2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die nächste Schieflage: Der TSV 1860 kommt nicht zur Ruhe. Nach distanziert klingenden Aussagen des Präsidiums wird aktuell über die Zukunft von Trainer Daniel Bierofka diskutiert. Wagner
Die nächste Schieflage: Der TSV 1860 kommt nicht zur Ruhe. Nach distanziert klingenden Aussagen des Präsidiums wird aktuell über die Zukunft von Trainer Daniel Bierofka diskutiert. Wagner

Bierofka nach Aussagen des Präsidiums sprachlos

„Deswegen brauch‘ ich erst mal ne Pause...“

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Die jüngsten Aussagen des Löwen-Präsidiums schlagen Bierofka offenbar aufs Gemüt.

Wärmende Spätsommersonne, dazu ordentlich Zug drin im ersten Training nach dem freien Wochenende. Daniel Bierofka wirkte zufrieden, als er gestern vom Übungsrasen stapfte und vorher noch einen in die Botanik geschossenen Ball suchte. Er lachte und scherzte mit seinem Betreuerstab. Bis er von den Pressevertretern angesprochen wurde, die hinter der Absperrung warteten. Ein kurzes Statement? „Nach gestern nicht“, beschied der 1860-Coach mit ernstem Ton – um auf den Einwand hin, dass er am trainingsfreien Montag doch gar nichts öffentlich gesagt habe, darzulegen: „Ich hab’ nichts gesagt. Andere haben was gesagt. Deswegen brauch’ ich mal ’ne Pause.“

Unschwer zu erraten, wen Bierofka meinte, als er sich auf Aussagen bezog, die ihm augenscheinlich aufs Gemüt geschlagen sind. Da am Montag sonst keiner Dinge von Belang in den Löwen-Diskurs einbrachte, ging es sehr wahrscheinlich um das Statement des Präsidiums auf der Internetseite des Vereins (tsv1860.org). Dort war unter dem harmlos klingenden Titel „Häufig gestellte Fragen zum Profifußball“ eine sog. „FAQ-Sammlung“ erschienen: 18 Fragen, die von Robert Reisinger und Co. selbst gestellt und ausführlich beantwortet wurden. Nicht nur der Themenkomplex mit Hasan Ismaik geriet dabei zum Aufreger (wir berichteten) – im Trainerbüro ganz offensichtlich auch Frage 15, die ohne aktuellen Aufhänger so lautete: „Was ist, wenn Daniel Bierofka keine Lust mehr auf das Traineramt hat?“

Wie viele Fans und Mitglieder es wirklich sind, die sich für die Arbeitsmotivation des bis 2022 gebundenen Trainers interessieren, ist schwer einzuschätzen. Sollte diese Frage aber tatsächlich jemandem unter den Nägeln brennen, so gibt es nun eine fertig ausformulierte Antwort. Sie lautet: „Daniel Bierofka hat beim TSV 1860 München eine besondere Rolle, die über die eines normalen Trainers hinausreicht. Seine Scharnierfunktion in alle Richtungen und seine persönliche Identifikation mit den Löwen ermöglicht, dass sich irgendwie alle auf ihn einigen können. Auch unser Mitgesellschafter, der bis dato als wenig geduldig mit Trainern gilt. Das ist erfreulich und hat ihm einen langfristigen und für die Verhältnisse in der 3. Liga gut dotierten Vertrag eingebracht. Der TSV 1860 schätzt Bierofkas Engagement und weiß es zu honorieren. Doch auch in seinem Fall gelten die bekannten Mechanismen der Branche: Erhält er ein attraktives Angebot eines höherklassigen Klubs, kann ihm niemand verdenken, wenn er die Offerte annehmen würde. Als junger Trainer muss er auch seine eigene Karriere im Blick haben. Der TSV 1860 München hat vor Daniel Bierofka existiert und er wird es auch nach ihm tun. Seine Verdienste um die Löwen schmälert das nicht.“

Die Meinungen, wie dieses Statement zu werten ist, gehen auch in Fankreisen stark auseinander. Während die einen auf die zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung verweisen, finden es andere irritierend, dass Bezug auf die Ausgestaltung des Trainer-vertrages („gut dotiert“) genommen wird. Nicht jeder versteht auch, warum der fiktive Fall skizziert wird, dass der Löwe aus Leidenschaft auch noch mal woanders Meriten sammeln könnte. Der Begriff des „Weglobens“ fiel in nicht wenigen Kommentaren. Relativ starker Tobak ist nach allgemeiner Einschätzung der vorletzte Satz, wonach das Fortbestehen des TSV nicht vom Trainer abhänge. Betont Bierofka nicht in fast jedem Interview, dass er sich als „temporäre Person“ sieht und keiner bei 1860 größer zu sein habe als der Verein selbst? Dass so ein Satz aufgeschrieben wird, sagt mehr über die Verfasser aus als über denjenigen, auf den die Aussage gemünzt ist,

Man ahnt: Vor allem wegen dieser Passage hat sich Bierofka einen Maulkorb verpasst. Es ist seine Art auf Aussagen zu reagieren, die seit Montag, nicht „häufig“, sondern sogar sehr häufig rund um den TSV 1860 diskutiert werden.

Aufrufe: 017.9.2019, 11:09 Uhr
Münchner Merkur / Uli KellnerAutor