2025-12-03T05:51:34.672Z

Interview
Torpremiere gegen Meppen: Semi Belkahia (li.) konnte sein großes Potenzial mehrfach andeuten.
Torpremiere gegen Meppen: Semi Belkahia (li.) konnte sein großes Potenzial mehrfach andeuten. – Foto: Sven Leifer

»Ich fühle mich endlich angekommen, ich würde gerne bleiben«

Nach 18 Monaten Leidenszeit wieder im Fokus: Semi Belkahia (22) vom TSV 1860 München im Interview

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Den 12. Dezember 2020 wird Semi Belkahia nicht so schnell vergessen! Nach 18 Monaten Leidenszeit gab der 22-Jährige sein Comeback in der 3. Liga für den TSV 1860 München. Seitdem konnte der gebürtige Münchner, der nach seiner Ausbildung beim FC Bayern und der TSG Hoffenheim über den Umweg VfR Garching an die Grünwalder Straße kam, durchaus sein großes Potenzial andeuten. Im Sommer nun läuft sein Vertrag aus. Wie geht`s mit ihm weiter?

FuPa: Semi, in Duisburg setzte es am vergangenen Samstag den nächsten Rückschlag. Einige schreiben euch schon ab, was das Aufstiegsrennen betrifft. Kannst du den Fans noch Hoffnung machen?
Semi Belkahia (22): Wir haben auch davor schon einige Punkte unnötigerweise liegen gelassen, das muss man ganz klar sagen. Wir werden uns jetzt aber sicher nicht hinstellen und die Saison abschenken. Freilich wird`s jetzt sehr, sehr schwierig noch einmal oben ranzukommen, so ehrlich müssen wir auch sein.

Nur einen Sieg gab`s aus den letzten fünf Spielen. Warum läuft`s im Moment so zäh?
Das waren immer wieder unterschiedliche Dinge, warum`s grad nicht so klappt. In Duisburg war`s der Platzverweis, in Saarbrücken haben wir dumme Gegentore kassiert. Klar, wir haben zuletzt nicht unsere besten Leistungen gezeigt. Aber ich sage auch: Wir haben zum Beispiel Ingolstadt geschlagen. Ich bin der Meinung, dass wir schon die Qualität haben, um oben mitzuspielen.


Fatale Szene - ausgerechnet bei der Heimpremiere!


Kommen wir zu dir Semi. 18 Monate Leidenszeit gingen für dich am 12. Dezember im Heimspiel gegen Waldhof Mannheim zu Ende.
Ja, das war ein ganz besonderer Moment für mich. Ich kann mich noch ganz genau an die Szene erinnern, als ich mir im Mai 2019 das Kreuzband im Spiel gegen Fortuna Köln gerissen habe. Extrem bitter, weil es mein erster Startelfeinsatz in einem Heimspiel war. Ich hatte mich die ganze Saison über rangekämpft, und dann passiert sowas. Ich wusste nach der Szene sofort, dass es eine schwere Verletzung sein muss. Zu allem Überfluß gab`s auch noch Elfmeter. Das alles hat mich schon sehr zurückgeworfen.

Im Sommer 2018 kam Semi Belkahia (vorne, hier im Test gegen den VfB Eichstätt) zu den Löwen. Eine schwere Knieverletzung setzte ihn 18 Monate außer Gefecht.
Im Sommer 2018 kam Semi Belkahia (vorne, hier im Test gegen den VfB Eichstätt) zu den Löwen. Eine schwere Knieverletzung setzte ihn 18 Monate außer Gefecht. – Foto: Weiderer


Neben der körperlichen Komponente spielt beim Kampf um die Rückkehr auf den Platz auch der Kopf eine entscheidende Rolle. Schwingt bei dir die Angst vor einem erneuten Totalschaden im Knie mit?
Es war wirklich eine sehr schwere Phase für mich, weil ich zudem eine weitere Operation über mich ergehen lassen musste. Am Anfang, als ich wieder auf dem Platz gestanden bin, hatte ich großen Respekt vor Zweikämpfen. Mittlerweile gehe ich aber ohne Hintergedanken auf den Platz. Ich ziehe nicht zurück, zumal das auf meiner Position ohnehin nicht geht. Und wenn ich Angst hätte, dann könnte ich es gleich sein lassen.

