2024-04-16T09:15:35.043Z

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Derzeit verletzt: Dominik Bacher (hier ein Archivfoto) hat sich bei einem Zweikampf im Spiel gegen Wacker Burghausen einen Fußbruch zugezogen. 
Derzeit verletzt: Dominik Bacher (hier ein Archivfoto) hat sich bei einem Zweikampf im Spiel gegen Wacker Burghausen einen Fußbruch zugezogen.  – Foto: Andreas Mayr

Dominik Bacher mit Schraube im Fuß beim TSV 1860 Rosenheim 

Dominik Bacher versucht sich beim TSV 1860 Rosenheim

Dominik Bacher mit Schraube im Fuß beim TSV 1860 Rosenheim. Der 18-Jährige versucht sich nach seiner Verletzung beim TSV 1860 Rosenheim zu beweisen.

Unterhaching – Dominik Bacher wird sein Fußballerleben lang mit einer Schraube im Fuß spielen. Niemand sieht sie, höchstens auf einem Röntgenbild. Doch das kleine Stück Metall sorgt dafür, dass Bacher schneller auf den Platz zurückkehrt als manch anderer mit einem Mittelfußbruch. Im besten Fall zum Start der Rückrunde irgendwann im Februar. So Corona will.

Bis zu diesem Zweikampf mit Spätfolgen vor sechs Wochen im Ligapokal-Duell mit Wacker Burghausen, 83. Minute, durchlebte der Sindelsdorfer Stürmer, was Kinder mit acht oder zehn Jahren alleine daheim in ihrem Zimmer proben. Das Leben eines Fußballprofis, eines Auserwählten unter Tausenden. Gut, Bacher ist mit Sicherheit nicht der nächste Messi, aber er hat es mit 18 Jahren in den Drittliga-Kader der SpVgg Unterhaching geschafft. Manfred Schwabl, der Präsident, hält ihn für so talentiert, dass er ihm gleich zum Wechsel, besser gesagt zu einer Leihe, nach Rosenheim, Vierte Liga, riet, anstatt noch ein Jahr in der U19-Bayernliga zu verbringen. Sport unter Gleichaltrigen mag einen höheren Spaßfaktor mit sich bringen, für eine Profikarriere ist der Wettstreit mit deutlich Schwächeren, so ehrlich darf man sein, nicht förderlich.

„Umso früher man den Sprung schafft, umso besser tut’s einem später“, sagt Bacher. Es schadet einem Fußballer nicht, bereits mit 18 Jahren bei den Erwachsenen mitzuwirken, vor allem nicht in der Regionalliga, die für ihre Härte bekannt ist. Journalisten stählen sich in der Lokalredaktion, Fußballer in der vierten Liga. Welch Talent dort besteht, hat dann auch das Zeug für mehr. „Man muss sich körperlich durchsetzen, das kann man nicht von Anfang an“, betont der Sindelsdorfer. Im Grunde könne er bei der Situation „nur gewinnen“.

Bacher ist froh, für und nicht gegen den TSV 1860 Rosenheim aufzulaufen

Die Unterhachinger hatten einen wohl konzipierten Ausbildungsplan vorgelegt. Drei Einheiten verbrachte Bacher in München, die abschließenden beiden Trainings jeder Woche sowie die Spiele bestritt er für den Kooperationspartner. „So wird man nicht komplett aus Haching herausgerissen.“ In seinem ersten Testspiel, witzigerweise gegen die SpVgg, bereitete er gleich ein Tor vor. Überhaupt freute er sich, für und nicht gegen 1860 Rosenheim anzutreten. In der Jugend, auch noch zu Garmischer Zeiten, hatte es sein Team einfach nicht fertig gebracht, die 60iger zu schlagen. Sechs Spiele, kein Sieg. „Das war immer schon eine ekelhafte Mannschaft“, scherzt Bacher. Die Rosenheimer dürfen das als großes Kompliment für ihren Teamgeist werten. Denn jetzt sagt der Stürmer: „Schön, mal für die Ekelhaften zu spielen.“ Er ist super aufgenommen worden in diesem „guten Haufen“. Die Einführungsphase begann praktisch im Trainingslager der Drittliga-Mannschaft in Südtirol, das einige Rosenheimer Vertreter mit besuchten. Intensiver hat er in einem Jahrzehnt als Fußballer nicht trainiert. Am Ende saßen alle beim Mannschaftsabend zusammen, diesmal nicht auf einer Hütte (wie üblich), sondern im Hotel. Mit Musik und Wein. Sie haben das Beste aus der Lage herausgeholt.

Dominik Bacher ist von Natur aus ein geselliger wie lebensfroher Bursch. Gut, die Diagnose „Mittelfußbruch“ war am Anfang auch für ihn ein Schock. Doch er hat schnell eingesehen, dass Jammern die Lage nicht verbessert, sondern man arbeiten muss. Nach zwei Wochen begann er mit Kraftübungen für den Oberkörper, mittlerweile darf er auch das Bein schon wieder trainieren. Die Physiotherapeuten lobten, wie gut der Knochen heilt. Als nächstes steht Wassergymnastik für den Fuß an. Die Frage ist, wie das im Lockdown bewerkstelligt werden kann. An das Leben in der Wohnung hat sich Bacher ohnehin gewöhnen müssen. Den ganzen Oktober hat ihn der Arzt krank geschrieben. Ende November sind Abschlussprüfungen. Wenigstens genug Zeit zum Lernen hätte er dann. Man muss das alles positiv sehen. (Andreas Mayr)

Aufrufe: 04.11.2020, 10:54 Uhr
Münchner Merkur (Süd) / Andreas MayrAutor