2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines

Hofmann schickt unter Reischl Dachauer Legenden ins Rennen

Benni Hofmann vom ASV Dachau erstellt die Elf seines Lebens

Benni Hofmann ist beim ASV Dachau ein Urgestein. Er spielte ein Jahrzehnt im Herrenbereich, ehe er dem Ruf von Matthias Koston folgte und sich der SpVgg Kammerberg anschloss. Für uns hat er die Elf seines Lebens zusammengestellt.

Tor: Christian Vötter („Karriere“ beendet)

Möglicherweise fragen sich einige – warum ausgerechnet der? Zugegebenermaßen, ich mich nicht. Wenn man ihn als Torwart hinter einem hatte, wusste man mit sehr großer Wahrscheinlichkeit, dass im nächsten Augenblick nie das geschehen wird, womit man rechnete. Entweder er hat sich um 10 Meter beim Rauslaufen verschätzt und der gegnerische Angreifer läuft – wenn er Glück hatte – unbehelligt auf’s Tor zu. Nächste Möglichkeit: Irgendjemand, sei es Mitspieler, Zuschauer, Gegner, Platzwart, musste sich bei Gelegenheit einen Spruch anhören oder mal die ein oder andere (abfällige) Geste gefallen lassen. Doch genau aufgrund der Tatsache, dass er oft Unvorhergesehenes fabrizierte, sehr oft übrigens starke Aktionen auf der Linie, Flanken runterfischen- jedenfalls keine Abstöße, ist er einzigartig und hat sich diesen Platz verdient. Vor allem aber war er ein urkomischer, trockener und direkter Vogel, mein Sitznachbar und ein unfassbar unterhaltsamer Kerl, der sich wenig Gedanken darüber gemacht hat, was andere über ihn denken. Von der Sorte gibt’s leider nicht mehr viele – ein Unikat eben.

Abwehr:

Christian Roth (ASV Dachau)

Wenn man sich einen Vorzeige-Amateurfußballer schnitzen würde, das Resultat wäre Chrissi -der Flummi - Roth. Über 12 Jahre gesehen insgesamt drei Trainingseinheiten verpasst – da mussten als Reue 200 zusätzliche Liegestütz neben seinem täglichen Pensum an eben diesen und Sit-ups dran glauben. Faszinierend und bewundernswert, wie er sich auf Trainingseinheiten und Spiele einstellt, wobei seine Sitznachbarn möglicherweise durch seine Zitteranfälle in der Spielvorbesprechung genervt sein mögen. Zudem ein nahezu nicht zu überwindender Fels auf der linken Verteidigerposition. Einziges Manko: Gefühlt 589 Pflichtspiele – Tore: 3,5.

Zvone Kulic (ASV Dachau)

Die perfekte Kombination aus Mitspieler und Freund. Als Innenverteidiger hat er eine erstaunlich passable Technik, auch wenn ihm im Spielaufbau so mancher Ball schon mal abhanden kommt, der allerdings umgehend wieder zurückerobert wird, zur Not auch mit einer kroatischen Josip-Simunic-Gedächtnis-Grätsche. Als erweiterter Sitznachbar eine unschlagbare Kombi, wenn`s darum geht, das ein oder andere Kaltgetränk zu sich zu nehmen und Gaudi zu machen, weswegen er für die Stimmung in der Mannschaft unverzichtbar ist, mittlerweile aber auch mal berechtigter Weise seine Meinung verlauten lässt, wenn ihm was nicht passt. Zudem hat er die Fähigkeit, 7 von 10 Ecken mit dem Kopf zu verwerten und zeigt sich trotz selten aufkommender Ungenauigkeiten als enorm wichtige Komponente im Spielaufbau. Auch möchte ich nicht unbedingt immer sein Gegenspieler sein, denn „Aggrosivität“ wird bei ihm ebenfalls großgeschrieben. Unschlagbar, wenn’s um Auswärtsfahrten, nächtliche Ausflüge und „Unternehmungen“ geht, aber das würde den Rahmen hier sprengen…

Korbinian Beck (ASV Dachau)

