München - Gegen 12.40 Uhr trabten die Löwen-Profis vom 5er-Platz – nach einer langen, knackigen Einheit zum Wochenstart, die ein Teilnehmer mit den Worten kommentierte: „Alter, mir platzt gleich der Kopf!“ Und tatsächlich: Daniel Bierofka hatte keine Rücksicht auf die ungewöhnlichen Sommertemperaturen genommen, als er seine Pokalhelden erstmals nach den zwei freien Tagen wieder um sich scharte. Es wurde gedribbelt, es wurde aus allen Lagen geschossen – und es wurde auch ein bisschen geschimpft. So weit, so hitzig.
Langsam kehrte nun Ruhe ein auf dem Trainingsgelände. Für einen allerdings ging es jetzt erst los: Efkan Bekiroglu stellte ein kleines Fußballtor auf, Fitnesscoach Michael Luginger legte ein paar Hindernisse auf den Rasen – Bühne frei für „Effe“. Doch siehe da: Mehr als ein paar Trockenübungen waren nicht drin für den Mann, den alle Löwen sehnsüchtig zurückerwarten.
Nach Lage der Dinge ist es fraglich bis unwahrscheinlich, dass der Kreativchef bis zum Heimspiel am Samstag Spieltauglichkeit erlangt. Als Herbert Paul zum Abschluss des Trainings seinen Ball zu Bekiroglu spielte, dieser dem Kollegen meterweit von Fuß sprang, scherzte der Rechtsverteidiger: „Wow, da war aber einer lange nicht mehr am Ball…“ Nichts dürfte es daher werden mit dem reizvollen Duell TSV-Effe gegen KFC-Effe. Mit Spannung wartet ja die Fußballwelt auf den ersten Pflichtspielauftritt von Stefan Effenberg als Manager der Uerdinger.
Zumindest aus 1860-Sicht war die Hoffnung allerdings groß, am Samstag ebenfalls einen „Effe“ aufbieten zu können. Für Bierofka wäre eine verlängerte Auszeit seines Mittelfeldlenkers ein Rückschlag. Wie sehr ihm sein „Effe“ fehlt, verriet der Spieler selbst, als er kürzlich erzählte: „Er (Bierofka) fragt jeden Tag, wie’s mir geht, und sagt, ich soll bitte so schnell wie möglich zurückkommen.“ Der Trainer selbst hatte das Fehlen seines Besten infolge eines Muskelfaserrisses mit den Worten kommentiert: „Er ist ein Spieler, den wir nicht eins zu eins ersetzen können.“ Wie einst sein Namensvetter, der ebenfalls eine Metamorphose vom Offensiv- zum Defensiv-Effe durchlebte – und ein Spiel lesen und lenken konnte.
Und heute, als Manager des Drittligisten Uerdingen? Bislang ist wenig über Effenbergs Wirken nach außen gedrungen. Bei seiner Präsentation sagte der Ex-Nationalspieler, dass er einen Masterplan für den KFC im Kopf habe („Den sollte man haben. Und den habe ich“), dass er das zweifelhafte Image des Investorenklubs für Quatsch hält („Im Gesamtblick ist der KFC kein Chaos-Klub“) – und dass er Tabellenplatz 16 für eine Momentaufnahme hält. „Ich war jetzt eine Woche ganz nah am Team dran und habe viele Gespräche geführt“, so Effenberg. „Der Eindruck ist absolut positiv. Ich will jetzt aber keine definitiven Ziele ausgeben.“ Bekannt wurde zudem, dass der KFC-Effe zu PR-Zwecken Burger verkaufen wird – in der Krefelder McDonalds-Filiale am Dießemer Bruch.
Für Bierofka (40) steht fest, dass der 51-Jährige, mit dem er als Aktiver manches Mal „die Klingen gekreuzt“ hat, „einer der letzten Typen“ im Fußballbusiness ist: „Er hat Ecken und Kanten, ist immer zu 100 Prozent authentisch – ich habe absolute Hochachtung vor ihm.“ Und was den eigenen „Effe“ angeht – da hat Bierofka eine Resthoffnung, dass es reichen könnte: „Es wird eng werden, aber ausgeschlossen ist es nicht. Wir müssen peu à peu schauen, mit den Ärzten, mit den Physios. Ein Risiko werden wir auf keinen Fall eingehen.“
Uli Kellner
Abseits des Platztes geht es auch um die Zukunft der Löwen. Investor Hasan Ismaik hatte eigentlich geplant München einen Besuch abzustatten. Seinen Besuch musste er jetzt absagen. KGaA-Aufsichtsrat traf sich trotzdem zu seiner ersten Sitzung der Saison.