2024-04-16T09:15:35.043Z

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Zur Erinnerung an eine tolle gemeinsame Zeit schenkte die Fußball-Abteilung des TSV 1865 Dachau ihrem langjährigen Trainer Herbert Richter ein Trikot mit Bildern aller Aktiven.
Zur Erinnerung an eine tolle gemeinsame Zeit schenkte die Fußball-Abteilung des TSV 1865 Dachau ihrem langjährigen Trainer Herbert Richter ein Trikot mit Bildern aller Aktiven. – Foto: Privat

Herbert Richter: „Fußball ist nicht mehr alles“

Ex-Coach von Dachau 65 im Interview

Kulttrainer Herbert Richter machte sich beim TSV Dachau 1865 verdient, scheiterte allerdings zweimal in der Relegation um den Aufstieg. Heute hat er mit Fußball nicht mehr viel am Hut.

Dachau Herbert Richter (64) erreichte einst als Trainer des damaligen Fußball-Bezirksligisten TSV 1865 Dachau Kultstatus. Seine Erfolge an der Jahnstraße konnten sich sehen lassen. Denn in den sechs Jahren, in denen Richter bei 1865 als Übungsleiter tätig war (2003 bis 2009) spielte man mehrmals um den Aufstieg mit. Zweimal erreichten die Dachauer die Aufstiegsrelegation, zweimal scheiterten sie. Einmal am jetzigen Bayernligisten TSV Wasserburg und einmal an der Karlsfelder Eintracht, dem aktuellen Landesliga-Tabellenführer.

Herbert Richter hat als einer der ersten Trainer im Amateurbereich überhaupt die Viererkette einführte. Außer beim TSV 1865 Dachau war er noch bei folgenden Vereinen als Coach tätig: SpVgg Feldmoching, TSV Eching, SV Heimstetten, SV Aschheim, SpVgg Röhrmoos. Beim FC Ismaning fungierte Richter als Torwarttrainer, ebenso zuletzt bei seinem Heimatverein FSV Harthof.

Die größten Erfolge feierte er eben in der Bezirksliga beim TSV 1865 Dachau, damals noch mit seinem Co- Trainer Stefano Carta. In seiner Zeit in Dachau gewann er zweimal den Sparkassenpokal und einmal das Hallenmasters beim ASV Dachau.

Was hat Herbert Richter heute noch mit dem Fußball am Hut?

Herbert Richter: Ganz ehrlich? Nicht mehr viel. Nach 30 Jahren als Trainer war es auch mal genug. Ich habe gemerkt, dass in mir kein Feuer mehr brennt. Dazu kommt, dass sich die Teams im vergleich zu früher stark verändert haben. Da ist vieles wichtiger als der Fußball. So ganz ist das nicht mehr meine Welt. Auch meine Prioritäten haben sich verschoben.

Bist Du noch als Torwarttrainer beim FSV Harthof tätig?

Das habe ich aus gesundheitlichen Gründen beendet. Denn wenn man ständig Knie- und Hüftprobleme hat, muss man nicht auch noch als Torwarttrainer agieren. Das war ein reiner Freundschaftsdienst, da ich in Harthof gleich um die Ecke wohne.

Was vermisst Du am meisten im heutigen Fußball-Geschäft der Amateure?

Der Wille zum Erfolg und das Zusammengehörigkeitsgefühl. Ich höre von vielen Trainern, dass ein Klubabend, an dem mal fast alle da sind, praktisch nicht mehr durchführbar ist, weil eben alle so ihre eigenen Interessen haben. Und die, sie selten da sind, regen sich dann am meisten auf, wenn sie nicht spielen. Die Viererkette konnten wir beim TSV 1865 Dachau nur einführen, weil eben alle in dieser tollen Truppe regelmäßig im Training waren. Das war eben damals der TSV 1865 Dachau, ich erinnere mich gerne daran.

Reizt es Dich, noch mal als Trainer in einem höherklassigen Verein anzugreifen?

Nein, überhaupt nicht, ich denke eher daran, ab dem 1. Juni 2021 in Rente zu gehen. Und schauen wir mal durch das Fenster, es ist ein Sauwetter und da habe ich gar keine Lust, irgendwo ein Training zu organisieren.

Wie geht es Dir in dieser verrückten Corona-Zeit, wie siehst Du die Entwicklung?

Corona ist schlimm für alle, aber das Jammern auf hohem Niveau wegen „einer eingeschränkten Freiheit“ kann ich nicht mehr hören. Frühere Generationen hatten den Krieg und mussten viel schlimmere Dinge aushalten, die hatten wirkliche Probleme. Es bleibt uns nichts anderes übrig als diszipliniert durch diese Pandemie zu gehen. Für den Fußball bedeutet es nichts Gutes. Immer neue Unterbrechungen fördern das Vereinsleben nicht gerade. Hier sollte man einen kompletten Break machen und erst wieder anfangen, wenn man normal trainieren und spielen kann.

Was war Dein schönstes Erlebnis als Kulttrainer des damaligen Fußball-Bezirksligisten TSV 1865 Dachau?

Die gesamten sechs Jahre waren einfach schön, vor allem die Zusammenarbeit mit Klaus Edlbauer und dem verstorbenen Josef „Pfeff“ Geupel. Aber der größte Erfolg war, dass die Mannschaft so Fußball spielte ich mir das vorgestellt hatte. Ganz wichtig dabei war auch Stefano Carta, der erst durch eine schwere Verletzung zu mir als Co-Trainer kam. Wir haben uns blind verstanden und funkten in allen Belangen auf einer Wellenlänge.

Wie nahe bist du noch dran am Geschehen bei deinem ehemaligen Klubs? Früher hast Du Dir ja ab und zu ein Spiel angesehen? In der letzten Zeit hat man dich nicht mehr gesehen...

Wie gesagt, meine Interessen haben sich verändert mit dem Alter. Ich will nicht immer mit dem Auto nach Dachau fahren. Ich schaue mir Spiele in meiner Gegend an, die zu Fuß oder mit dem Rad leicht zu erreichen sind. Aber so ein schnelles Bayerligaspiel steht schon mal wieder auf dem Programm, aber erst nach Corona.


Das Gespräch mit Herbert Richter führte unser Mitarbeiter Robert Ohl.

Aufrufe: 014.12.2020, 10:34 Uhr
Dachauer Nachrichten / Robert OhlAutor