2024-05-02T16:12:49.858Z

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Hier trafen iin der vergangenen Saison Markus Schwabl und Nico Karger aufeinander. MIS / Bernd Feil /M.i.S.
Hier trafen iin der vergangenen Saison Markus Schwabl und Nico Karger aufeinander. MIS / Bernd Feil /M.i.S.

SpVgg Unterhaching gegen 1860 München: Wer hat wo die Nase vorne?

Der große Klubvergleich

Es scheint, als müssten sich die Fans daran gewöhnen, dass die SpVgg Unterhaching vor 1860 München platziert ist. Steht eine Wachablösung bevor? Wir machen den Vergleich.

München - Der TSV 1860 hinter Haching? Es sieht so aus, als dürften sich die Fans daran gewöhnen. Nach einem knappen Viertel der Saison sind die Rollen ähnlich verteilt wie 2018: Der Börsenklub aus Haching mischt mit 20 Punkten vorne mit, der Investorenklub aus Abu Giesing hängt im unteren Tabellendrittel fest. Steht die Wachablösung im Kampf um die Nummer zwei in der Stadt bevor? Wir vergleichen die Klubs Punkt für Punkt.

SpVgg Unterhaching gegen 1860 München: Trainer

Claus Schromm blickt auf insgesamt elf Jahre Haching zurück (1999 bis 2003 und seit 2012). Den Status des Unantastbaren hat er sich mit nimmermüder Aufbauarbeit verdient und folgerichtig auch schon sportliche Krisen wie den Abstieg 2015 und das Frühjahrstief 2019 unbeschadet überstanden. Was den 50-Jährigen neben fachlicher Kompetenz auszeichnet, ist der Blick für den Nachwuchs, die positive Energie, die er ausstrahlt – und die Bodenständigkeit, die ihn mit seiner Spielvereinigung verbindet.

Daniel Bierofka, 40, ist nicht nur Cheftrainer und Klub-Urgestein, sondern in Personalunion auch: Sponsorenbeschaffer, Spielersichter und Vermittler zwischen den Gesellschaftern. Ob die Löwen ohne den ehrgeizigen Ex-Profi überhaupt den Weg zurück in den Profifußball gefunden hätten, ist mehr als fraglich. Den langfristigen, „gut dotierten“ Vertrag (O-Ton Präsidium) ist Bierofka schon deshalb wert, weil es im Giesinger Spannungsfeld schon lange kein Trainer mehr länger als zwei Jahre ausgehalten hat.

SpVgg Unterhaching gegen 1860 München: Kader

Laut dem Portal transfermarkt.de wird der Hachinger Kader ganz knapp vor dem der Sechziger gerankt (5,93 Mio zu 5,45 Mio.). Das große Plus der Vorstädter ist, dass nicht nur der Verein insgesamt, sondern auch die Mannschaft behutsam gewachsen ist. Der Kern spielt seit dem Aufstieg aus der Regionalliga zusammen, alles baut auf einer gesunden Hierarchie auf, was auch den Einbau neuer Spieler erleichtert.

Gemessen an den trüben Erwartungen Ende Mai müsste sich Bierofka glücklich schätzen: Kreative Finanzlösungen haben doch noch für fünf Zugänge bzw. Rückholaktionen gereicht. Im Normalfall müsste das für den anvisierten Klassenerhalt reichen, allerdings beklagt der Coach nicht ohne Grund einen Mangel an „Entscheidern“. Der eine altert in Würde (Mölders), der andere darf nicht wie erhofft ran (Gebhart).

SpVgg Unterhaching gegen 1860 München: Klubführung

Vom Nachwuchskoordinator über den sportlichen Leiter zum Präsidenten und Geschäftsführer der Profi-KGaA – Manfred „Manni“ Schwabl hat bei der Spielvereinigung alle Fäden in der Hand. Der humorbegabte Alt-Nationalspieler führt und verkörpert den Klub – im vergangenen Dezember wurde Schwabl in der Mitgliederversammlung mit 99,24 Prozent (eine Stimm-Enthaltung) wiedergewählt. Mehr Einheit geht nicht.

