2024-06-04T08:56:08.599Z

Spielvorbericht
Blau gegen Rot. Das Derby wird mit Spannung erwartet. MIS / Bernd Feil/M.i.S.
Blau gegen Rot. Das Derby wird mit Spannung erwartet. MIS / Bernd Feil/M.i.S.

Drittliga-Derby der Löwen gegen die Bayern: Alle sind heiß

Sonntag steigt der Kracher

Löwen-Coach Michael Köllner glaubt an eine 50:50-Chance und Holger Seitz, Sportlicher Leiter des FCB-Campus, erwartet ein „hochemozionales Spiel“: Es ist angerichtet fürs Stadt-Derby.

München - Michael Köllner hat einen langen Atem. Zumindest was die Redefreudigkeit bei seinen Pressekonferenzen angeht, liegt der neue Löwen-Trainer schon jetzt deutlich vor seinem Vorgänger. Auch am Freitag war die 30-Minuten-Marke kein Problem für Köllner. Am Ende des medialen Stelldicheins, als alle Fragen zum Drittliga-Derby gegen Bayern II beantwortet waren, gab der Oberpfälzer die ­Anekdote um sein erstes Sechzig-Livespiel zum Besten. Mitte der Achtziger Jahre sei’s gewesen, Aufstiegsrunde zur zweiten Liga. „Das hab ich mir mit dem Fernrohr vom Olympiaturm aus angeschaut. Wir waren auf einem Ministrantenausflug mit Zwischenhalt München. Die Gruppe hat bis zum Abpfiff auf mich warten müssen, weil ich ein Zehnerl nach dem anderen ins Teleskop geschmissen hab…“

„Jeder Spieler wird heiß sein, der Gegner, die Zuschauer“

Gut 30 Jahre später wird Köllner am Sonntag bei seiner Premiere als 1860-Trainer kein Fernrohr brauchen. Höchstens ein Megafon bei der zu erwartenden Geräuschkulisse auf Giesings Höhen. „Das ist ein tolles Spiel“, freut sich der Trainer. „Jeder Spieler wird heiß sein, der Gegner, die Zuschauer. Wenn du Leidenschaft reinbringst, kompakt stehst und diszipliniert agierst, dann hast du eine 50:50-Chance. Am Ende brauchen wir auch Spielglück, dass die Dinge für uns laufen.“

Nähere Einblicke in seinen Matchplan verkniff sich Köllner aus naheliegenden Gründen. Von allzu großen Änderungen gegenüber dem erfolgreichen Auftritt in Halle (1:0) ist allerdings nicht auszugehen. „Dort hat vieles gut funktionert“ verwies er auf das 5-3-2-System von Interimstrainer Oliver Beer, dessen Konterplan an der Saale mit etwas mehr Konsequenz im Abschluss auch in einen Kantersieg hätte münden können.

TSV 1860 München: Keeper Bonmann ist wieder fit

Weiterhin fehlen werden die beiden Kreativkräfte Timo Gebhart und Efkan Bekiroglu, auch Benjamin Kindsvater fällt mit Leistenproblemem aus. Wieder fit ist Torhüter Hendrik Bonmann, was bei Köllner allerdings noch lange nicht heißt, dass er auch direkt auf seinen Stammplatz zurückkehren wird. Am Freitag klang es vielmehr danach, als ob Marco Hiller im Tor bleiben würde. Mit ihm habe die Mannschaft in den vergangenen Wochen „stabil“ gewirkt, meinte Köllner. Grundsätzlich habe 1860 im Tor eine Luxussituation, auch die Nummer drei, Tom Kretzschmar, sei bedenkenlos einsetzbar. Trotzdem: „Die Entscheidung, die ich auf dieser Position treffe, hat eine gewisse Aussagekraft bis zur Winterpause.”

Und sonst? „Es ist keine Frage, dass unsere Fans und wir lieber ein Derby gegen die erste Mannschaft der Roten bestreiten würden“, sagt Köllner. „Aber wir sollten nicht träumen, sondern müssen die Realität annehmen – und die heißt nun einmal dritte Liga. Hier müssen wir bestehen und unsere Ziele erreichen. Alles andere ist zu weit weg.“ Da hilft auch kein Fernrohr.

Können die Bayern-Fans am Sonntag im Grünwalder jubeln?

FCB fit fürs „wichtigste Spiel des Jahres“

„Für uns und unsere Fans ist es das wichtigste Spiel des Jahres. Darum wird es sicher ein hochemotionales Spiel. Man spürt schon jetzt, dass es für alle Beteiligten um mehr geht als um drei Punkte“, bringt Holger Seitz den Stellenwert des anstehenden Derbys zwischen Bayern II und dem TSV 1860 auf den Punkt.

Der stellvertretende Sportliche Leiter am FCB-Campus glaubt, dass solch ein prestigeträchtiges Spiel viele junge Spieler im Hinblick auf die weitere Karriere prägen könne: „Viele Spieler, ich rede jetzt von den zahlreichen jüngeren Spielern, denen wir die Chance einräumen, dritte Liga zu spielen, können auf alle Fälle einen weiteren Schritt in Richtung professioneller Herrenfußball machen. Sie spüren sicherlich, dass es ein besonderes Spiel ist. Die Vorbereitung unter der Woche ist nochmal intensiver und schärft alle Sinne für diese Aufgabe. Es ist ein gewisser Druck vorhanden und von daher kann man an solchen Aufgaben sicherlich reifen.“

„Die Probleme zu Beginn waren einkalkuliert“

Insgesamt ist man beim FCB mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden. „Die Probleme zu Beginn waren einkalkuliert, weil die dritte Liga einfach eine andere Hausnummer ist, als es die Regionalliga Bayern war: Das ist ein ganz anderer Anspruch als in der Regionalliga. Und es sind viele abgezockte Spieler mit Erstligaerfahrung in den gegnerischen Mannschaften. Wir hingegen spielen mit einigen A-Jugendlichen und wussten daher, dass es eine Zeit lang dauert, bis sich alle akklimatisiert haben. Wichtig ist, dass sich alle Spieler Stück für Stück weiterentwickeln und aus Rückschlägen lernen. Das tun sie.“

Lesen Sie auch: Die Löwen müssen unter ihrem neuen Trainer Michael Köllner gegen Stadtrivale FC Bayern II ran. Drittliga-Experte Martin Piller tippt die Begegnungen bis zur Winterpause.

Und: Wenn am Sonntag der TSV 1860 auf den FC Bayern II trifft, befinden sich auch in der Dritten Liga Welten zwischen den Erzrivalen. Hier gibt‘s den Check. Wie Sie das Derby zwischen 1860 München und den FC Bayern II live per Stream verfolgen können, erklären wir Ihnen auf *tz.de.

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Derbystimmung: Am Sonntag wird’s keinen freien Platz geben. Sigi Jantz
Aufrufe: 023.11.2019, 10:41 Uhr
Münchner Merkur / tz / Manuel Ludwig Bonke KrammerAutor