2024-04-25T08:06:26.759Z

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Zupackender Typ: Marco Hiller ist schwer zu bezwingen und bleibt den Löwen bis 2019 erhalten, mindestens. M.i.S.
Zupackender Typ: Marco Hiller ist schwer zu bezwingen und bleibt den Löwen bis 2019 erhalten, mindestens. M.i.S.

Viel Lob für Linien-Monster Hiller

13 Mal zu Null, erst 13 Tore kassiert

Der 20-Jährige hat sich als Nummer 1 im Löwen-Tor etabliert. Zimmergenosse Weeger schwärmt: „Er ist ein Megarückhalt.“

München – Vor neun Jahren spazierte ein junger Torwart in den Fanshop der Löwen, legte sein mühsam erspartes Taschengeld auf den Ladentisch und nahm ein Trikot von Philipp Tschauner mit nach Hause. „Das habe ich mir gekauft, als ich zu 1860 gekommen bin“, erinnerte Marco Hiller, 20, an die kurzzeitige Nummer 1 im Löwen-Tor, der er damals in doppelter Hinsicht nahe gekommen war. Das Tschauner-Trikot schmückte fortan sein Kinderzimmer in Gröbenzell. Und auch den echten Tschauner sah er plötzlich täglich. Hiller, damals 11 Jahre alt, war ja jetzt selber ein Löwe.

Hillers Idol ist über die Station St. Pauli im Bundesligator von Hannover 96 gelandet – er selber auf ziemlich direktem Weg im Tor seines Lieblingsvereins. Seit Sommer steht er sogar bei der ersten Herrenmannschaft zwischen den Pfosten, was dazu führt, dass Hiller jetzt selber als Idol angehimmelt wird. Fans kaufen sein Trikot, kleine Fans strecken es ihm entgegen, um eine Unterschrift zu ergattern. „Das ist schon ein bisschen komisch“, sagte er kürzlich, als das alles noch neu für ihn war. Aber, fügte er hinzu: „Es freut mich auch sehr.“

Dass das Hiller-Trikot mal so gefragt sein würde, war nicht unbedingt abzusehen, als Daniel Bierofka im Sommer die Neuordnung des spektakulär abgestürzten Klubs in Angriff nahm. Die Profi-Torhüter Ortega und Zimmermann hatten wie das Gros der Mannschaft schnell die Flucht ergriffen, doch da war ja noch Maximilian Engl, der sich im zurückliegenden Regionalligajahr als Nummer eins des U 21-Teams profiliert hatte. Dass Engl dann auch noch unvermittelt das Weite suchte (um zweiter Torwart in Erfurt zu werden), empfand Bierofka als großes Unglück. Hiller jedoch witterte seine Chance – und packte sie entschlossen beim Schopfe.

Ein Probekeeper nach dem anderen stellte sich vor, doch Hiller, mit der Nummer 1 auf dem Rücken, legte schnell den Status einer 1b-Lösung ab. In 13 von 19 Spielen blieb er ohne Gegentor, überhaupt musste er erst 13 Mal hinter sich greifen. Zwischendurch reihte er sogar mal acht Zu-Null-Spiele aneinander, und vor allem im Duell Mann gegen Mann brachte er gegnerische Stürmer zur Verzweiflung. „Auf der Linie ist er Weltklasse“, sprach Bierofka ein großes Lob aus.

Auch die Mannschaft zeigt sich angetan von Hillers Fangkünsten. „Er ist ein Megarückhalt“, schwärmt Zimmergenosse Eric Weeger: „Ich hab selten einen Torwart gesehen, der auf der Linie so ein Monster ist wie der Marco. Selbst, wenn der Ball gefühlt schon im Tor ist, fischt er ihn noch raus. Ist einfach Wahnsinn, wenn man so einen hinter sich hat.“ Von Engl redet bei 1860 schon lange keiner mehr. Und auch Hendrik Bonman, 23, von Borussia Dortmund gekommen (auf Empfehlung von Julian Weigl), dürfte es sich leichter vorgestellt haben, den Platz im Löwen-Tor zu erobern.

Hiller jedenfalls scheint Gefallen gefunden zu haben an seiner Rolle als Nummer 1. Sein Vertrag hat sich mit dem 18. Saisoneinsatz um ein Jahr verlängert (bis 2019). Offen gibt er zu, ein eingefleischter Löwen-Fan zu sein: „Wenn man so lange dabei ist, wächst einem der Verein ans Herz.“ Doch genauso offen spricht er darüber, höchste Ziele anzupeilen – den Profifußball, „am liebsten mit 1860“. Und wer weiß: Tschauner ist erst 32. Die Chance, dass Hiller seinem alten Idol eines Tages als Gegner begegnet, ist durchaus gegeben.

Aufrufe: 07.11.2017, 17:51 Uhr
Uli KellnerAutor