2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
F: Leifer
F: Leifer

1860: "Bei Aufstieg könnte U21 wieder nützlich werden"

Ama-Lion-Gründer über die Zukunft

Da der TSV 1860 München an allen Ecken sparen muss, steht nun die Abmeldung der zweiten Mannschaft im Raum. Das Fanportal und -magazin Ama-Lion beschäftigt sich ausnahmslos mit den Sechzig-Amateuren. Gründer Stefan Kranzberg spricht im Interview über die aktuelle Situation beim TSV.

Dem Zwangsabstieg der Profis des TSV 1860 folgte die Rückstufung der Löwen-Reserve in die Bayernliga. Da der Verein einen allgemeinen Sparkurs fährt, steht nun im Gespräch, die Zweite Mannschaft ab kommender Saison aus dem Spielbetrieb zu nehmen. Die Amateurmannschaft, die jahrelang als das Aushängeschild des Vereins und folglich als gutes Ausbildungsteam galt, steht vor dem Aus. Für jene, die den Nachwuchs des TSV seit Jahren verfolgen, eine ungewohnte Situation.

Die Sechzig-Amateure dienten vielen Anhängern in den vergangenen Jahren als Ersatz gegenüber der ersten Mannschaft, die viele Fans jahrelang enttäuschte. Da die Amateurspiele gut besucht waren, entschlossen sich drei Löwen-Fans 2004, eine Stadionzeitung für die Amateure herauszubringen: den Ama-Lion. Einer der Gründer des Magazins ist Stefan Kranzberg. Der eingefleischte Sechzger hat in seinem Leben um die 500 Spiele der Zweitvertretung der Giesinger gesehen und war vor 14 Jahren mit dabei, als Ama-Lion ins Leben gerufen wurde. Der Abmeldung "seiner" Löwen sieht er kritisch, sollte es bei der ersten Mannschaft mit dem Aufstieg klappen.

Herr Kranzberg, was war Ihre Reaktion, als Sie mitbekommen haben, dass die Amateure eventuell abgemeldet werden?

Es hat mich nicht gewundert, im Gegenteil: ich hatte eigentlich schon vor der Saison damit gerechnet, als klar war, dass die Erste nun in der Regionalliga antreten würde. Wahrscheinlich war damals die Zeit zu knapp, um den Jungs, die es nicht in die neue Erste geschafft haben, trotz laufender Verträge eine andere Perspektive aufzeigen zu können. Das ist aber natürlich nur meine Vermutung.

Braucht 1860 Ihrer Meinung nach eine Zweite Mannschaft? Wenn ja, wieso?

Das ist eine schwierige Frage. Aktuell sehe ich die Notwendigkeit nicht, zumal es ja ohnehin keinen fixen U21-Kader gibt. Aber perspektivisch könnte eine Zweite Mannschaft schon wieder Sinn machen, um einen soften Übergang zwischen U19 und Erste Mannschaft zu gewährleisten. Auf der anderen Seite kostet eine U21 auch Geld und das ist bei den Löwen bekanntlich nicht gerade im Übermaß vorhanden. Zudem gehen mittlerweile ja viele Vereine den Weg ohne eigene Zweitvertretung und führen dafür nachvollziehbare Gründe an.

Das Auswärtsspiel gegen Vilzing wurde vor 1.850 Zuschauern ausgetragen, das Interesse an der zweiten Mannschaft ist also da. Wie erklären Sie sich also den Gedankengang der sportlichen Leitung?

Auswärtsspiele erachte ich da nicht als Gradmesser, weil gerade in eher ländlichen Regionen - und das soll bitte nicht negativ verstanden werden - der Name "1860 München" die Zuschauer anlockt und es dann zweitrangig ist, ob da nun die Erste Mannschaft oder die U21 kommt. Entscheidender ist da die Zuschauerentwicklung bei Heimspielen, denke ich. Und da sollte man sich vor Augen führen, dass kaum noch Zuschauer kommen, was mit Sicherheit auch daran liegt, dass nun auf dem Trainingsgelände gekickt wird und diejenigen, die sich in den letzten Jahren die Amas angeschaut haben, nun nicht mehr kommen, weil die Erste Mannschaft endlich nach Giesing zurückgekehrt ist.

Stört es, dass es momentan keinen eigenen Trainer und festgelegten Kader für die Bayernliga-Mannschaft gibt?

Mei, "stören" tut es mich nicht, aber etwas befremdlich finde ich es dann doch, weil auf diese Weise keine Kontinuität zustande kommen kann, wenn Woche für Woche ein anderes Team antritt und sich aufeinander einstellen muss. Insofern darf man sehr zufrieden sein, wie die Mannschaft sich bislang geschlagen hat.

Besonders aufgrund von wirtschaftlichen Aspekten steht die Mannschaft vor dem Aus. Wird hier ignoriert, dass sportlich gesehen eine Zwischenstation zwischen U19 und erster Mannschaft wegfällt?

Wie vorhin bereits ausgeführt: in der jetzigen Konstellation braucht es keine U21, bei einem Aufstieg der Erste Mannschaft könnte die U21 aber durchaus wieder nützlich werden. Ich persönlich fände es schade, wenn die U21 eingestampft würde, zumal sich 1860 ja immer so mit seiner Jugendarbeit rühmt – und da gehören für mich auch die Amateure dazu. Ich fände es bedauerlich, wenn man aus wirtschaftlichen Gründen auf die U21 verzichten würde, aber das ist letztendlich eine Angelegenheit, die die KGaA zu entscheiden hat.

Ist die aktuelle Regionalliga-Mannschaft für Sie ein Ersatz für die Amateure?

Auf jeden Fall. Eigentlich war es bei mir ja damals so, dass die Amateure nur deswegen ein Thema wurden, weil ich keinen Bock hatte, ins Olympiastadion oder später in die Arena zu gehen. Eine Art Ersatzbefriedigung also, die dann zum Selbstläufer wurde. Jetzt, wo die Erste wieder im Sechzgerstadion spielt, ist der Fokus ohnehin wieder ganz klar dorthin ausgerichtet.

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Aufrufe: 06.3.2018, 09:00 Uhr
Antonio RietherAutor