2024-04-25T14:35:39.956Z

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Der neue Abteilungsleiter Günther Herz (rechts) stellt die neuen Trainer vor: Anika Höß coacht zukünftig die B-Juniorinnen, Wulf Saur übernimmt die Frauen. Foto: Ralf Mangold
Der neue Abteilungsleiter Günther Herz (rechts) stellt die neuen Trainer vor: Anika Höß coacht zukünftig die B-Juniorinnen, Wulf Saur übernimmt die Frauen. Foto: Ralf Mangold
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Frauenfußball: TSV Crailsheim stellt Weichen für die Zukunft

Außerordentlichen Versammlung - Neuer Trainer vorgestellt

Bei der außerordentlichen Versammlung der Frauenfußballerinnen des TSV Crailsheim wird Günther Herz zum Abteilungsleiter gewählt. Wulf Saur ist neuer Trainer der Regionalligamannschaft.

Eine seltsame Mischung aus Abschiedsschmerz und Aufbruchsstimmung herrschte bei der außerordentlichen Versammlung der Fußballfrauenabteilung am Donnerstagabend. Erstmals nach beinahe 46 Jahren war Hubert Oechsner nicht mehr mit dabei, und dies war dann auch der Anlass für diese Versammlung.

TSV-Vorsitzender Klaus-Jürgen Mümmler informierte gleich zum Auftakt die Anwesenden, das Urgestein der Frauenfußballabteilung werde zum 1. Juli alle Ämter aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Hubert Oechsner lasse sich wegen eines Kliniktermins entschuldigen, aber ein Schreiben habe der scheidende Abteilungsleiter ihm als Jahresrückblick mitgegeben.

Mucksmäuschenstill wurde es dann plötzlich im Raum, alle waren gespannt, was Oechsner letztmals zu berichten hatte. „Freud und Leid lagen mit dem Abstieg der Frauen und dem Klassenerhalt der B-Juniorinnen in der vergangenen Saison eng beieinander“, begann Mümmler vorzulesen. Für den Abstieg sehe Oechsner vielschichtige Gründe. „Uns hat vor allem die nötige Erfahrung gefehlt, die Aufholjagd in der Rückrunde mit den zurückgekehrten Routiniers kam letztlich zu spät. Die meisten Neuerwerbungen haben die Erwartungen nicht erfüllt und dazu kamen auch noch immense Verletzungsprobleme“, zitiert er Oechsner. „Der sofortige Wiederaufstieg ist wohl leider nicht realisierbar“, endet das Schreiben. Er und seine Ehefrau Eva Baumann verabschieden sich hiermit in den Ruhestand.

„Hubert Oechsner kann man gar nicht genug für sein Engagement danken“, betonte Mümmler. „Die Frauenfußballabteilung war wie eine Familie für ihn. Größten Respekt vor dem, was er dort in den vielen Jahren aufgebaut hat.“ Hubert Oechsner wurde deshalb bei der Versammlung gleich zum Ehrenmitglied des Vereins wie auch der Abteilung gewählt. „Wir werden ihn später auch noch entsprechend persönlich würdigen.“

Günther Herz übernimmt

Ebenfalls ein einstimmiges Votum der Wahlberechtigten erhielt anschließend Günter Herz, der die Nachfolge Oechsners antreten wird. Mit Heinrich Schock als Kassierer fand er gleich Unterstützung. Zudem wird ihn Manfred Schaborak zukünftig als Spielleiter entlasten. „Ich will die Abteilung zukünftig viel breiter aufstellen“, erklärt Herz. „Die ganze Arbeit, die Hubert Oechsner geleistet hat, wird nun auf mehrere Schultern verteilt. Ich bin dann nur noch für die Koordination zuständig und verlasse mich auf meine Leute“, so sein Plan für die Zukunft.

