2024-04-24T07:17:49.752Z

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Timo Gebhart (rechts, hier mit Aaron Berzel) absolvierte nach seinem Comeback am Montag gleich die erste Einheit. sampics / Stefan Matzke / Stefan Matzke
Timo Gebhart (rechts, hier mit Aaron Berzel) absolvierte nach seinem Comeback am Montag gleich die erste Einheit. sampics / Stefan Matzke / Stefan Matzke

TSV 1860: Hoffnung trotz missglückter Generalprobe - Bringt Timo Gebhart mehr Gefahr?

Löwen setzen auf prominenten Rückkehrer 

Die Gerüchte waberten seit einer Woche durch Giesing, nach einigem Hin und Her ums Beraterhonorar wurde die Sache schließlich konkret: Timo Gebhart (30) kehrt zum TSV 1860 zurück.

München - Jetzt ist es also fix: Timo Gebhart ist wieder ein Löwe! Der 30-Jährige wurde am Montag offiziell vorgestellt und verstärkt den TSV 1860 - wieder einmal. Schließlich lief der gebürtige Memminger schon von 2004 bis 2009 und von 2017 bis 2018 für die Blauen auf.

Finanziert von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik, der jüngst erklärt hatte, kein frisches Geld mehr ins „schwarze Loch“ 1860 kippen zu wollen, gibt der Spielmacher somit sein zweites Comeback in Weiß-Blau. Der Medizincheck ist bereits absolviert, ein leistungsbezogener Einjahres-Vertrag wurde unterschrieben und Gebhart, zuletzt beim Regionalligisten Viktoria Berlin aktiv, wurde an der Grünwalder Straße präsentiert.

TSV 1860: Ideengeber Gebhart muss schnell eingebunden werden

Geht es nach den Eindrücken des samstäglichen Mini-Turniers in Heimstetten mit den 0:1-Niederlagen gegen Mönchengladbach und Fürth, kann Ideengeber Gebhart gar nicht schnell genug eingebunden werden. Offensiv lief bei den Blauen in beiden Spielen so gut wie nichts zusammen; weder im 4-3-3-System mit der Mittelfeldkette Daniel Wein, Dennis Dressel und Efkan Bekiroglu noch im 4-4-2 mit Wein und Bekiroglu als Doppel-Sechs schafften es die Sechziger, planvolle Torgefahr zu entwickeln. „Das war nix“, stellte Wein hinterher im Kreise seiner Kumpels fest, während sich Trainer Daniel Bierofka in diplomatischer Zurückhaltung übte: „Es waren zwei gute Gegner. Teilweise haben wir es nicht schlecht gemacht, vor allem gegen Gladbach. Gegen Fürth waren wir nicht mehr so spritzig, nicht mehr so da auf dem Platz.“

Ob sich das mit Gebhart ändern wird, ist die Frage. In der Regionalliga zählte der ehemalige Bundesliga-Profi bis zu seiner Verletzung Mitte der Hinrunde zu den wenigen echten Unterschiedsspielern, überzeugte mit Wucht, Technik, fünf Toren und vier Vorlagen. Ohne ihren Regisseur bekamen die Löwen Probleme im Aufbau, konnten den Ausfall aber mit Kampfgeist und mannschaftlicher Geschlossenheit kompensieren. Auf diese Tugenden setzt Trainer ­Bierofka auch in der anstehenden Saison. Einen adäquaten Ersatz für Routinier Sascha Mölders (34), der nun zweiter Kapitän ist, gibt der Kader nach dem Abgang von Leihstürmer Prince Owusu nicht her, ein fitter Gebhart könnte die Probleme zumindest lindern. Immerhin ist die Defensive nach der Verpflichtung von Aaron Berzel kein Notstandsgebiet mehr, wenngleich der Verlust von Simon Lorenz fußballerisch weiterhin schmerzt. Am entspanntesten ist Bierofka, der zuletzt mit einer netten Gäste Schlagzeilen machte, bei der Frage nach dem Stammtorhüter. Für Dienstag oder Mittwoch sei das Ergebis der „Bauchentscheidung“ zu erwarten, sagte der Coach. Den souveräneren Eindruck machte am Samstag Favorit Hendrik Bonmann.

Timo Gebhart bei 1860: „Riesen-Verstärkung – wenn er fit ist…“

Euphorie klingt anders. Und sie wäre auch vermessen. Egal, bei welchen 1860-Sachverständigen man am Wochenende durchklingelte, stets folgte dem ersten Satz über Löwen-Rückkehrer Timo Gebhart ein relativierendes „Wenn“ oder „Aber“. Oder beides. Beispiel Karsten Wettberg, König von Giesing: „Gebhart ist eine Riesen-Verstärkung für Sechzig – wenn er fit ist. Aber davon gehe ich jetzt mal aus, wenn er den Medizincheck erfolgreich absolviert hat.“

Gebhart, der Wenn-und-Aber-Spieler. Hundert Bundesliga-Einsätze für den VfB Stuttgart und den 1. FC Nürnberg hat der U19-Europameister von 2008 in seiner Vita stehen. Verletzungspech und private Irrwege verhinderten eine größere Karriere, wie sie die damaligen DFB-Weggefährten Ron-Robert Zieler, Lars und Sven Bender oder auch Bastian Oczipka hinlegten. Aber: Einen Totalabsturz wie Kollege Savio Nsereko wusste Gebhart dann halt doch auch zu verhindern, schaffte es über die Stationen Steaua Bukarest und Hansa Rostock zurück zum Publikumsliebling beim doppelt abgestiegenen TSV 1860, ehe ihn eine hartnäckige Achillessehnenverletzung den Anschlussvertrag für die Dritte Liga kostete.

TSV 1860: Saisonauftakt am Freitag gegen Münster - mit Gebhart?

„Jeder weiß, wie nah ich 1860 stehe. Ist ja klar, dass mich das hart getroffen hat“, sagte Gebhart damals gegenüber der tz. „Es war die Entscheidung von ein paar Leuten, dass ich gehen musste – das heißt aber nicht, dass ich nichts mehr mit dem Verein zu tun haben möchte.“ Dank seiner Jetzt-erst-recht-Mentalität blieb Gebhart auf dem Karussell, heuerte im Winter beim Viertligisten Viktoria Berlin an und verschaffte sich mit ansprechenden Leistungen (u.a. gelang den Berlinern die Qualifikation für den DFB-Pokal) eine neue Perspektive im Profizirkus.

Wie weit die Reise mit 1860 geht? Größer als der Klassenerhalt werden die offiziellen Ziele der Blauen auch mit Gebhart als Nummer 10 nicht werden. „Ich bin gespannt, wie unser Spiel mit Timo und Efkan Bekiroglu aussehen wird“, sagt Wettberg. „Das sind zwei Fußballer, denen ich in Kombination einiges zutraue.“ Trotzdem bleibt der Wunsch nach einem weiteren Stürmer aktuell: „Ich hoffe, dass sich da noch was realisieren lässt bis Transferschluss. Sascha Mölders wird schließlich nicht jünger.“

Aufrufe: 015.7.2019, 15:26 Uhr
Münchner Merkur / tz / Ludwig KrammerAutor