2024-03-27T14:08:28.225Z

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Sebastian Lubojanski steht womöglich vor seiner letzten Spielzeit als Trainer der zweiten Mannschaft.  Sven Leifer
Sebastian Lubojanski steht womöglich vor seiner letzten Spielzeit als Trainer der zweiten Mannschaft.  Sven Leifer

Wird die U23 erstes Opfer des Konsolidierungskurses der Löwen?

Schmerzhafte Einschnitte im Nachwuchsbereich

Der TSV 1860 wird zukünftig einen harten Konsolidierungskurs fahren. Auch die Nachwuchsarbeit der Löwen wird darunter leiden. Das Bayernliga-Team steht vor dem Aus.

Nach dem Rücktritt von U19-Trainer Helmut Lucksch Ende Oktober warf vergangene Woche auch der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Dieter Märkle das Handtuch. Damit haben zwei Schlüsselpersonen bei der Jugendarbeit der Löwen im vergangenen halben Jahr die Brocken hingeworfen. Märkle wollte offenbar den harten Konsolidierungskurs der Blauen nicht mittrtagen. Ein Budget um die drei Millionen sei realistisch und auch im Jugendbereich muss mit Sparmaßnahmen gerechnet werden, kündigte der Verein an.

Aktuell befindet sich alles auf Halte: die Folgen der Sparmaßnahmen, die Zukunft der 1860-Jugendarbeit und die Märkle-Nachfolge. Wie vergangene Woche bekannt wurde, wird der Etat des TSV 1860 München für die kommende Saison von gut viereinhalb auf rund drei Millionen Euro gekürzt. Jetzt, wo das Budget endlich feststeht, muss Geschäftsführer Günther Gorenzel handeln, um das gestrichene Geld einzusparen. Nur an welcher Stelle? Die Konsequenzen des harten Konsolidierungskurses möchte aktuell noch keiner der Verantwortlichen konkret benennen. Bisher gefallene Andeutungen lassen aber schon Schlüsse erahnen.

Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold hatte „schmerzhafte Einschnitte im Nachwuchsbereich“ und eine „absolute Fokussierung auf die erste Mannschaft“ angekündigt. Was auch immer diese „schmerzhaften Einschnitte“ bedeuten mögen, es scheint ernst zu sein: Aus den Aussagen von Günther Gorenzel bei dieblaue24.de zu schließen, bahnen sich an der Grünwalder Straße gravierende Veränderungen an.

Wie geht es mit den Junglöwen weiter?

„Wir werden jetzt alle intern informieren: Die Mannschaft, den Staff, die Trainer - und auch im NLZ die Mitarbeiter, was durch die Umstrukturierung auf uns zukommt“, sagt Gorenzel. Diese Ansage klingt auf alle Fälle nicht nur nach kleinen Lappalien, die sich verändern sollen, sondern nach dem gefürchteten Paukenschlag, der sich bei den Löwen in der letzten Zeit bereits angekündigt hatte.

Die ungeklärten Verhältnisse im Verein scheinen einen Teil zu Märkles Abgang beigetragen zu haben. Letzterer hatte sich schon im November im Vorort-Interivew mehr Planungssicherheit bei den Löwen gewünscht. Bis heute ist aber immer noch unklar, wie es mit dem Nachwuchs weiter gehen soll.

„Absolute Fokussierung auf die erste Mannschaft“. Diese Ankündigung macht stutzig und lässt die immer wieder auftauchenden Gerüchte um eine Abmeldung der U21 aus der Bayernliga erneut aufkochen. Die ungeklärten Verhältnisse zwischen den Gesellschaftern standen lange Zeit einer sinnvollen Planung im Wege. Konsequenzen des Sparkurses auf die 1860-Jugendarbeit will Gorenzel „erst intern kommunizieren, alles Schritt für Schritt“. Die angekündigten Umstrukturierungen scheinen langwierig und komplex zu sein.

