2024-04-25T14:35:39.956Z

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Ungewohntes Bild: Felix Weber wechselte von den Münchner Löwen zu Rot-Weiss Essen und gab vergangenes Wochenende sein Debüt in der Regionalliga West.
Ungewohntes Bild: Felix Weber wechselte von den Münchner Löwen zu Rot-Weiss Essen und gab vergangenes Wochenende sein Debüt in der Regionalliga West. – Foto: Michael Mietz

Felix Weber: Auftaktsieg für den Ex-Löwen mit Rot-Weiss Essen

Felix Weber neuerdings im Trikot von Rot-Weiss Essen

Felix Weber absolvierte sein erstes Spiel für Rot-Weiss Essen. Weber will dieses Jahr in die 3. Liga aufsteigen. Mit dem 3:0 Sieg ist sein Start perfekt.

Essen/Ohlstadt – Ruhrpott statt Oberland. Currywurst statt Weißwurst. Essen statt Ohlstadt. Ein krasserer Kulturwechsel als der von Felix Weber ist innerhalb Deutschlands schwer vorstellbar. Der gelernte Innenverteidiger wechselte nach 16 Jahren beim TSV 1860 München zum Regionalligisten Rot-Weiss Essen (RWE).

„Wenn du aus Bayern kommst, ist es kulturell natürlich ein Unterschied“, gibt der 25-Jährige zu und lacht. Er betont aber auch: „Essen hat ebenfalls seine schönen Ecken, das passt schon.“ Zwei Monate ist es nun her, dass sich der Sportdirektor von RWE, Jörn Nowak, bei Weber gemeldet hat und sein Interesse bekundete. Der Ohlstädter stand damals ohne Arbeitgeber da, nachdem sein auslaufender Vertrag bei den Münchner Löwen nicht verlängert worden war. Anfang Oktober reiste er nach Essen, um sich die Stadt und den Verein zehn Tage lang genauer anzuschauen. Beides hat ihn offenbar überzeugt – er sagte zu. Am 15. Oktober wurde Weber offiziell mit der Rückennummer 16 vorgestellt. Über die Laufzeit des Kontrakts vereinbarten Klub und Spieler Stillschweigen. Weber ist „sehr erleichtert“ nach der Vertragsunterzeichnung gewesen. „Der Sommer war natürlich nicht einfach für mich. Ich habe das Beste daraus gemacht und mich fit gehalten.“

Felix Weber: „Was ich bislang so gehört habe, hat RWE tolle Fans, ähnlich wie 1860.“

Die Parallelen zwischen RW Essen und 1860 sind für den Ohlstädter unverkennbar: „Beide sind Traditions- und Arbeitervereine, das gefällt mir sehr gut.“ Weitere Gemeinsamkeiten: Die größten Erfolge von RWE – dem Klub von Helmut Rahn, 1954 Siegtorschütze beim Wunder von Bern – und den Löwen liegen weit zurück: 1955 feierte Essen die Deutsche Meisterschaft, die Sechzger waren elf Jahre später an der Reihe. Seitdem war vor allem eines an der Tagesordnung: Unbeständigkeit.

Das soll sich ändern: Die Rot-Weissen drängen auf die Rückkehr in den Profifußball. Das Ziel ist der Aufstieg. „Wir haben eine starke Mannschaft und einen guten Trainer“ – Weber unterstreicht die Ambitionen. Nach neun Spieltagen steht RWE an der Spitze der Regionalliga West. Zuletzt feierte das Team einen 3:0-Erfolg im Derby gegen Oberhausen. In der 84. Minute kam Weber zu seinem Debüt an der Hafenstraße. „Das war natürlich ein Auftakt nach Maß, ein geiles Spiel.“ 500 Fans verfolgten die Partie live im Stadion. Der 25-Jährige hofft darauf, möglichst schnell vor mehr Zuschauern auflaufen zu können. „Was ich bislang so gehört habe, hat RWE tolle Fans, ähnlich wie 1860.“

Weber: „Irgendwann macht man sich als Spieler natürlich auch seine Gedanken und schaut sich anderweitig um“.

Apropos 1860: Dass sich der Ohlstädter nicht in einem vollen Grünwalder Stadion von den Anhängern der Blauen verabschieden konnte, schmerzt ihn immer noch: „Das Emotionale ist ja leider ausgeblieben, ich wäre gerne unter anderen Umständen gegangen.“ Über die sozialen Netzwerke erhielt er zahlreiche Nachrichten von Fans, die sich bei ihm für die 16 Jahre Einsatz auf Giesings Höhen bedankten. „Jede einzelne Zuschrift hat mich sehr gefreut, auch wenn ich leider nicht alle beantworten konnte.“

Lange war nicht klar, ob die Löwen sich nicht doch noch einmal um eine Vertragsverlängerung mit dem Innenverteidiger bemühen würden. Langfristig planen konnte der TSV nicht, zu unsicher war die finanzielle Situation beim chronisch klammen Traditionsverein aus München-Giesing. „Irgendwann macht man sich als Spieler natürlich auch seine Gedanken und schaut sich anderweitig um.“ Die tiefe Verbundenheit zu seinem ehemaligen Arbeitgeber ist für Weber jedoch auch nach dem Wechsel in den Ruhrpott vorhanden. „Das wird sich nie ändern. Ich schaue jedes Spiel der Jungs an, wenn es sich zeitlich bei mir ausgeht.“ Und dass er als eingefleischter Blauer nun ein rot-weißes Trikot trägt? „Das ist ein anderes Rot als das vom FC Bayern. Von daher geht das schon“, stellt der Ohlstädter mit einem Augenzwinkern klar.

In seiner Löwen-Zeit pendelte er so oft es ging zwischen München und der Ohlstädter Heimat, gilt als sehr heimatverbunden. Das wird künftig naturgemäß schwieriger. 703 Kilometer liegen zwischen Elternhaus und Arbeitsstätte. Für Weber allerdings zu verschmerzen: „Ich bin 25, vielleicht ein guter Zeitpunkt, um mal etwas weiter weg von Zuhause zu leben.“ Und einen positiven Nebeneffekt erhofft er sich ebenfalls: „Dann schätze ich es noch mehr, wo ich herkomme.“ (Marco Blanco-Ucles)

Aufrufe: 029.10.2020, 12:39 Uhr
Garmisch-Partenkirchner Tagblatt / Marco Blanco-UcAutor