Wegen Korbi (Boris) Beck sollte die Regel erfunden werden, dass auch im Training Schienbeinschonerpflicht herrscht. Ich habe noch keinen „Fußballspieler“ erlebt, bei dem es so kracht – komischerweise selten so, dass sein Gegenspieler ernsthafte Schäden davonträgt. Unverständlicherweise aufgrund seines bockstarken, aber lebensgefährlichen Zweikampfverhaltens mit sehr wenigen Verwarnungen bestraft. Allerdings überlegt er sich mittlerweile sehr genau, ob er den Ausflug über die Mittellinie wagen soll. Falls doch, ist allen anderen klar, dass wir sie ihn in den nächsten 10 Minuten nicht auf seiner angestammten Position auffinden werden. Als Sitznachbar ebenfalls der ein oder anderen Erfrischung nach dem Training nicht abgeneigt, wenngleich er ab und an seinen Pflichten als Ehemann nachkommen muss.

Mittelfeld:

Alex Nefzger (SpVgg Kammerberg)

Trotz seiner noch jungen Jahre ein mir noch nie in dieser Form begegnetes Talent. Man muss sehr lange suchen, um jemanden zu finden, der auf seiner Position in seinem Alter eine so stark ausgeprägte Technik, erstaunlicherweise stoische Ruhe am Ball und Übersicht – selbst in brenzligen Situationen – hat. Zudem ein ausgefuchster Schafkopf-Spielkamerad und geselliger Typ, der mit mir absolut auf einer Wellenlänge ist. Wenn er sich nichts darauf einbildet und zusätzlich seine Fitness und Verletzungsanfälligkeit in den Griff bekommt, wird man noch viel Freude an ihm haben.

Leo Mayer (FC Unterföhring)

Leider nie mit ihm in einer Mannschaft gespielt, was sehr zu bedauern ist, denn zu Unizeiten hat er in gemeinsamen Einheiten gezeigt, was für ein talentierter und kompletter Fußballer er ist, wenn man den Punkt Schnelligkeit mal außen vorlässt. Dies musste ich auch in den ein oder anderen Test- und Pflichtspielen erfahren, die wir gegen ihn absolviert haben. Außerdem zu Unizeiten legendär als Partygenosse und „Surftrip-Begleiter“.

Dominik Meichner (Karriereende)

Zu ihm durfte ich aufschauen, als ich aus der Jugend rausgekommen bin. War damals schon trotz seines vergleichsweisen jungen Alters absolut unverzichtbarer Stammspieler im zentralen Mittelfeld. Wir nannten ihn spaßhalber den deutschen Zidane oder Iniesta, weil er das Spiel aufgrund seiner eleganten Spielweise und technischen Versiertheit so unfassbar leicht aussehen ließ. Er hatte immer ein offenes Ohr und wertvolle Tipps für junge Spieler. Musste seine Karriere leider aufgrund sehr vieler Verletzungen viel zu früh beenden und wird oft als „Traum-Schwiegersohn“ bezeichnet.

Stefan Vötter (TSV 1865 Dachau)

Im Grunde genommen ebenso wie sein Bruder an Wahnsinnigkeit nicht zu übertreffen und derjenige, der auf dem Platz und im normalen Leben zwei unterschiedliche Gesichter annimmt wie kein Zweiter – neben dem Platz unfassbar sympathisch, aber wenn ihm etwas nicht passt, fallen schon mal albanische, türkische oder sonstige Schimpfwörter oder der Schiedsrichter muss dran glauben. Auf der linken Außenposition der dynamischste Spieler mit dem ich zusammengespielt habe. Messerscharfe Manni-Kaltz-Gedächtnisflanken. Behielt es sich aber vor, kein Spiel entweder mit Tape um den Arm, Bandage ums Knie oder Patellasehnen-Entlastungsband aufzulaufen – auch wenn’s nur für‘n Kopf war. Wenn man sich zudem jemanden wünschen würde, der für einen auf dem Spielfeld in den Krieg zieht, würde man ihn wählen. Musste sich zu Zeiten der Vötter-Brüder-Connection auch mal den ein oder anderen dummen Spruch seines älteren Bruders anhören und grübelt vermutlich immer noch, was man unter „einem Dutzend“ versteht. Alles in allem – aufgrund seiner Präsenz, Technik und Dynamik – aber ein unverzichtbarer Teil der Elf und mir ans Herz gewachsen.