Zwei dicke Überraschungen verkündete Herz dann bei seiner Antrittsrede. Mit Wulf Saur stellte er den neuen Trainer für die Regionalliga vor. Der Sportlehrer aus Natheim stand schon einmal in der Saison 2004/2005 bei den Frauen an der Seitenlinie und war zuletzt als Trainer beim DFB-Stützpunkt in Heidenheim tätig. „Da steckt viel mehr Potenzial in der Mannschaft. Das will ich mit Freude und Engagement wecken“, erklärte der 52-Jährige. Einen konkreten Platz gibt er nicht als Ziel vor, „ich will das Team in einer Liga mit richtig starken Gegnern erst einmal wieder festigen“. Trainingsstart ist am 18. Juli.

Routiniers hören wieder auf

Ersetzen muss er Miriam Steck, die zum Ligarivalen 1. FC Nürnberg wechselt. Zudem beenden Routiniers wie Steffi Kübler, Claudia Nußelt, Ramona Treyer und Patricia Hanebeck wohl end­gültig ihre Karriere. In der Schlussphase der vergangenen Saison wurden sie reaktiviert, nun helfen sie nur noch im Notfall bei der Zweiten aus, die weiterhin von Jens Hofelich gecoacht wird. Zurückkehren werden Jil Gehder (23) und Saskia Kieninger. Vor allem Letztere ist ganz wichtig für den Drittligisten, bringt die 25-Jährige doch fünf Jahre Erfahrung aus Zweitligazeiten beim TSV Crailsheim mit, für den sie bis 2015 im Tor stand.

Die Zusammenarbeit mit Ex-Trainer Benjamin Rösecke endet nach nur einer Saison. „Wir haben mit ihm schon vor ein einigen Wochen ligaunabhängig einige Gespräche geführt, aber die Fahrerei von Weinstadt konnte er einfach nicht mehr bewältigen“, erklärt Herz. Trotz des Abstiegs habe der Lehramtsstudent gute Arbeit beim TSV geleistet.

Anika Höß war drei Jahre lang als Spielerin beim TSV Crailsheim und wird zukünftig die Bundesliga-B-Juniorinnen coachen. Ihre Erfahrung aus insgesamt acht U-Nationalmannschaftsspielen und einigen Bundesliga- sowie Zweitligapartien will die 26-Jährige dort einbringen. Sie wohnt in der Nähe von Donauwörth und arbeitet beim Bayerischen Fußballverband. Neben ihrer DFB-Elitelizenz bringt sie Wissen als DFB-Stützpunkt- und Regionalauswahltrainerin sowie als Spielertrainerin bei einem Landesligafrauenteam mit. Verletzungsbedingt musste sie ihre Karriere früh beenden und engagiert sich nun aber mit genauso viel Freude und Energie als Nachwuchstrainerin.

Den Gürtel enger schnallen

Finanziell den Gürtel enger schnallen müssen die Fußballer­innen zukünftig auf jeden Fall. „Die Bezuschussung durch den DFB fällt weg, aber die Kosten in der Regionalliga sind fast dieselben“, so Herz. Deshalb war anfangs auch zumindest in der Diskussion, ob man überhaupt in der Liga antreten solle. „Über Sponsoren ist die Lücke inzwischen beinahe geschlossen“, berichtet Herz nicht ohne Stolz über seine erfolgreichen Bemühungen der letzten Wochen. Mit den Stadtwerken hat er einen neuen Trikotsponsor gewonnen.

Ein weiteres Fragezeichen war nach dem Abgang Oechsners, ob und wie es überhaupt in der Abteilung weitergehen kann. „Die Mädels haben mich gebeten, die Regionalliga mit dem TSV anzugehen. Auch wenn wir für zwei Teams nicht den breitesten Kader haben, konnte ich da nicht Nein sagen“, erzählt Herz schmunzelnd. Sportlich sieht er das Team irgendwo im Mittelfeld. Wichtig sei ihm vor allem die Durchlässigkeit der B-Juniorinnnen zum Frauenteam.

„Günther Herz hat ganz tolle Arbeit geleistet. Ohne ihn könnten wir die Regionalliga gar nicht stemmen“, lobte ihn schließlich Crailsheims zweiter Vorsitzender Dieter Brenner. Zukünftig hoffen Brenner und Herz auf mehr Akzeptanz in der Region. „Was die Mädels auf sich nehmen, wird noch zu wenig honoriert.“

Aufrufe: 03.7.2017, 08:15 Uhr
HOT / Ralf MangoldAutor