2024-05-10T08:19:16.237Z

Vereinsnachrichten
Kämpfen sich durch alle Instanzen: SCO-Präsident Paul Niepalla (links) und Vereins-Vize Torsten Leue  ©Steffen Kretschmer
Kämpfen sich durch alle Instanzen: SCO-Präsident Paul Niepalla (links) und Vereins-Vize Torsten Leue ©Steffen Kretschmer

Velten: noch eine Insolvenz wäre das Aus

Der SC Oberhavel hat sich am Dienstagabend an die Öffentlichkeit gewandt - um den Spekulationen ein Ende zu bereiten.

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Es ist ein harter Kampf, den der Vorstand des SC Oberhavel Velten seit einigen Monaten führen muss. Ein satter Betrag an Steuernachzahlungen ließ bis zuletzt viel Raum für Spekulationen. Am Dienstagabend ging die Vereinsspitze nun an die Öffentlichkeit. Worum es ging? Um Aufklärung.

Das Thema sei schwierig. Und das öffentliche Bild sei nach Angaben des SCO-Präsidenten Paul Niepalla oftmals ein falsches. Viele würden es einfach nur so wahrnehmen, „dass der Verein schlecht gewirtschaftet hat und die Stadt immer nur zuschießt. Wir wollten deshalb unbedingt klarstellen, wie unsere Situation entstanden ist und dafür Verständnis in der Bevölkerung entwickeln.“

Niepalla will bei allem, was war, und vor allem, bei dem, was noch kommt, den eingeschlagenen Weg unbedingt weitergehen. „Kalt lässt mich das alles natürlich nicht“, sagt er. „Wir haben fast 400 Mitglieder und große Jugendabteilungen. Hier steckt einfach ganz viel Herzblut drin und es wurde viel aufgebaut. Das kann niemand einfach so über die Wupper gehen lassen.“

Worum es geht: Das Finanzamt beharrt auf Steuernachzahlungen. Diese beziehen sich auf die Jahre 2008 bis 2015. Dabei geht es um eine Summe von etwa 140 000 Euro.

Die Ausgangslage: Nach der ersten Insolvenz und der Neugründung des Vereins im Jahr 1998 gab es eine sogenannte Nutzungsgestattung der Sportplätze zwischen Verein und Stadt. Die Stadt hat die Anlage unterhalten und der SCO konnte sie nutzen. „Bis 2004 lief alles reibungslos“, sagt SCO-Vizepräsident Torsten Leue. Dann sollte diese Nutzungsgestattung jedoch durch einen neuen Vertrag ersetzt werden, wogegen sich der Verein lange zur Wehr setzte – bis 2007. Dann sei in einer Mitgliederversammlung beschlossen worden, den Vertrag anzunehmen. „Unter der Zusage, dass für uns keine Nachteile entstehen“, sagt Leue. Neu war, „dass wir ab dem 1. Januar 2008 einen zweckgebundenen Zuschuss durch die Stadt bekommen haben. Das Steuerbüro hatte damals keine Einwände und auch die Stadt hatte alles geprüft.“ Aktuell wird aber genau dieses Vereinbarungspapier zum großen Problem für den SC Oberhavel Velten.

Das Problem: „Uns wird nun eine Gewinnerzielungsabsicht unterstellt“, sagt Paul Niepalla. Der Verein wurde deshalb vom Finanzamt als gewerbetreibender Betrieb für Garten und Landschaftsbau eingestuft. Der Zuschuss zur lastenfreien Übergabe der Sportanlage wird demnach nicht als eben solcher, sondern als entsprechende Leistung gewertet. Torsten Leue: „Bis 2012 lief alles gut. Dann wurden bei einer Prüfung durch das Finanzamt Oranienburg Unstimmigkeiten festgestellt, die einen entsprechenden Steuerbescheid nach sich zogen.“ Da es ab 2013 wieder einen neuen Vertrag gab, haben die Verantwortlichen die Hoffnung, dass sich zumindest dieser Zeitraum bis zum heutigen Tag als weniger problematisch darstellt. Niepalla: „Wir sind frohen Mutes, dass sich das erledigt.“

Die Vorgehensweise des SCO: Die Stadt hat dem Verein eine entsprechende Unterstützung zugesagt. Gleichzeitig fordert sie aber ein, die Rechtsmittel vollständig auszuschöpfen. Seit 2013 befindet sich der Klub deshalb fortlaufend in einem Widerspruchsverfahren. „Wir haben als Erstes Klage vor dem Finanzgericht in Cottbus erhoben“, sagt Präsident Niepalla. „Dort ist man aber der Meinung des Finanzamtes gefolgt. Auf unsere Argumente wurde nicht eingegangen und eine Revision nicht zugelassen. Das war eine schnelle Nummer.“ Die Verantwortlichen des Vereins gingen deshalb in die nächste Instanz. „Wir sind nun vor dem Bundesfinanzhof, gehen aber davon aus, dass es mit einer Entscheidung noch dauern wird.“

Warum schnelle Hilfe wichtig ist: Auf der Veltener Stadtverordnetenversammlung geht es am Donnerstag in Punkt 24 um eine aus Vereins-Sicht wichtige Beschlussvorlage. Sie bezieht sich auf Zuwendungen für den SCO in Höhe von 40 000 Euro. Dieses Geld ist für den Verein essentiell, da das Finanzamt schon jetzt auf eine entsprechende Umsatzsteuer-Nachzahlung für die Jahre 2008 bis 2013 besteht. „Wir wären allein nicht in der Lage dazu gewesen, das zu bezahlen“, sagt Paul Niepalla, der aber noch einmal betont, „dass all das nicht entstanden ist, weil wir schlecht gewirtschaftet haben“.

Die Finanzlage des SCO: Präsident Paul Niepalla beschreibt die aktuellen Bilanzen als sehr positiv. „Wir haben sehr gute Zahlen, die aber längst nicht ausreichen, um die Steuern nachzuzahlen. Trotzdem sind wir auf einem sehr grünen Zweig, nachdem wir viele Jahre lang mit einem ganz engen Gürtel durch die Gegend laufen mussten. Wir stehen sehr solide da.“

Das schlimmste Szenario: Die Insolvenz vor 20 Jahren hat Spuren hinterlassen. Und eine Wiederholung der Geschehnisse von damals würde den Verein wohl nicht nur in Schieflage, sondern ihn wohl auch zum Kentern bringen. Paul Niepalla ist sich sicher, dass „eine neue Insolvenz das Aus für den SCO“ bedeuten würde. „Es würde dann auch keinen Neugründung geben. Mit dem Sport wäre es auf dieser Anlage vorbei.“

Ein großes vereinsinternes Thema: Der SCO hat vier Abteilungen (Fußball, Kegeln, Tischtennis, Seniorengymnastik), aber die aktuell problematische Lage resultiert ausschließlich aus dem Fußball. Genau dies war schon einmal so. Das Ziel ist es, dass der Verein komplett zusammenbleibt. Da aber auch der Ruf nach Ausgliederungen zu vernehmen war, musste viel gesprochen werden. Es gab Unmut bei den Mitgliedern. „Wenn wir die Kuh mit den Steuern vom Eis bekommen, gibt es für die Abteilungen weniger Grund, sich über Abwanderungen Gedanken zu machen“, sagt Vize-Präsident Torsten Leue. „Wenn nicht“, weiß auch er, „ist das nicht zu verhindern.“

Aufrufe: 012.12.2018, 13:30 Uhr
MOZ.de / Steffen KretschmerAutor