Angriff:

Matthias Koston (SpVgg Kammerberg)

Der flinkste Spieler, mit dem ich bislang zusammengespielt habe, technisch eher beschränkt, aber schnell wie ein Pfeil. Musste seine durchaus berechtigten Ambitionen auf höherklassigen Fußball leider aufgrund seines Kadavers begraben. Gerne hätte ich mit ihm noch einige Jahre zusammen gespielt, was aber unserer mittlerweile tiefen Freundschaft keinen Abbruch tut. Narrte seine Gegenspieler wie es ihm gefiel, oft auch so, dass zumindest ein Einwurf raus kam. Wusste als Spieler nicht so recht, wie man Defensivverhalten schreibt und lies seinen Mitspieler und auch den ein oder anderen Trainer wissen, was er zu tun hat bzw. was er von ihm hält. Privat jemand, mit dem man über alles reden kann, der jeden Spaß mitmacht und mit dem ich schon einige spontane Aktionen, lustige Ausflüge erlebt habe. Hat sich mittlerweile auch als Trainer einen Namen gemacht und lässt mich Einiges über Taktik und Mannschaftsführung lernen. Für mich ein noch besserer Trainer als Spieler.

Philipp Schmidt (inaktiv)

Für mich ein Phänomen. 2,13m groß (Beine 1,89m), schlaksig wie ein Gartenzaun und trotzdem wahnsinnig agil, flink und zudem technisch versiert. Wenn man ihm versuchte, im Trainingsspiel den Ball abzunehmen, konnte man eigentlich sicher sein, dass man es nicht schaffte. Nicht zwingend der klassische Strafraumstürmer, sondern glänzt oft auch mit klugen Torvorlagen. Trotzdem lässt sich natürlich auch seine Torquote sehen, auch wenn er diese wegen zahlreich vergebener Chancen erheblich hätte steigern können. Konnte es sich auch mal aufgrund seiner stets sehr guten Leistungen rausnehmen, das ein oder andere Training nicht erscheinen zu müssen. Wenn ich wusste, dass ich mit ihm spielen würde, war ich mir immer sicher, dass wir offensiv etwas zu Stande bringen. Auch das ein oder andere sympathische Pläuschchen während des Trainings oder Spiels war keine Seltenheit.

Robin Streit (SpVgg Kammerberg)

Brantig. Aggressiv. Treffischer. Fit. Lautstark. Anführend. Zweikampfstark. Obwohl ich noch nicht allzu viele Spiele mit ihm bestritten habe, würde ich behaupten, dass diese Merkmale ihn treffend beschreiben. Im besten Alter und kann es – wenn er mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt und taktisch und technisch noch an der ein oder anderen Stellschraube dreht, weit bringen. Hat sich seinen Stellenwert in der Mannschaft redlich verdient und findet zurecht Gehör bei seinen Mitspielern.

Trainer: Herbert Reischl

Mein erster Trainer im Herrenbereich, leider nur für ein halbes Jahr- und vorab: die folgenden wenigen Zeilen werden ihm in keinster Weise gerecht. Ein Bild von einem Mann, vor dem man Respekt hatte und sich mitreißen lassen musste, so viel Leidenschaft, Hingabe und Tatendrang er an den Tag legte – nicht nur im Training, sondern auch abseits des Platzes. Auch wenn seine Trainingsmethoden recht unkonventionell waren – Beispiel Clownrolle – hatte er immer alle begeistern können. In der Kabine musste es nach Gras riechen, nach Männerschweiß und Adrenalin, nach Blutgrätschen und Leidenschaft. War das gegeben, zauberte es ihm ein heimliches Lächeln auf die Lippen und einem erfolgreichen Spiel stand nichts im Wege. Was ihn aber noch mehr auszeichnete, waren seine zwischenmenschlichen Fähigkeiten, denn er hatte für jeden ein offenes Ohr und nahm sich ihm an, suchte das Gespräch und versuchte zu helfen, wo er konnte. Dabei ging es bei mir nicht unbedingt immer um Fußball, sondern private Dinge hatten auf langen unvergessenen Baustellenfahrten auch ihren Platz. (Hat gefühlt die halbe Mannschaft dann und wann zum Arbeitsdienst akquiriert). Ein Vorbild, Macher, herzensguter Mensch ohne den nicht viel am ASV lief, gleich welche Funktion er gerade innehatte. Ein Superheld.

Aufrufe: 024.5.2020, 11:07 Uhr
Benni Hofmann / Christoph SeidlAutor