2024-05-10T08:19:16.237Z

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Zu die Tür und absperren? 1860-Sportchef Gorenzel ahnt, dass der eine oder andere Löwen-Stammspieler nicht zu halten sein wird. sampics
Zu die Tür und absperren? 1860-Sportchef Gorenzel ahnt, dass der eine oder andere Löwen-Stammspieler nicht zu halten sein wird. sampics

Konsolidierung bei den Löwen: Gorenzel plant für das Schlimmste

Kein Trainingslager, keine Zugänge.

Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel bereitet Umfeld des TSV 1860 auf schwere Zeiten vor.

München – Neun Punkte Rückstand auf Platz 3, neun Vorsprung auf die Abstiegszone. Das Saisonziel von Daniel Bierofkas wäre erfüllt, wenn die Saison jetzt beendet wäre („Nicht irgendwo zwischen Platz 10 und 12 rumkrebsen“). Und selbst die Fraktion der Zweitliga-Träumer täte wohl gut daran, Rang 8 und den vergleichsweise komfortablen Ist-Zustand beim TSV 1860 zu genießen . . .

Schon nächstes Jahr um diese Zeit könnte Mittelmaß wie jetzt für Hochgefühle sorgen. So zumindest klang es, als Günther Gorenzel in seiner Dienstags-Audienz ein paar „realistische“ Szenarien skizzierte. Der Sportchef lud zu einem Blick durch die weißblaue Kristallkugel ein – und was er sah, klang kaum noch nach Profifußball. Sondern nach dem letzten Versuch, den Drittliga-Spielbetrieb irgendwie am Laufen zu halten. „Wir werden eine Mannschaft stellen, die seriös um den Klassenerhalt mitspielen kann“, sagte er.

Stand jetzt sei weder ein Sommertrainingslager darstellbar noch ein Neuzugang. Zumindest keiner, der Geld koste oder ein angemessenes Drittliga-Gehalt erwarte. Der „Konsolidierungskurs“, so Gorenzel, ziehe schmerzhafte Einschnitte nach sich. Erstmals deutete er auch an, dass sich die Fans wohl von einigen lieb gewonnenen Leistungsträgern verabschieden müssen. Gefragt, ob es sich noch lohne, ein Trikot des Torwarts Marco Hiller zu kaufen, lächelte Gorenzel gequält – und antwortete mit einem vielsagenden Beispiel. Ein junger Löwen-Fan habe im Winter ein Trikot von Adriano Grimaldi geschenkt bekommen – was nach kürzester Zeit wertlos für ihn war, weil der Stürmer an den KFC Uerdingen verscherbelt wurde. In diesem Fall, so Gorenzel, sei auch „eine Lösung gefunden worden“, um die Enttäuschung des kleinen Grimaldi-Fans zumindest ein bisschen zu lindern.

Gorenzel bemühte sich erst gar nicht, Hoffungen zu wecken, dass der Turn- und Sparverein Fanlieblinge wie Hiller und Co. wird halten können. Der Winterschlussverkauf hat begonnen – und wird von Gorenzel fast schon befeuert, um die Etatkürzung von 4,6 auf ungefähr 3 Millionen Euro irgendwie auszugleichen. „Ich weiß, dass sich mehrere Spieler von uns in die Auslage gespielt haben“, berichtete er: „Ich sehe ja, welche Vereine bei uns Match-Beobachtungskarten bestellen. Da kann ich 1 plus 1 zusammenzählen, welche Spieler Interesse wecken und in der 2. Liga gefragt sind.“

Tapfer berichtet Gorenzel auch von seinem Reißbrett-Kader, der nach Lage der Dinge ein Fall für die weißblaue Mülltonne wird. „Natürlich bereiten wir im Hintergrund Dinge vor“, sagte er: „Dafür gibt es ja den Begriff Schattenkader. Das bedeutet, dass du für jede Position vier, fünf Spieler im Hinterkopf hast, die du permanent beobachtest.“ Damit ein Verein gewappnet ist, wenn sich Vakanzen ergeben. Aber, schloss Gorenzel das Thema ab: „Wenn es um sportliche Dinge gibt, dann muss man ganz klar festhalten, dass wir momentan keinerlei Handlungsspielraum besitzen.“

Letztlich, sagte er, müsse der Verein abwägen, wie er mit Angeboten für begehrte Stammkräfte wie Hiller, Herbert Paul und Efkan Bekiroglu (alle nur bis 2020 gebunden) verfahren würde. „Solche Geschichten“, gemeint Verkäufe, seien aus genannten Gründen „nicht auszuschließen“. Was er schon jetzt mit einiger Sicherheit sagen könne: „Wir werden Perspektivspieler aus dem NLZ an uns binden, aber da geht es natürlich um andere Summen als bei arrivierten Profis.“ Auch das klingt nicht nach einer führenden Löwen-Rolle in der kommenden Drittliga-Saison.

Aufrufe: 022.3.2019, 15:23 Uhr
Münchner Merkur / Uli KellnerAutor