2024-05-08T11:10:30.900Z

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Zwangspause im Löwenrevier: Wegen der Corona-Krise sind die Mitarbeiter ans Home Office gebunden. sampics / Stefan Matzke / Stefan Matzke
Zwangspause im Löwenrevier: Wegen der Corona-Krise sind die Mitarbeiter ans Home Office gebunden. sampics / Stefan Matzke / Stefan Matzke

In der Corona-Krise: Löwen greifen zu harter Maßnahme - auch viele andere Arbeitgeber nutzen sie

Hoffnung auf Fortsetzung der Saison lebt

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Nun greift auch der TSV 1860 zum Mittel der Kurzarbeit, um Geld zu sparen. Zugleich setzen die Verantwortlichen aber auf eine Wiederaufnahme der Saison.
  • In der Corona-Krise* greift auch der TSV 1860 auf das Mittel der Kurzarbeit zurück.
  • Zugleich hoffen die Bosse auf eine Wiederaufnahme der Saison.
  • Trainer Michael Köllner versorgt seine Spieler mit besonderen Schmankerln.

München - Sie hatten es angekündigt, nun haben sie es auch umgesetzt: Als 18. Verein der Dritten Liga nimmt der TSV 1860 in der Corona-Krise die staatliche Hilfe der Kurzarbeit in Anspruch. „Wir haben kurzfristig ein Modell erarbeitet, das aus Kurzarbeitergeld besteht und einer freiwilligen Aufstockung der KGaA“, sagte Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel am Donnerstag in einer Video-Pressekonferenz. Ziel sei es gewesen, dass das Unternehmen 1860 und alle seine Mitarbeiter „ihre Existenz sichern“ können.

Wie hoch der Prozentsatz ist, auf den die Fußballfirma der Löwen die Gehälter aufstockt, wollte der Österreicher nicht konkretisieren. Im Umfeld war zuletzt von 80 Prozent die Rede. „Alle Mitarbeiter müssen in Zeiten wie diesen leider auf Geld verzichten“, sagte Gorenzel. Die Laufzeit der Kurzarbeit hänge davon ab, wann der „normale Betrieb wieder aufgenommen“ werden könne, sprich: ein Fortsetzungsdatum für die unterbrochene Saison feststehe. Aktuell trainieren die Spieler zu Hause; Chefcoach Michael Köllner bittet täglich zu einer gemeinsamen Video-Fitnessrunde, dazu hat jeder Profi einen individuell abgestimmten Laufplan zu absolvieren.

TSV 1860: Köllner will „zum Tag X gut vorbereitet“ sein

„Es ist eine schwierige Situation für alle Menschen weltweit“, sagte Köllner. „Für uns geht es zum einen darum, uns nach den allgemeinen Vorgaben zu verhalten, und zum anderen müssen wir Sorge dafür tragen, dass wir zum Tag X gut vorbereitet sind. Ich hoffe, dass im Mai wieder gespielt werden kann. Stand jetzt würden dann 14 Tage Mannschaftstraining zur Vorbereitung reichen.“ Die Serie von 14 ungeschlagenen Spielen? „Die gibt uns schon Kraft, um da durchzukommen“, ist sich Köllner sicher.

Noch weiß freilich niemand, wie lange der Ausnahmezustand andauert. Klar ist lediglich, dass eine Beendigung der Saison nur mit sogenannten Geisterspielen möglich sein wird. Ein Fakt, der vor allem die zuschauerträchtigen Klubs der vom Fernsehgeld nicht verwöhnten Dritten Liga hart trifft. In Sachen Stadionmiete bzw. deren Reduzierung sei Finanzgeschäftsführer Michael Scharold mit der Stadt München bereits seit Längerem im Austausch, bestätigte Gorenzel. „Wir versuchen, an allen Ecken und Enden für Klarheit zu sorgen.“

TSV 1860: Einheitlicher Klärungsbedarf bei auslaufenden Verträgen

Auch in Sachen der zum 30. Juni auslaufenden Spielerverträge gebe es mit Blick auf die wahrscheinliche Ausdehnung in den Sommer hinein einheitlichen Klärungsbedarf. Man müsse in allen Dingen „über die bisherigen Grenzen hinausdenken“, so Gorenzel. Anschlussverträge über eine gewisse Zeit seien eine mögliche Lösung. Gespräche über Verlängerungen würden einstweilen nicht geführt.

Den Abbruch der Saison bezeichneten Gorenzel und Köllner unisono als schlimmsten Fall - wirtschaftlich wie sportlich. Die Fußballsaison sollte „auf dem Rasen“ entschieden werden, sagte Köllner, nicht am grünen Tisch. Dies sei ein Gebot der „Solidarität und Fairness“.

Für seine Spieler hat der Trainer im Übrigen nicht nur mit Leibesübungen vorgesorgt. Damit der Kopf nicht zu kurz kommt, verschickt er jeden Tag eine Geschichte zur Erbauung, am Donnerstag die Beobachtungen einer Schneeflocke des Mentaltrainers Michael Altenhofer. Darin gehe es „um Gewohnheiten und auch darum, ungewohnte, härtere Wege zu gehen“ - passend zur Zeit. Köllners humorvoller Ausblick: „Ich habe ein gutes Archiv. So lang kann die Krise gar nicht dauern, dass mir die Geschichten ausgehen.“

Unter Köllner ging es nicht nur sportlich bergauf - zwei Talente spielten sich besonders in den Fokus. Investor Hasan Ismaik schließt eine Pleite des Vereins aus und sendet einen Appell.

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Ludwig Krammer

Aufrufe: 03.4.2020, 08:55 Uhr
Münchner Merkur / tz / Ludwig KrammerAutor