2024-04-23T13:35:06.289Z

Vereinsnachrichten
Ursula Hoppen war Initatorin des Anti-Ismaik-Antrags.
Ursula Hoppen war Initatorin des Anti-Ismaik-Antrags.

Anti-Ismaik-Antrag: Wie könnte er umgesetzt werden?

Offene Fragen

In der Mitgliederversammlung stimmte eine Mehrheit dafür, dass der e.V. nicht mehr mit Hasan Ismaik kooperieren soll. Wie gehen die Löwen nun mit dem Antrag um?

München - Ein erleichtertes Lächeln im Gesicht, den zehnjährigen Sohnemann Raphael als einen der ersten Gratulanten neben sich – so bedankte sich Robert Reisinger um kurz vor halb fünf bei den Löwen-Mitgliedern in der Freimanner Zenith-Halle. Der TSV 1860 hat wieder einen gewählten Präsidenten. Mit 844 von 1359 Stimmen (bei 150 Enthaltungen) wurde Reisinger bis 2019 im Amt bestätigt. Der 53-jährige Münchner, beruflich als Personal- und Unternehmensberater in der Logistikbranche tätig, wird die Amtszeit des zurückgetretenen Peter Cassalette zu Ende führen.

„Ich bedanke mich für den Vertrauensvorschuss und hoffe, dass ich das Vertrauen zurückzahlen kann“, sagte Reisinger, nachdem er die Wahl angenommen hatte. „Helfen Sie mir, den TSV 1860 wieder zu einem Verein zu machen, auf den seine Mitglieder und Fans stolz sein können.“ Die Basis der weiteren Zusammenarbeit in der KGaA seien jetzt „realistische Zielvorstellungen, Geduld und Sachkundigkeit“. Hauptgesellschafter Hasan Ismaik habe bereits signalisiert, dass er für den Einstieg weiterer Investoren offen sei. Als wahrscheinlichste Variante gilt eine Kapitalerhöhung, die bei der nächsten außerordentlichen Mitgliederversammlung beschlossen werden könnte.

Die Wahl der vier neuen Verwaltungsräte, die das neunköpfige e.V.-Gremium komplettieren, wurde zur Niederlage für Yahya Ismaik. Auf den Bruder des Investors entfielen zu wenige Stimmen. Das neu gewählte Quartett heißt Sascha Königsberg, Nicolai Walch, Sebastian Seeböck (alle drei von PRO1860 empfohlen) sowie Saki Stimoniaris. Der MAN-Betriebsratschef stand auf der Liste des Fanklub-Dachverbands ARGE.

Veranstaltung beginnt später als gedacht

Begonnen hatte die Veranstaltung um 10.50 Uhr, 50 Minuten später als geplant. Wesentlich mehr Mitglieder als gedacht wollten im Zenith mit dabei sein, um die Entscheidungen nicht nur aus den Medien zu erfahren, sondern aktiv daran mitzuwirken. Bestimmt wurde die Versammlung von der Diskussion um die Schuldfrage für die Ist-Situation und mögliche Wege zurück in den höherklassigen Fußball. Während Cheftrainer Daniel Bierofka mit tosendem Stehapplaus begrüßt wurde, gab’s für Ex-Geschäftsführer Anthony Power und Yahya Ismaik gellende Pfiffe. Mehrmals musste Versammlungsleiter Daniel Bauer später die emotionalen Wogen glätten.

Womöglich half Reisinger auch die Rede von Geschäftsführer Markus Fauser. „Es ist mein Appell, dass für Kontinuität gesorgt werden muss“, hatte der KGaA-Chef für eine Bestätigung geworben. Zum Thema Stadion sagte Fauser: „Die Arena hätte uns im Vergleich zum Grünwalder Stadion über eine Million mehr pro Saison gekostet. Ich hatte keine finanziellen Mittel, um diese Mehrkosten abzudecken. Es war nicht darstellbar. Das Risiko wäre immens groß gewesen.“

Erfreuliche Zahlen: Im Vergleich zum Sommer 2016 haben die Löwen ihre Mitgliederzahl von 19 360 auf aktuell 20.409 gesteigert.

Antrag gegen Ismaik wird angenommen

Um 19.40 Uhr gab es für Hasan Ismaik die letzte und vielleicht folgenschwerste Watschn des Tages. Als viele Investoren-Unterstützer schon auf dem Weg nach Hause waren, kam Ursula Hoppens Antrag auf Kündigung des Kooperationsvertrags zwischen dem e.V. und Ismaik zur Abstimmung. „So geht es nicht weiter“, erklärte Hoppen bei der Vorstellung ihres Antrags. Ismaiks nicht erfolgte Zahlung für die Drittligalizenz sei eine Hauptpflichtverletzung und damit ein Kündigungsgrund für die Zusammenarbeit. „Wir schaffen es auch ohne Investor“, sagte Hoppen. Auf Basis der „cholerischen und erpresserischen Zusammenarbeit mit Ismaik“ sei eine Genesung der Löwen nicht möglich. „Es geht ihm nur ums Geld. Alle Treueschwüre sind nur Marketing“, so Hoppen weiter.

Noch auf der Bühne erklärte Präsident Robert Reisinger, dass er mit dem Antrag nicht konform gehe. „Ich habe damit Kopfschmerzen“, meinte er. Hoppen wurde dazu gebracht, ihren Antrag vor Abstimmung wenigstens zu verändern. Aus „unverzüglich“ wurden sechs Monate. Die Abstimmung war trotzdem eine krachende Niederlage für das Pro-Ismaik-Lager. 331 Mitglieder stimmten dafür, nur 56 dagegen, darunter Reisinger und seine beide Vizepräsidenten Heinz Schmidt und Hans Sitzberger. „Das wird die Verhandlungen nicht leichter machen“, sagte ein sichtlich zerknirschter Reisinger im Anschluss zur tz. „Wir wissen noch nicht genau, was das für Konsequenzen haben wird. Es wird aber rechtlich geprüft werden.“ Egal ob der Antrag am Ende rechtsbindend ist oder nicht – für neuen Zündstoff hat er gesorgt.

Die Mitgliederversammlung des TSV 1860 im Ticker zum Nachlesen.

Aufrufe: 024.7.2017, 09:34 Uhr
Ludwig Krammer, Florian FussekAutor