Hast du durch die lange Verletzungspause das Gefühl, dir ist wertvolle Karrierezeit verloren gegangen?
Ja, diese Gedanken kommen mir schon und und zu mal. Aber ich blicke dann lieber auf die positive Komponente und sehe darin eine Chance. Durch diese Erfahrung konnte ich enorm viel an mir arbeiten und habe nun das Gefühl, dass mein Körper viel stabiler ist.


Nach FCB und Hoffenheim, Garching als Sprungbrett: »Idealer Zwischenschritt.«

Du warst in der Jugend beim FC Bayern, danach in Hoffenheim. Anschließend der Cut und der Wechsel zum beschaulichen VfR Garching. Warum hat`s nicht auf Anhieb mit dem Sprung in den Profibereich geklappt?
In Hoffenheim lief`s zunächst richtig gut, dann kam der erste Kreuzbandriss. Im letzten Jahr bei der TSG hat es dann nicht mehr so geklappt, wie ich es mir erhofft hatte und dann war mir auch ziemlich schnell klar, dass es mit dem Sprung in den Profibereich schwierig werden würde. Ich brauchte einen Plan B. Da meine Familie ja in München lebt, kam der Kontakt nach Garching zustande.

Der damalige Garchinger Coach Daniel Weber hat dich gleich zum Stammspieler gemacht. Hat er dir sozusagen auf dem zweiten Bildungsweg Regionalliga Bayern zum Sprung in den Profibereich verholfen?
Ich hatte zu Daniel Weber ein sehr gutes Verhältnis und bin ihm sehr dankbar. Es ist schließlich nicht selbstverständlich, einen 18-Jährigen gleich in die Startelf zu beordern. Zumal der VfR immer um den Klassenerhalt kämpfte und da eher Erfahrung gefragt ist. Er hat mir vertraut, und ich denke, ich habe das Vertrauen auch zurückgezahlt. Denn wir hatten ein super Jahr mit Garching, in der Abschlusstabelle haben wir den vierten Platz belegt. Ja, deshalb würde ich schon sagen, dass Daniel Weber einen großen Anteil daran hatte, dass ich dann zu den Löwen in den Profibereich wechseln konnte. Garching war für mich ein idealer Zwischenschritt.

Als damals 18-Jähriger konnte Semi Belkahia (re.) beim VfR Garching in der Regionalliga Bayern auf sich aufmerksam machen.
Als damals 18-Jähriger konnte Semi Belkahia (re.) beim VfR Garching in der Regionalliga Bayern auf sich aufmerksam machen. – Foto: Leifer


Zurück zum Hier und Jetzt: Zu elf Einsätzen in der 3. Liga hat es seit deinem Comeback im Dezember 2020 gereicht, sieben Mal durftest du von Anfang ran. Zufrieden?
Ja schon. Für mich persönlich läuft es sehr gut. Mein Ziel vor Saisonbeginn war, so viel Spielpraxis wie möglich in der 3. Liga zu sammeln. Dem Vorhaben komme ich Schritt für Schritt näher. Und für mich ganz wichtig: Ich habe keine Beschwerden mehr, bin komplett schmerzfrei und das Knie ist stabil.


Gutes Verhältnis zu Trainer Michael Köllner - und der Wunsch zu bleiben.


Mittlerweile bist du seit knapp drei Jahren bei Sechzig. Im Sommer läuft dein Vertrag aus. Wie geht`s weiter?
Aufgrund meiner langen Verletzungspause war es nicht immer einfach. Ich fühle mich jetzt endlich angekommen bei Sechzig, ich würde gerne bleiben.

Coach Michael Köllner wird ein besonderes Gespür für Talente nachgesagt. Stimmt das?
Der Trainer ist menschlich ein super Typ, er schenkt mir Vertrauen. Ich verstehe mich sehr gut mit ihm.

Abschließende Frage Semi: Wie bist du privat so, wobei kannst du am besten abschalten?
Ich gehe sehr gerne mit Freunden essen, was im Moment leider nicht möglich ist. Und ich spiele gerne Darts. Ansonsten gibt`s aber kein spezielles Hobby.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 010.3.2021, 15:10 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor