verfügung.“

Aufrufe: 016.5.2017, 11:32 Uhr
Erdinger Anzeiger - Markus SchwarzkuglerAutor