U17 und U19 dümpeln in der Bayernliga

Vergangene Woche sagte Märkle im Gespräch mit dem Münchner Merkur, dass „die gute Nachwuchsarbeit ein Eckpfeiler der Löwen und identitätsstiftend“ sei. „Für jeden Verein sollte es doch lohnender sein, in den eigenen Nachwuchs zu investieren, als extern Spieler für teures Geld zu holen.“ Eine Anspielung auf den nachlassenden Fokus auf die Talentförderung bei 1860?

In der Saison 2016/2017 stieg die U19 des TSV 1860 von der A-Jugend-Bundesliga in die zweitklassige Bayernliga ab. Im selben Jahr musste sich auch das U17-Team aus der höchsten Spielklasse verabschieden. Herbe Rückschläge für die Löwen, die in der Vergangenheit immer wieder Spieler wie die heutigen Bundesliga-Stars Julian Weigl, Kevin Volland oder die Bender-Zwillinge aus dem eigenen Nachwuchs ins Profi-Team integrieren konnten. Das angestrebte Ziel des Wiederaufstiegs wurde in der vergangenen Saison deutlich verpasst. Konkurrierende Vereine aus Oberbayern wie der FC Bayern, der FC Ingolstadt 04, der FC Augsburg und die SpVgg Unterhaching messen sich mit ihren Juniorenmannschaften in den höchsten Ligen, die Löwen bleiben dort außen vor. Dementsprechend schwieriger wird es, junge Talente an die Grünwalder Straße zu locken. Das zugrundeliegende Problem bringt Märkle in einem Vorot-Interview vor drei Monaten auf den Punkt: „Im Süden ist die Leistungsdichte extrem, es gibt nur 14 Bundesliga-Plätze, aber viel mehr Leistungszentren.“

Die Reserve der Löwen steht offenbar auf der Kippe. Seit dem Zwangsabstieg müht sich die U23 schon die zweite Saison in Folge in der Bayernliga. Ein Wiederaufstieg in die Regionalliga ist in naher Zukunft nicht abzusehen. Mit dem achten Tabellenplatz und 28 Punkten aus 21 Spielen haben sie einen Rückstand von 12 Punkten auf den Relegationsplatz. Von Bayernliga-Primus Türkgücü-Ataspor trennen sie nochmal zehn zusätzliche Zähler. Von der Regionalliga kann momentan also nicht die Rede sein, viel eher genießt wohl der Klassenerhalt oberste Priorität bei Trainer Sebastian Lubojanski. Ohne die Aussicht auf einen baldigen Aufstieg in die Regionalliga haben die Löwen ein Argument weniger, um die Talente zu halten, denn früher war die zweite Mannschaft das Sprungbrett schlechthin bei den Blauen.

Reserve kostet ca. 350.000 Euro pro Jahr

Nach diesem Stand der Dinge könnte sich die Reserve-Mannschaft der Sechzger für die kommende Saison nicht mehr rechnen. Zu klein ist der Ertrag, den das Team abwirft und zu groß die finanzielle Belastung mit Blick auf den Konsolidierungskurs. Jährliche Kosten von schätzungsweise 350.000 Euro für das Bayernliga-Team und ein Budget um die drei Millionen gehen realistisch gesehen einfach nicht zusammen. Die logische Konsequenz wäre das Aus der Mannschaft als erster Schritt einer langen Liste an Sparmaßnahmen. Eine Abmeldung würde die KGaA um rund ein Zehntel des neuen Budgets entlasten.

Wie die tz berichtet, gibt es weiteres Einsparpotential beim Nachwuchsleistungszentrum. Bisher wird dieses auf Zweitliganiveau geführt und dementsprechend könnte auch dort zukünftig erheblich der Rotstift angesetzt werden.

Die Abmeldung wäre für die Löwen eine bittere Pille: Die U23 war lange das Kapital der Löwen und ein Symbol für die ausgezeichnete Jugendarbeit des Vereins. Der jetzige Kapitän Felix Weber lief beispielsweise vier Jahre für die Reserve in der Regionalliga auf.

Aufrufe: 026.2.2019, 10:07 Uhr
Münchner Merkur / tz / Kirsten PfisterAutor