Bei 1860 ist die Spaltung inzwischen Teil der DNA. Seit die ehemalige Wildmoser-Opposition die Macht im e.V. übernommen hat, wird die Abgrenzung zu Investor Hasan Ismaik forciert, einen gemeinsamen Plan gibt es nicht. Die eine Seite spekuliert weiterhin auf eine Scheidung per Planinsolvenz, in Abu Dhabi meint man auf den Fall der 50+1-Regel warten zu können. Wer auf Annäherung hofft, glaubt auch an den Weltfrieden.

SpVgg Unterhaching gegen 1860 München: Umfeld

Recherchen unserer Zeitung haben ergeben: Was bei anderen Proficlubs als Umfeld firmiert (Medien, Blogs, Vereinsidole, Hysterie, Depression), gibt es rund um den Sportpark nicht.

Ein inoffizieller Ismaik-Blog und sein e.V.-freundliches Pendant – alleine damit ist das weiß-blaue Grundrauschen schon sichergestellt. Fünf mehr oder weniger interessierte Tageszeitungen (und ein Wochenanzeiger) bilden das Debattengerüst. Und wenn gar nichts mehr hilft, dienen diverse Meisterlöwen oder Werner Lorant gerne als Experten für die Frage, warum mal wieder gar nichts läuft bei Münchens großer Liebe.

SpVgg Unterhaching gegen 1860 München: Fans

Der einzige Punkt, in dem die Hachinger gegenüber Sechzig notorisch das Nachsehen haben. Bei 3660 Zuschauern liegt der Zuschauerschnitt im Sportpark in dieser Saison bislang – 300 über Vorjahresniveau. „Langsam entwickelt sich auch hier was“, freut sich Trainer Claus Schromm. Ihren Anteil am zarten Aufschwung dürfte auch die deutlich verbesserte Pressearbeit haben, die Haching mehr Medienpräsenz beschert.

Wenn sich die Löwen auf irgendwas verlassen können, dann auf ihre Fans. Schon zu Zweitligazeiten war der Zuspruch in der Fröttmaninger Arena überdurchschnittlich, im Grünwalder Stadion ist nahezu jede Partie ausverkauft. Doch wie alle erfolglosen Traditionsklubs haben auch die Sechziger den Kostenfaktor Pyromanie zu tragen. Ohne pubertäre Zündeleien mag eine gewisse Klientel einfach nicht auskommen.

SpVgg Unterhaching gegen 1860 München: Stadion

Der Sportpark wurde aufgehübscht, die marode Gegentribüne ist wieder nutzbar. Weitere Maßnahmen sollen in Zusammenarbeit mit der Gemeinde folgen – von ihr will Schwabl das Stadion ganz übernehmen. Für die Zweite Liga schreibt die DFL eine komplette Überdachung der Zuschauerränge vor, auch die Flutlichtanlage müsste verstärkt werden.

Der Stadtrat hat sich für den Umbau des Grünwalder Stadions ausgesprochen. Eine Kapazitätserweiterung um 3000 Plätze wird geprüft, dazu soll die polarisierende Kultstätte einen Businessbereich bekommen, der diesen Namen auch verdient. Ein Neubau ist unter den gegebenen Umständen Utopie.

SpVgg Unterhaching gegen 1860 München: Perspektive

Die SpVgg Unterhaching hat sich durch den erfolgreichen Börsengang einen finanziellen Planungshorizont für die kommenden drei Jahre geschaffen. In diesem Zeitraum soll der Ausbruch aus dem Insolvenzgefängnis namens 3. Liga gelingen. Nach dem erfolgreichen Saisonstart gilt es, den Aufwärtstrend zu bestätigen. Nächste harte Nuss: das Auswärtsspiel bei Absteiger FC Ingolstadt am Montag.

Siehe Umfeld Unterhaching. Eine Perspektive im herkömmlichen Sinne ist beim tief gespaltenen, chronisch klammen Investorenclub nicht zu erkennen.

Am Wochenende hatten die Löwen beim MSV Duisburg verloren (der tz.de-Ticker* zum Nachlesen). Neuzugang Dennis Erdmann hatte kürzlich ungewöhnliche Zukunftspläne geäußert. Darüber hatte tz.de* berichtet.

*tz.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

Uli Kellner, Ludwig Krammer

Aufrufe: 023.9.2019, 15:21 Uhr
Münchner Merkur / tz / Uli Ludwig Kellner KrammerAutor