2024-04-23T06:39:20.694Z

Vereinsnachrichten
Daniel Wein (l.) erhielt ein Sonderlob von Sascha Mölders. F: Leifer
Daniel Wein (l.) erhielt ein Sonderlob von Sascha Mölders. F: Leifer

Daniel Wein: Gereiftes Münchner Kindl

Der Sechser geht voran

Im Organigramm des TSV 1860 wird Daniel Bierofka als „Cheftrainer“ angeführt, was grundsätzlich korrekt ist, allerdings nur einem Teil der Wahrheit entspricht. Quasi nebenbei ist der Urlöwe auch noch als Spielerscout tätig, als Integrationsfigur, auf die sich in einem gespaltenen Klub alle einigen können, Fans wie Funktionäre. Und nicht zu vergessen: Bierofka, 38, übernimmt auch den schon länger vakanten Job des Sportchefs.

Dafür dass er diesen Part nie angestrebt hat, ist er überaus erfolgreich im Anwerben günstiger, charakterlich guter Spieler für seine anspruchsvolle Regionalliga-Mission. Bierofka landet jedenfalls mehr Volltreffer als viele seiner hochbezahlten Vorgänger. Die Transferbilanz des zurückliegenden Sommers spricht eine deutliche Sprache. Fünf altgediente Löwen-Profis hat er zu einem Comeback bewegt (Gebhart, Mölders, Mauersberger, Ziereis, Steinhart), darüber hinaus mit Aron Berzel und Daniel Wein zwei Defensivmänner verpflichtet, die nicht mehr aus dem Team wegzudenken sind. Speziell der langjährige Bayer Wein, vom SV Wehen gekommen, hat sich als Wachposten vor der Abwehr unentbehrlich gemacht. Am Freitag, als das Spiel gegen Greuther Fürth stockte, half der Sechser sogar mit einem späten Siegtreffer aus (79.).

Die Abendzeitung lehnte sich weit aus dem Fenster und verglich den offensivstarken Mittelfeldabräumer mit dem jungen Bastian Schweinsteiger. „Der Dani macht die Drecksarbeit, räumt erst mal defensiv ab“, urteilt Mitspieler Christian Köppel: „Dass er auch geile Diagos (Diagonalbälle/Red.) schlagen kann, ist einzigartig.“ Jetzt, da Timo Gebhart ausfällt, dem er sonst den Rücken freihält, fällt umso mehr auf, wie komplett der frühere U 19-Nationalspieler ist – defensiv wie offensiv. „Er stabilisiert hinten gut, ist ein super Passspieler“, sagt Stürmer Sascha Mölders voller Hochachtung. Und auch der Trainer schwärmt in höchsten Tönen vom gereiften Münchner Kindl, das von der U 7 bis zur U 12 schon einmal das Löwen-Trikot getragen hatte.

„Er ist ein eher ruhiger Typ außerhalb des Platzes. Im Spiel geht er aus sich raus“, so Bierofka: „Was mich am Vino besonders beeindruckt, ist seine Konstanz. Man kann ihn sich gar nicht mehr wegdenken von der Sechs. Er hat alle Voraussetzungen für die Position: Übersicht, Technik, Robustheit und eine gute Antizipation, er ahnt viele Situationen voraus. Wir können froh sein, dass er sich für Sechzig entschieden hat.“

Womöglich liegt das an einer gewissen frühkindlichen Prägung, denn auch Daniels Vater Walter hatte einst für 1860 II gespielt, stand nach eigener Auskunft sogar auf dem Sprung zu den Profis, ehe er sich für eine Laufbahn bei der Polizei entschied. „Er sagt, dass er das Potenzial dazu gehabt hätte“, berichtet Wein jr., der auch deswegen nicht lange überlegen musste, als 1860 im Sommer anklopfte, weil ihm in Wiesbaden etwas gefehlt hat. „Ich wollte unbedingt wieder nach Hause zu Familie und Freunden“, so Wein: „Ich bin ein Typ, der sich auch außerhalb des Platzes wohlfühlen muss.“

Dass er sich auf dem Platz wohlfühlt, war zuletzt deutlich zu sehen. „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, im Grünwalder Stadion zu spielen“, nennt er den Hauptgrund: „Jedes Spiel dort ist für mich ein Derby.“

Aufrufe: 019.9.2017, 08:14 Uhr
Uli Kellner - Münchner MerkurAutor