München - Seine anfängliche Nervosität wich bald einer sympathischen Lockerheit, für die es handfeste Gründe gab. Nicht allein der angenehme Rahmen: Open-Air-Einstandskonferenz vor dem Löwenstüberl. Vor allem aber war es die nächtliche Kunde, die zu Marc-Nicolai Pfeifers Gemütsruhe beitrug - sie hatte ihn wenige Minuten vor seinem offiziellen Start beim TSV 1860 erreicht. Absender: Michael Scharold (40), sein Vorgänger als Finanzchef.
„Die letzte Nachricht von ihm kam um kurz vor Mitternacht.“ Eine entscheidende - für Pfeifer, für den Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel, für alle Löwen. „Wir dürfen bekannt geben, dass die finanzielle Basis für die kommende Spielzeit so weit gesichert ist“, sagte Pfeifer (39) und war sich klar darüber, dass der kniffligste Job erledigt ist, noch ehe er sein Büro bei 1860 eingerichtet hat.
Details durfte der Schwabe nicht verraten, doch die Gesellschafter, bisher nicht für Einmütigkeit bekannt, haben ihm einen Traumeinstand beschert. Ergebnis der nächtlichen Aufsichtsratssitzung sei, „dass ein nachhaltiges Finanzpaket verabredet wurde“, so Pfeifer: „Das beschert uns die so wichtige Planungssicherheit.“ Mit anderen Worten: Verträge können verlängert, Transfers womöglich angebahnt werden.
Und auch das Thema Trainer dürfte an Brisanz verlieren. Erst vorige Woche hatte Michael Köllner sanften Druck ausgeübt („Ich will in die 2. Liga, die Frage ist: Was will der Verein?“). Nun gibt es keinen Grund mehr, Wechselgerüchte mittels ausweichender Antworten zu befeuern.
Pfeifers Dank galt nicht nur Scharold, der sich wie angekündigt bis zu seinem letzten Vertragstag für die Löwen eingesetzt hat, er galt auch den Gesellschaftern, die beim Schnüren des Rettungspakets offenbar auch e.V.-Prinzipien (keine neuen Darlehen) über Bord geworfen haben. Investor Hasan Ismaik habe „einen bedeutenden finanziellen Beitrag geleistet“, deutete Pfeifer an, im Gegenzug habe die Vereinsseite zugesichert, „sich in erheblichem Umfang der Jugend zu widmen“.
Und Pfeifer selbst? Ihm bleibe genug zu tun, betonte er lächelnd: „Die Arbeit geht jetzt erst los.“ Angst vor dem Spannungsfeld zwischen den beiden 1860-Gesellschaftern habe er nicht. Sein Start in München verlief schon mal harmonischer als erwartet.
Uli Kellner
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