Windischgarsten – Ein gutes Beispiel für die Tücken der Personalplanung beim TSV 1860 ist Sascha Hingerl, 21. Der defensive Mittelfeldspieler, eine Fixgröße der zweiten Mannschaft, wurde kurzfristig ins Profiaufgebot für Windischgarsten berufen. Weil er Michael Köllner bei einem U 21-Testspiel aufgefallen war. Weil 1860 auf Hingerls Position unterbesetzt ist. Vor allem aber, um im gestern beendeten Trainingslager auf 20 Feldspieler zu kommen. Ohne den Sechser, der heute eine Lehre im Reha-Bereich beginnt, hätte einer der drei Torhüter einspringen müssen, um einen internen Test Elf gegen Elf hinzukriegen.
Der 1860-Coach sagte zum Abschluss, dass Hingerl seine Sache gut gemacht habe. Solide Technik, vorbildliches Sozialverhalten. „Er hat das Training und die Gruppe nicht gestört, sondern sogar bereichert.“ Anders als die zahlreichen Junglöwen aus den U 17- und U 19-Teams hat Hingerl aber keine ernsthafte Perspektive hinsichtlich des Drittligakaders. Einerseits wünschte Köllner, der Aushilfskraft „eine seriöse Chance“ bieten zu können. Andererseits hat er einen noch innigeren Wunsch: Dass endlich jene drei, vier Verstärkungen kommen, mit denen der Kader eine höhere Qualitätsstufe erreichen würde.
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„Wer genau hinschaut, konnte deutlich sehen, dass wir noch den einen oder anderen richtig guten Mann gebrauchen können“, hatte Köllner nach dem durchwachsenen Test gegen den Zweitligisten FC Juniors OÖ gesagt (1:1). 20 Stunden später war es dann soweit, zumindest fast. Gegen 13 Uhr ließ der Verein mitteilen: „Löwen-Kader soll mit zusätzlicher Erfahrung ergänzt werden. Hasan Ismaik stimmt Konzept zu.“ Bei genauem Lesen wurde zwar deutlich, dass es sich weiterhin um eine Absichtserklärung handelt, nicht etwa um eine Vollzugsmeldung. Verräterisch diesbezüglich die Passage: „Auch wenn es schon verschiedenste Spekulationen rund um die Gesamtkonzeption gab, werden sich die Entscheidungsträger abschließend erst in einer Pressekonferenz äußern, wenn Fakten geschaffen sind.“ Aber auch das stand wörtlich so drin: Die Geschäftsführung befinde sich bereits „in aussichtsreichen Gesprächen“.
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Das werden nicht nur die Fans gerne hören, die sich in Windischgarsten an jeden Transfer-Strohhalm klammerten. Zuletzt auch an die Meldung westfälischer Medien, dass Stephan Salger, 30, bei 1860 im Gespräch sei und sogar bereits zu Verhandlungen freigestellt wurde. Der Defensivallrounder brächte jene Erfahrung und Flexibilität ein, die sich der Löwen-Trainer wünscht. Köllner selbst lobte das Zusammenwirken aller maßgeblicher Instanzen: „Präsidium, Investor, Hauptsponsor.“ Sein Grinsen konnte so gedeutet werden, dass nur noch das finale „Go“ fehlt – „dann können die Spieler kommen“.
Beiläufig deutete Köllner an, bereits im Finale um den Totopokal mit einem aufgewerteten Kader zu planen. Und nicht nur das: Er möchte die Spieler X, Y und Z auch am Sonntag direkt einsetzen; ob gegen Aschaffenburg oder Würzburg wird sich ja heute entscheiden (ab 17.45 Uhr). „Man muss sicherlich hinschauen, aus welchem Rhythmus die Spieler kommen“, sagte er: „Aber grundsätzlich ist es wichtig, dass die Neuzugänge integriert werden. Jetzt – und nicht erst nach dem 15. Punktspiel. Wir wollen zügig mit den Spielern arbeiten und schauen: Setzen sie sich gegen die durch, die bei uns aktuell im Kader stehen?“
Für Sascha Hingerl sind das keine gute Nachrichten, doch es gibt eine Resthoffnung, dass er vielleicht auch neben seiner Ausbildung weiter mittrainieren darf. Köllner: „Wir müssen schauen, was an neuen Spielern kommt – ob die sein Positionsprofil treffen. Danach entscheiden wir.“
(ULI KELLNER)