Am kommenden Samstag spielen die Alten Herren zum 38. Mal die Rother Stadtmeisterschaft aus. Die Organisation hat heuer der TSV Bernlohe übernommen. Abteilungsleiter Manfred Gußner und sein Team setzen dabei auf den Gemeinschaftsgeist.
Seit einem Vierteljahr steht AH-Abteilungsleiter Manfred Gußner und sein Team, sein Stellvertreter Alexander Oulik, Schriftführer Peter Haßelbacher und Kassier Peter Gußner, in der Vorbereitung. Um die 30 Helfer sind mit Aufbau und Siegerehrung im Einsatz, dazu werden die Partner und Familien mit eingespannt — im Anschluss an das Turnier gilt es, die dritte Halbzeit im Sportheim des TSV Bernlohe in der Dahlienstraße zu stemmen.
Eine ordentliche Zahl für einen Verein, der laut Manfred Gußner um die 300 Mitglieder zählt. „Es war schon in der Vergangenheit immer so, ich habe alle angerufen und keiner hat ,Nein‘ gesagt.“ In einem kleineren Verein sei die Gemeinschaft und der Zusammenhalt noch stärker, sind sich Gußner, Oulik und Haßelbacher einig. Hier kommen Kumpels und deren Familien zusammen - ein Grund für sie, noch so lange wie möglich Fußball zu spielen. Gußner hat damit vor 42 Jahren angefangen, ist heute 50 Jahre alt. Er hat mehr als 1.100 Mal für den TSV und nur für den TSV die Schuhe geschnürt, in der Vollmannschaft sind es 664. Zwei mehr sollen es auf jeden Fall noch werden. Haßelbacher begann vor zehn Jahren, ist heute 57. Er sollte bei einem Firmenturnier mitspielen, wollte aber vorher trainieren. Und wer einmal auf dem Sportplatz ist - seitdem spielt er Verteidiger. „Es ist ein guter Ausgleich zum Berufsleben“, sagt Haßelbacher. Als Alter Herr ziehe man sich auf dem Platz auch eher zurück, weil man ja wisse, dass man am nächsten Tag wieder in die Arbeit müsse.
Trotz der Gemeinschaft, die Alten Herren werden nicht mehr. Aus 18 bis 20 Mann versucht Gußner das Team für die Spiele zusammenzubekommen, manchmal helfen Spieler aus der Ersten oder der Reserve aus. Verletzungen, Familie, Beruf fordern ihren Tribut. Zudem kommen immer weniger nach, meint Oulik. Das insgesamt breitere Freizeitangebot lasse schon den Nachwuchs im Fußball schrumpfen, zudem „sind die Leute heute fitter“, meint Gußner. Einst war man mit 30 reif für die AH, auch um den nachrückenden Spielern in den Vollmannschaften Platz zu machen. Heute könne man noch mit 35 oder 40 für die Erste oder Zweite auflaufen. Der Siegeswille ist jedoch noch immer da, gerade auch bei der Stadtmeisterschaft - auch wenn die Bernloher der SpVgg und der TSG Roth noch mehr Ehrgeiz unterstellen. Die TSG könnte am Wochenende zum fünften Mal in Folge den Titel holen. Die SpVgg hat ihn schon 13 Mal gewonnen und ist damit Rekordmeister. TSV 59, SC 52 und TSG Roth kämen auf zusammen 14 Siege, doch die Alten Herren des SC nahmen nach der Gründung der TSG noch ein paar Mal gesondert teil.
Die zwei vierten Plätze des TSV Bernlohe, die beiden größten Erfolge, nehmen sich dagegen eher bescheiden aus. Als Underdog und kleiner Verein sind sie aber allemal ein Grund zu Feiern, genau wie Siege gegen die beiden großen Rother Stadtvereine. „Man versucht es alle Jahre“, sagt Oulik, von Gußner als bissiger Verteidiger vorgestellt. „Das Turnier ist immer das Highlight des Jahres. Jedes Jahr werden es weniger, doch hier trifft man alle wieder, die einen über das Fußballerleben begleitet haben. Man kennt sich untereinander, es ist einfach eine gute Gemeinschaft.“
Neben dem Wiedersehen und dem sportlichen Ereignis ist das Turnier um den RHVPokal auch finanziell für den TSV wichtig. 80 bis 100 Zuschauer werden mit 60 Spielern in der Halle erwartet, dazu kommt die ebenso gut besuchte dritte Halbzeit. „Mit den Einnahmen kommen wir fünf, sechs Jahre aus“, sagt Gußner. Mannschaftsabende und das Drumherum um den Fußball sind gesichert. Denn auch die Hallenmiete für das Training kostet viel Geld. Vielleicht wird die Stadtmeisterschaft deshalb irgendwann auf dem Feld gespielt. Bis dahin wird die Tradition auf dem Hallenboden fortgeführt. Erneut Letzter werden will der TSV auf keinen Fall.